Geologe im Einsatz

Bischofsmütze bröckelt: Berg wird streng bewacht

Salzburg
31.08.2018 11:10

Wenn es um die Bischofsmütze in Filzmoos geht, ist Landesgeologe Gerald Valentin eine Art „Wächter“. Alle zwei Jahre kontrolliert und vermisst er alles . Die größten Spalten unterhalb des Gipfels in der fast senkrechten Felswand werden genau unter die Lupe genommen. Die gute Nachricht heuer: Eines der Wahrzeichen Salzburgs ist in Bewegung, aber droht nicht komplett zu zerbröckeln - noch.

Schwindelfrei und viel alpine Erfahrung - das sind die Voraussetzungen, wenn man die steilen Flanken der Bischofsmütze in zirka 2400 Meter Seehöhe als Arbeitsplatz hat. Landesgeologe Gerald Valentin und Bergführer Hans Wallinger haben sich von Pilot Alfred Pritz zum „Sorgenkind“ per Tau hinauffliegen lassen, um dort die Messreihe per Laser fortzusetzen, die es seit 2001 gibt. Das Fazit: „Die Hauptspalten unterhalb des Gipfels sind in Bewegung, die Deformationen liegen aber innerhalb der Messtoleranz. Diese Klüfte sind maßgeblich für die Stabilität des ganzen Gipfelbereiches“, so Valentin. Das sind gute Nachrichten, denn von der Bischofsmütze könnten hunderttausende Tonnen Gestein ins Tal donnern.

Allerdings: An der Ostseite gibt es laut Valentin lose Schuppen, eine davon hat 10.000 Kubikmeter, die extrem labil sind. „Wir nehmen an, dass die morgen, übermorgen oder innerhalb der kommenden zehn Jahre herunterdonnern werden. Hier besteht aber keine konkrete Gefahr für Menschen, höchstens im Winter auf der Skiroute ins Stuhlloch. Deshalb werden diese Bereiche auch nicht extra einem Monitoring unterzogen“, kennt Valentin die Schwachstellen des Bergs.

Die Flugpolizei und Gerald Valentin müssen alle zwei Jahre zum Gipfelbereich, um die Spaltenbreite zu kontrollieren, eine elektronische Messung ist nicht möglich. „Weil es da oben viel zu exponiert ist. Blitzschlag würde die Sensoren zerstören“, weiß der Landesgeologe und erzählt von einem weiteren „Sorgenkind“ in Salzburg, dem Ingelsberg in Bad Hofgastein. Hier lauern lose Felsbrocken oberhalb der Ortschaft, der Berg wurde daher komplett mit elektronischen Sensoren ausgestattet: „Die Daten können wir live abrufen. Falls sich der Berg außerhalb der festgelegten Toleranz bewegt, bekommen wir ein SMS aufs Handy, um in einem Notfall die Menschen warnen und den Evakuierungsplan aktivieren zu können.“

250.000 Tonnen Gestein beziehungsweise 100.000 Kubikmeter donnerten am 22. September 1993 und am 10. Oktober 1993 bei zwei großen Felsstürzen ins Tal. Niemand wurde verletzt, keine Wege beschädigt, allerdings änderte der markante Berg sein Aussehen und das lose Material richtete in Form von Muren im Tal bei der Oberhofalm in Filzmoos Sachschaden an. Seither steht der markante Berg unter Beobachtung, um neue Ereignisse so gut wie möglich voraussagen zu können. „Sicherheit steht ganz oben“, erklärt der Landesgeologe. „Man kann sich diesen Berg wirklich vorstellen wie einen Schweizer Käse. Innerhalb des massiven Kalkstockes gibt es große Hohlräume, das Fundament besteht aus labilem Dolomit. Dieses System ,hart auf weich‘ macht die Bischofsmütze zu einem Sorgenkind für uns Geologen“, erklärt Valentin.

Würden die Geologen eine massive und schnellere Veränderung feststellen, werden zuerst die Messintervalle verkürzt. „Wenn wir dann sehen, es geht in Richtung eines größeren Felssturzes, müsste der Normalweg auf die Bischofsmütze behördlich gesperrt werden. “Genau gesagt, kann der Bürgermeister eine ortspolizeiliche Verordnung machen", ergänzt Philipp Kogler, Katastrophenschutzreferent der Bezirkshauptmannschaft Tennengau.

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