Das „Krone“-Interview

„Mode-Diplomat“ Schneider: „Es war eine Gaudi“

Salzburg
08.08.2018 11:01

Der Salzburger Trachtenhersteller Schneiders hat neue Eigentümer. Die „Krone“ berichtete (siehe Der „Diplomat der Mode“ und sein Lebenswerk): Zwei Oberösterreicher übernehmen den Traditionsbetrieb mit 130 Mitarbeitern im Stadtteil Liefering. Mit der  „Krone“ blätterte Firmenchef Alfons Schneider (81)  in den Büchern seines Lebenswerks: „Es war einfach eine Gaudi.“

Alfons Schneider sitzt in seinem Büro, der Schreibtisch sieht nach Arbeit aus. Im Wandschrank stehen Fotos und Kleidungs-Modelle, in der Glasvitrine die Auszeichnungen säuberlich sortiert. Das Goldene Ehrenzeichen des Landes oder der Ehrenring der Stadt Salzburg.  Dokumente eines Lebenswerks.

Seines Lebenswerks: Alfons Schneider hat die drei dicken Chronik-Bände aufgelegt, blättert durch Fotos, Werbesujets und Zeitungsartikel - viele davon aus der „Krone“.  Und alles fein säuberlich dokumentiert: Ab 1946, als in einer Baracke in der Siebenstätterstraße die Kleidermanufaktur mit 36 Mitarbeitern ihren Betrieb aufnahm. Aus getarnten Zeltbahnen wurden Rucksäcke, Gamaschen und Schürzen gefertigt, 1948 schon die ersten Regenmäntel.  1950 siedelte die damalige „Delphin Regenmantelfabrik“ in die Aribonenstraße. Dort wo heute die Schneiders-Fabrik steht, die Schneider 1964 von seinem Onkel als 26-Jähriger übernommen hatte.

Schneiders Fabrik in Salzburg (Bild: Repro/Max Grill)
Schneiders Fabrik in Salzburg
Schneiders Produktion früher (Bild: Repro/Max Grill)
Schneiders Produktion früher

Und diese zu einem Parade-Betrieb formte: 430 Mitarbeiter in der Höchstzeit, zehn Olympische Spiele als Ausstatter, dazu diverse Kollektionen. Besonders stolz ist Schneider auf die Habsburg Kleidermanufaktur GmbH, inklusive edler   Kopfbedeckungen von Hutmacher Zapf aus Werfen.

Schneider war ein umtriebiger Geschäftsmann. „Diplomat der Mode“ wird er genannt: Denn er war als Honorarkonsul von Deutschland, Stammgast der Festspiele und als Industrie-Vorsitzender stets auf der politischen Bühne präsent. „Heute würde man Networker sagen“, schmunzelt Schneider und blickt vertieft auf die vielen Fotos, die ihn mit diversen Prominenten zeigen.

Jetzt hat er die Weichen seines Lebenswerks neu gestellt: Die Peter Wagner Holding und Textilprofi Wolfgang Binder (53) aus Wels übernehmen den Traditionsbetrieb. Seit einem Jahr laufen Suche und Verhandlungen.

„Aus persönlichen und wirtschaftlichen Gründen“, weiß Schneider um die heutigen Herausforderungen in der Modebranche. „Wir haben aber jetzt den richtigen Partner gefunden.“  Die 130 Mitarbeiter wurden informiert, Schneider selbst bleibt als Berater, Veronika, eine der drei Töchter, auch im Unternehmen.

Scheiders in Salzburg (Bild: Max Grill)
Scheiders in Salzburg

„Es ist aus, das ist gar nicht traumhaft“, gesteht Alfons „Ali“ Schneider ein, dreht sich lächelnd um und blättert gleich weiter in den drei großen Chronik-Bänden seines Lebenswerks.  „Aber es war a Gaudi “

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