Albanien hilft

Tuberkulose! 16 Migranten müssen von der Diciotti

Ausland
25.08.2018 19:51

Die Lage auf der Diciotti, die seit fünf Tagen im Hafen von Catania auf Sizilien liegt (siehe Video), wird immer ernster. Am Samstag ordnete die Gesundheitsbehörde den sofortigen Ausstieg von 16 Migranten an Bord des Rettungsschiffs an. Drei Männer leiden an Tuberkulose, weitere zwei an Lungenentzündung, berichteten italienischen Medien. Auch elf Frauen wurde erlaubt, das Schiff zu verlassen. Fünf Frauen weigerten sich allerdings, das Schiff ohne ihre Angehörigen zu verlassen. Sorgen bereiten auch die hygienischen Zustände. Demnach stehen nur zwei Bäder für 150 Migranten zur Verfügung. Nachdem am Freitag in Brüssel ein Treffen von Vertretern mehrerer EU-Staaten ergebnislos endete, ist keine baldige Lösung für die Geretteten in Sicht. Das italienische Außenministerium verkündete allerdings Samstagabend eine erste Erfolgsmeldung: Albanien nimmt 20 Migranten auf.

„Außenminister Enzo Moavero Milanesi dankt Albanien für den Beschluss zur Aufnahme von 20 Migranten, die sich an Bord der Diciotti befinden. Das ist ein Zeichen großer Freundschaft und Solidarität, die Italien sehr schätzt“, hieß es in einem Tweet des Ministeriums.

Unterdessen geht die Angst vor Seuchen und ansteckenden Krankheiten auf der Diciotti um. Zahlreiche Personen an Bord sollen an der Hautkrankheit Krätze, auch Scabies genannt, leiden. Zudem befinden sich rund 120 der Migranten im Hungerstreik, um den Druck auf die Verantwortlichen zu erhöhen, sie umgehend von Bord und damit in die EU zu lassen.

Das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen forderte die EU-Staaten auf, die Blockade des Rettungsschiffs zu beenden. „Es ist an der Zeit, dem Schlagabtausch ein Ende zu setzen“, sagte UN-Flüchtlingskommissar Filippo Grandi laut einer Mitteilung am Samstag. „Es ist gefährlich und unmoralisch, das Leben von Flüchtlingen und Asylsuchenden aufs Spiel zu setzen, während die Staaten in einem politischen Tauziehen langfristige Lösungen suchen.“ An Italien richtete die Organisation den Appell, die Menschen „sofort“ von Bord gehen zu lassen.

Kardinal: „Wären sie Tiere, würde man sie besser behandeln“
Auch die katholische Kirche drängte auf eine sofortige Lösung für die Migranten. „An Bord dieses Schiffes befinden sich leidende Menschen. Wären sie Tiere, würde man sie besser behandeln. Wer einen Hund aussetzt, wird rechtlich verfolgt, während hier Menschen im Meer sich selbst überlassen werden“, so Kardinal Francesco Montenegro, Erzbischof der sizilianischen Stadt Agrigent und Präsident der italienischen Caritas, im Interview mit der Tageszeitung „La Stampa“.

Italiens Regierung bleibt hart
Das italienische Innenministerium sah bisher keinen Anlass für ein Einlenken. Es ändere sich nichts an der „Linie der Standfestigkeit“, verlautete aus Ministeriumskreisen. Nach Ansicht von Italiens Regierungschef Giuseppe Conte hat Europa am Freitag die Gelegenheit verpasst, Solidarität zu beweisen. „Wieder einmal zeigt sich die Diskrepanz zwischen Worten und Taten, die in Heuchelei übergeht“, schrieb er am Freitagabend auf Facebook.

Italien droht EU mit Beitragskürzungen
Die Migranten waren bereits am 16. August im Mittelmeer von der italienischen Küstenwache aufgenommen worden, seit Dienstag liegt das Schiff im Hafen von Catania auf Sizilien. Zwar durften beispielsweise 27 Minderjährige mittlerweile von Bord - es sind aber immer noch 150 Migranten auf dem Schiff. Die italienische Regierung fordert die Beteiligung anderer EU-Staaten an der Aufnahme der Menschen, bevor sie diese an Land gehen lassen will. Zudem hatte Italien der EU auch mit Beitragskürzungen gedroht, sollte nicht eine Lösung gefunden werden.

Am Freitagabend deutete Italiens Innenminister Matteo Salvini an, er könne vielleicht doch Migranten von Bord gehen lassen, wenn sichergestellt sei, dass sie „echte Flüchtlinge“ seien.

Erinnerungen an tagelanges Tauziehen um Schiff Aquarius
Mitte August sorgte bereits die Irrfahrt der Aquarius mit 141 Migranten an Bord für Schlagzeilen. Erst nach fast fünf Tagen Fahrt im Mittelmeer durfte das Schiff in Malta anlegen. Die Flüchtlinge und Migranten wurden in der Folge auf mehrere EU-Staaten verteilt.

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