Angst um seinen Job bekam Constantini nach eigenen Angaben aber nicht. "Panik habe ich keine gehabt, aber ich habe geschaut, dass die Spieler hinten bleiben."
Der Trainer war am Tag nach dem Match bemüht, das Resultat zu relativieren. "Spanien hat mit uns das Gleiche gemacht wie vier Tage vorher mit den Argentiniern, nur dass wir noch um einige Klassen darunter sind. Das war ein Spiel, wo man mit einem Mann weniger keine Chance hat. Das einzige, was die Leistung abschwächt ist, dass wir gegen die beste Mannschaft der Welt gespielt haben." Die vielen individuellen Fehler seien auch auf die Qualität des Gegners zurückzuführen.
Außerdem nannte der 54-Jährige mangelnde taktische Disziplin als einen Grund für die höchste Heimniederlage der ÖFB-Auswahl seit dem 1:5 gegen Deutschland am 2. Juni 1994. "Bei 1:4 hat der eine oder andere geglaubt, wir müssen noch das 4:4 machen", meinte der Coach, der seine Truppe an der Seitenlinie des öfteren wild gestikulierend zum Rückzug aufgefordert hatte.
Kritik an Kapitän Scharner
Den unbändigen Offensivdrang einiger seiner Akteure erklärte Constantini mit einem gewissen Maß an mangelndem Realitätssinn. "Vielleicht wollen wir zu viel, es kann sein, dass wir uns selbst überschätzen - aber ich nicht", betonte der Nationaltrainer. Auch Kapitän Paul Scharner zählte zu jenen Akteuren, die ihre Vorgaben nicht immer erfüllten. "Wenn du eine, zwei oder drei Positionen ausfüllen willst, geht das nicht", meinte Constantini mit Blick auf den Niederösterreicher.
Der Coach bezeichnete den Wigan-Legionär als "verrückten Teufel, aber positiven Typ. Seine Karriere hat sich so wie die von Stranzl oder Pogatetz entwickelt. Er hat aus seinen Möglichkeiten viel gemacht, aber manchmal denke ich mir, ich muss ihn begleiten". Ob Scharner der richtige Kapitän sei? "Das weiß ich nicht", lautete die Antwort von Constantini.
Ab sofort vier Innenverteidiger
Zumindest in einem ist sich der Tiroler nach dem Lehrspiel sicher - ab sofort wird die Nationalmannschaft in der Viererkette mit vier Innenverteidigern und ohne auch in der Offensive präsente Außenspieler agieren. "Ich werde Anleihe bei Felix Magath nehmen, er spielt bei Schalke mit vier Innenverteidigern", kündigte Constantini. Vorrangiges Ziel sei die Stabilisierung der Abwehr, auch wenn man dafür in Kauf nimmt, dass die Offensivkraft beschnitten wird. "Das kann schon sein, aber ich bin der Meinung, dass diejenigen, die vor der Abwehr spielen, dadurch mehr Freiheiten haben."
Das Abgehen von klassischen Außenverteidigern könnte im Extremfall die Nicht-Berücksichtigung von György Garics und Christian Fuchs zur Folge haben. Garics sorgte zuletzt mit kritischen Anmerkungen zum Verzicht auf Andreas Ivanschitz und Martin Stranzl, zum schnellen Aufrücken von Youngsters in die A-Auswahl und zur Interpretation der Außenverteidiger-Rolle für Aufsehen. "Er bringt sich dadurch selbst in eine Situation, in der er unter dem Strich besser spielen muss als die Jungen", sagte Constantini, verteidigte aber auch die durchwachsene Leistung des Atalanta-Legionärs gegen den Europameister.
"Für Ivanschitz wäre es nicht leicht gewesen"
Andreas Ivanschitz könnte laut Constantini für das nächste Länderspiel am 3. März 2010 ein Thema sein. "Für Ivanschitz wäre es gegen Spanien nicht leicht gewesen. Er hätte die Rolle von Wallner hinter der Spitze gespielt. Aber eigentlich habe ich Wallner kastriert, weil er auch viel nach hinten machen musste."
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