Nationalistische Propaganda in einer Wiener Moschee hat jetzt das Jugendamt auf den Plan gerufen. So tauchten im März Fotos auf Facebook auf, die exerzierende und türkische Fahnen schwenkende Buben in Tarnanzügen zeigen. Auch Mädchen mit Kopftüchern sind auf den Aufnahmen zu sehen. SPÖ-Stadtrat Jürgen Czernohorszky hat nun das Amt für Jugend und Familie angewiesen, tätig zu werden. Auch der Bund wurde aktiv. Kanzleramtsminister Gernot Blümel (ÖVP) beauftragte das Kultusamt mit einer Prüfung: „Ich bin entsetzt“, sagte er am Dienstag. Bei dem Gotteshaus handelt es sich um die ATIB-Moschee in der Wiener Dammstraße, wie der „Falter“ berichtete. Der Trägerverein war immer wieder wegen türkisch-nationalistischer Tendenzen aufgefallen.
Die Kinder mussten laut Bericht die Schlacht von Canakkale nachstellen. Die Seeschlacht am Bosporus markierte einen Wendepunkt im Ersten Weltkrieg, als die zahlen- und waffenmäßig unterlegenen Osmanen die britische und französische Flotte zurückdrängten. Österreich-Ungarn stand damals übrigens auf der Seite des Osmanischen Reichs.
In der Türkei wird der Sieg über die Alliierten wie kein anderer bis heute zelebriert. Staatschef Recep Tayyip Erdogan bezeichnete die gefallenen Soldaten häufig als „Märtyrer“ und stellt die Schlacht als Sieg des Islam über das „westliche Kreuzrittertum“ dar.
ATIB: Erdogans langer Arm nach Österreich
Der Trägerverein der Wiener Moschee, in der die Aufnahmen entstanden, war schon häufig wegen türkisch-nationalistischer Umtriebe aufgefallen. Die ATIB, die die Wiener Moschee betreibt, ist ein direkter Ableger des türkischen Amts für Religion. Sie verfolgt exakt die Linie der Erdogan-Regierung.
Polit-Aufdecker Peter Pilz warf der ATIB sogar Spionage vor, die ATIB-Jugendorganisation reiste im Rahmen der „Märtyrer-Wochen“ im März 2017 nach Budapest und Gallipoli. In einem Forschungsbericht zur Integration hieß es dazu im vergangenen Oktober: „Diese Ausflüge können als Indiz dafür gewertet werden, dass ATIB den Gedanken der Umma, der islamischen Gemeinschaft, im Sinne einer Re-Osmanisierung wiederbeleben will.“
Ähnlicher Vorfall im deutschen Herford
Kürzlich war auch in Deutschland ein ähnlicher Vorfall bekannt geworden: So sollen in der Moschee des türkischen Ditib-Vereins in Herford im Bundesland Nordrhein-Westfalen kleine Kinder ebenfalls in militärischer Kleidung als Soldaten aufgetreten sein, lautstark Kommandos gerufen und salutiert haben. Die etwa vier bis sieben Jahre alten Kinder marschierten Berichten zufolge im Rahmen der Aufführung mit Spielzeugwaffen durch die Moschee. Auch dieser Auftritt, der durch inzwischen gelöschte Facebook-Postings bekannt geworden war, löste Diskussionen aus.
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