Gewölbe abgetragen

Salzburger Bahnhof wird nun in seine Einzelteile zerlegt

Salzburg
17.10.2009 17:28
Vor genau 100 Jahren wurde die Bahn über den Tauern eröffnet. Als prunkvolle Ausgangs-Station baute man den Mittelbahnsteig, der nun abgerissen wird. Wieder aufgestellt wird nur mehr das alte Eisengewölbe.

270 Millionen Euro wird er kosten, der neue Salzburger Hauptbahnhof, der 2014 fertig sein soll. Mit einer zentralen Passage vom Südtiroler Platz bis nach Schallmoos, durchgehenden Bahnsteigen, zahlreichen Rolltreppen und kürzeren Wegen beim Umsteigen.

Zahlreiche Bauten sind bereits der Spitzhacke zum Opfer gefallen: Die ehemalige Fahrdienstleitung, die Rot-Kreuz-Station, demnächst kommen die Geschäfte und der Restaurant-Trakt am Mittelbahnsteig an die Reihe. Nur noch Geschichte ist auch der Marmorsaal. Seine Einrichtung ist derzeit am Bahnhof Bischofshofen deponiert. Möglicherweise wird er aber originalgetreu wieder an einer anderem Ort aufgebaut, die Entscheidung darüber fällt noch heuer.

Eisenkonstruktion gerettet
Gerettet werden konnte die Eisenkonstruktion, die vor 100 Jahren ein Schüler Gustave Eiffels errichtete. Die 2.000 Einzelteile werden gerade demontiert, nummeriert, auf Lkws verfrachtet und nach Polen gebracht. In Kattowitz werden sie restauriert und ergänzt. ÖBB-Sprecher Johannes Gfrerer: "In manchen Teilen fanden sich noch Einschuss-Löcher oder Bombensplitter aus dem Zweiten Weltkrieg." Die Eisenkonstruktion war gegen Ende 1944 beim Bombenangriffen schwer beschädigt worden. Bereits abmontiert ist auch der einst farbenprächtig bemalte Doppeladler, der zuletzt nur mehr vor sich hinrostete.

Ein Jahr lang dauert die Wiederaufbereitung des Eisengewölbes, ab dem Frühjahr 2011 landen die Einzelteile wieder in Österreich. Hier werden sie sandgestrahlt und bekommen eine neue Farbe. Schwarz soll die Konstruktion nach den Wünschen von Architekt Klaus Kada werden. Der Denkmalschutz plädiert für die hellere Original-Bemalung. Das Bogen-Gewölbe kommt nicht mehr an seinen ursprünglichen Platz, sondern wird zentral in die Mitte des Hauptbahnhofes gerückt - dorthin, wo jetzt noch der Restaurantbereich und der Aufgang vom Südtiroler Platz sind.

Massive Änderungen für Bahnkunden
Zum Fahrplanwechsel am 13. Dezember gibt es einschneidende Änderungen für die Bahnkunden: Die Bahnsteige 1 und 2 werden abgetragen, für die Fernzüge stehen nur mehr die Durchgangsgeleise 3, 4 und 5 zur Verfügung. Projektleiter Thomas Wörndl: "Im zentralen Bereich, wo das Blumengeschäft stand, wird eine riesige Baugrube ausgehoben."

Die Fahrgäste gelangen dann nur mehr über Zugänge beim ehemaligen "Intertreff"-Cafe und vom Taxistand aus zu den Zügen, die Eingangshalle wird ab Dezember komplett gesperrt.

Bahnsteig bekommt originales Aussehen wieder
Jeder Neubeginn hat auch sein Gutes: so soll der Bahnsteig 1 wieder in den absoluten Originalzustand versetzt werden. Denkmalschutz-Hofrat Ronald Gobiet: "Hier ist noch die Original-Überdachung aus dem Jahr 1860 vorhanden." Und in der Eingangshalle wollen ÖBB und Denkmalschutz jene Keramik-Landschaftsbilder und Wappen freilegen, die einst zu sehen waren als Kaiserin Sisi 1860 den Bahnhof feierlich eröffnete.

Der lag damals mitten auf der grünen Wiese, weit außerhalb der Stadt - ein Projekt mit Weitblick, das den Anforderungen über 100 Jahre gerecht wurde. ÖBB-Sprecher Johannes Gfrerer ist überzeugt: "Auch der neue Bahnhof wird in 50 Jahren noch einmalig sein."

von Wolfgang Weber, Kronen Zeitung

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