Großes Interview

Schitter: „Wir haben sehr viele Dinge gut gemacht“

Salzburg
03.01.2019 09:00
Trotz der Obuskrise vom vergangenen Herbst sollen die beiden Vorstände der Salzburg AG im Frühjahr je 90.000 Euro Jahresbonus erhalten. Leonhard Schitter meint dazu, sein Unternehmen sei viel mehr als Verkehr. Und er blickt mit der „Krone“ auf 2019 voraus.

Wie ist 2018 für die Salzburg AG verlaufen?

2018 war ein sehr erfolgreiches Jahr. Wir haben uns stark auf den Ausbau der erneuerbaren Energie konzentriert – etwa mit dem Kraftwerk Dießbach (bei Saalfelden, Anm.).

2018 war aber auch das Jahr der Obuskrise...

Wir haben sehr viele Dinge gut gemacht. Dass gerade in den letzten Wochen Probleme beim Obus aufgetaucht sind, damit bin ich nicht glücklich gewesen, das ist keine Frage,

Was ist falsch gelaufen?

Das Wichtige ist, dass wir die Fehler erkannt haben und dass wir sehr schnell gemeinsam mit dem Betriebsrat ein Maßnahmenpapier entwickelt haben, um die Situation der Obuslenker zu entlasten, die einen Top-Job machen. Wir haben bei den Dienstplänen eine gute Verbesserung geschafft.

Verstehen Sie, dass die Menschen grantig waren?

Ich verstehe die Sorge der Menschen. Es sind Dinge passiert, die so nicht hätten passieren dürfen. Aber wir schauen jetzt nach vorne und arbeiten die Punkte ab, die wir mit dem Betriebsrat auf den Weg gebracht haben. So wollen wir bis April auf 280 Obusfahrer kommen. Und wir haben die Anschaffung von 15 neuen Obussen vorgezogen und die Linie 9 wird bis Ende Jänner gefahren.

Warum sollte der Vorstand für 2018 trotz Obuskrise einen Bonus erhalten?

Es geht nicht um einen Bonus, sondern um einen leistungsorientierten variablen Gehaltsbestandteil, wie ihn etwa 80 Prozent der Mitarbeiter der Salzburg AG haben. Vieles ist gut gelaufen. Wir werden dem Aufsichtsrat im April einen sehr detaillierten und kritischen Bericht vorlegen und dann schauen, wie es weitergeht.

Sie sehen keinen Grund, warum Sie den leistungsorientierten Gehaltsanteil nicht bekommen sollten?

Sie können sicher sein, wir werden dem Aufsichtsrat einen sehr detaillierten Bericht vorlegen. Sind Zielvorgaben nicht entsprechend erreicht worden, wird es dafür auch nichts geben.

Der Bericht muss ja wohl selbstkritisch sein

Kritisch zu den Dingen, die nicht so optimal gelaufen sind. Aber selbstverständlich werden wir auch darstellen, was gut gelaufen ist.

SPÖ-Vorsitzender Walter Steidl meint, sie sollten aus Gründen der Moral und des Anstands auf die Boni verzichten. Was sagen Sie dazu?

Wie bereits dargelegt, werden wir im April dem Aufsichtsrat einen detaillierten Leistungsbericht über unsere Arbeit vorlegen.

Was sind die Schwerpunkte für das Jahr 2019?

Einen starken Schwerpunkt werden wir im Kundenbereich setzen. Hier werden wir die Produkte noch stärker zusammenfassen.

Ein konkretes Beispiel?

Wir werden die Produkte im Bereich Strom und Wärme mit Mobilität verbinden, mit dem Jahresticket des Obus – ein Bündelprodukt mit finanziellen Vorteilen für Jahreskartenbesitzer.

Also Freifahrttage für die Strom- und Internetkunden?

So ist es. Das wird neu kommen. Wir werden weiterhin stark auf das Thema erneuerbare Energie setzen und in Gries (im Pinzgau, Anm.) das 30. Wasserkraftwerk haben. Auch die Photovoltaik ist Schwerpunkt. Beim Breitband-Internet liegt 2019 der Schwerpunkt im Trumer Seengebiet. Wir bauen bis 2030 sukzessive in jedem Gau aus und wollen das schnellste Internet für Salzburg. Und wichtig ist uns auch die Elektromobilität.

Wie ist es, in einem politisch kontrollierten und im Fokus der Öffentlichkeit stehenden Unternehmen zu arbeiten?

Einerseits ist die Salzburg AG ein Unternehmen wie jedes andere auch und wird privatwirtschaftlich geführt. Aber wir spielen auch in vielen Lebensbereichen der Salzburgerinnen und Salzburger eine zentrale Rolle und da ist es selbstverständlich, dass wir auch immer Teil von gesellschaftspolitischen Diskussionen sind. Das ist in Ordnung und gut so.

Wie weit spielt die Politik im Unternehmen eine Rolle?

Für mich gibt es hier keine Farbenlehre. Wichtig sind die Qualifikation und die Leidenschaft für das Unternehmen.

Sie stehen im Ruf, gewisse Anflüge eines Sonnenkönigs zu haben.

Das höre ich zum ersten Mal. Wir machen alle zwei Jahre eine Mitarbeiterumfrage und fast 80 Prozent der Befragten sagen: Die Salzburger AG ist ein sehr guter Arbeitsplatz. Das ist ein sehr guter Wert.

Sind Sie ein Sonnenkönig?

Der letzte Sonnenkönig, den ich kannte, war Bruno Kreisky. Ich bin der Vorstandssprecher eines großen Salzburger Unternehmens. Diese Verantwortung nehme ich gerne wahr.

Wolfgang Fürweger
Wolfgang Fürweger
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