Kritik am System:

Josef Zotter macht mit Fairtrade-Logo Schluss

Steiermark
21.08.2018 06:00

Vom Ursprung der Bohne bis zur Verpackung: Josef Zotter legt größten Wert darauf, dass seine Schokolade von A bis Z transparent und zu fairen Bedingungen produziert wird. Da das Fairtrade-Siegel seinen Ansprüchen nicht mehr genügt, hat sich der oststeirische Weltverbesserer nun einfach sein eigenes Logo gezimmert.

Josef Zotter ist Fairtrade-Mitglied erster Stunde. Umso verwunderlicher, dass nun gerade er dem bekannten Gütezeichen den Rücken zukehrt: „Fairtrade geht in immer breitere Märkte, was prinzipiell gut ist“, sagt der 57-Jährige. „Allerdings werden dadurch auch Kompromisse notwendig, Stichwort Massenbilanzierung.“ Was das bedeutet, kann der Experte einfach erklären: „Das heißt, dass zwar die Menge an benötigten Zutaten, die für ein faires Produkt verwendet werden, auch fair zertifiziert werden muss, aber nicht zwingend auch physisch im Produkt vorhanden sind.“

Vergleich mit Ökostrom-System
Ein Beispiel: Ein Produzent kauft für zehn Tafeln fairen und für 90 Tafeln konventionellen Kakao ein. Der Kakao wird gemischt, 100 Tafeln produziert und dann auf zehn beliebige Tafeln das Fairtrade-Logo gestempelt. Gerne wird der Vergleich mit dem Ökostrom herangezogen: Auch hier können Konsumenten mit ihrem höheren Beitrag lediglich ein System unterstützen, nicht aber darauf bestehen, zu 100 Prozent grüne Energie nach Hause geliefert zu bekommen.

„Das ist mir einfach zu wenig, das ist Beschiss am Kunden. Ich möchte dem Konsumenten, ähnlich wie in der Debatte um das ,Steirische Kernöl‘, eindeutige Klarheit bieten. Immerhin reden wir von Lebensmitteln“, begründet Josef Zotter seine Entscheidung.

Neues Logo patentiert
Also beschreitet der Familienbetrieb einmal mehr eigene Wege: „Ich habe mir ein neues Fair-Logo patentieren lassen, das nun auf unsere Produkte kommt. Mit der Bean-to-Bar-Linie habe ich als einer der wenigen Chocolatiers weltweit alle Produktionsprozesse im Haus. Und genau das möchte ich damit transportieren. Aber: Wir bleiben Fairtrade-Kooperationspartner und sind jetzt auch Mitglied bei der World-Fair-Trade-Organisation, die unser Unternehmen als Ganzes nach fairen Richtlinien zertifiziert“, erläutert der Chocolatier.

Josef Zotter als Ausnahmeproduzent
Fairtrade-Österreich-Chef Hartwig Kirner zeigt Verständnis für den Entschluss Zotters: „Natürlich wär’s mir lieber, es wäre anders gekommen. Aber Zotters Situation ist speziell, er macht außergewöhnlich hohe Qualität. Dass er für fair und bio steht, weiß ja ohnehin längst jeder.“

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