Kommunisten-Parade
Chinas riesige Propaganda-Schau zum “Sechziger”
Es war die erste Militärparade seit zehn Jahren und erst die 14. seit Gründung der Volksrepublik am 1. Oktober 1949. Das Zentrum der Hauptstadt Peking wurde für die bizarre Kommunisten-Propaganda weiträumig abgesperrt. Vom Platz des Himmlischen Friedens bis zur Verbotenen Stadt war am Donnerstag alles abgeriegelt.
Alle Chinesen, die keine offizielle Einladung zur Militärparade erhalten hatten (also alle "normalen" Bürger), wurden aufgefordert, sich die Feierlichkeiten im Fernsehen anzuschauen. Es gab natürlich Übertragungszwang für alle TV-Sender.
Bereits vor einigen Tagen wurde den Pekingern verboten, ihre gern gehaltenen Tauben fliegen zu lassen. Per Strafandrohung sollte verhindert werden, dass die Tiere die Straßen für die Militärparade verdrecken. Es durften auch am Donnerstag keine Tauben fliegen, außer den paar hundert weißen Vögeln, die im Rahmen der Feierlichkeiten als Friedenssymbole in die Freiheit entlassen wurden.
"Spektakulärer als Olympia"
Die mit immensem Aufwand vorbereiteten Feierlichkeiten erstreckten sich über den ganzen Tag und wurden als "mindestens so spektakulär" wie die Eröffnungsveranstaltung der Olympischen Spiele im vorigen Jahr bezeichnet. Bei dem Event war allerdings mit TV-Technik mächtig nachgeholfen worden. Der US-Nachrichtensender CNN übertrug die Bilder aus Peking live.
Als Oberkommandierender der Armee nahm Chinas Staats- und Parteichef Hu Jintao die Parade stehend in einer Limousine des Typs "Rote Fahne" ab (siehe Diashow). In seiner Rede vom Tiananmen-Tor aus, wo am 1. Oktober 1949 Mao Zedong die Republik ausgerufen hatte, versicherte Hu, China werde "unerschütterlich" an seiner Reformpolitik festhalten. "Nur der Sozialismus kann China retten und nur Reform und Öffnung können die Entwicklung Chinas, des Sozialismus und Marxismus sicherstellen." China sei auf der Grundlage des gegenseitigen Respekts der Souveränität und territorialen Integrität sowie der "Nicht-Einmischung" zur Zusammenarbeit mit anderen Ländern bereit.
Scheuklappen-Version der Geschichte
Die Volksrepublik suche die Kooperation mit anderen Ländern auf der Grundlage des gegenseitigen Respekts der Souveränität und territorialen Integrität und der "Nicht-Einmischung in innere Angelegenheiten". Auf die Panzer, Raketen und Truppenformationen folgte ein Umzug mit rund 200.000 ausgesuchten Teilnehmern, die auf Wagen die Errungenschaften der Volksrepublik darstellten - freilich unter Ausblendung der etwas dunkleren Kapitel.
Die Militärparade war begleitet von der größten Schau der chinesischen Luftwaffe, die mit 150 Kampfjets, Bombern und Hubschraubern über die Stadt flog. Dabei steuerten auch erstmals Pilotinnen 15 Flugzeuge - am Ende der Flugschau. Der Höhepunkt der Parade waren moderne und nuklear bestückbare Interkontinentalraketen, die als "Trumpfkarte" gepriesen wurden. Am Abend gab es ein spektakuläres Feuerwerk, das viele Bewohner Pekings dann auch "live" ohne Fernseher miterleben konnten.
Und Chinas "Regenmacher" ließen die Sonne scheinen
Wie immer bei Großevents im Reich der Mitte hatten auch am Donnerstag Chinas "Regenmacher" einen Auftritt. Sie haben die Sonne über der Militärparade in Peking scheinen lassen. Da Smog, Nebel und dunkle Wolken die Feiern und insbesondere die große Flugshow der Luftwaffe bedrohten, wurden in der Nacht zum Donnerstag die Wolken mit Chemikalien zum Regnen gebracht, sodass die Luft vorher reingewaschen wurde.
Dafür werden die Wolken mit Silberjodid oder Trockeneis per Granatenbeschuss "geimpft". 18 Flugzeuge und 48 mobile Einsatztrupps der Volksbefreiungsarmee mit umfunktionierten Artilleriegeschützen seien neben den zivilen Wettermanipulatoren der chinesischen Hauptstadt im Einsatz gewesen, hieß es.
Minderheiten klagen "brutale Diktatur" an
Im Ausland lebende Vertreter ethnischer Minderheiten wie Tibeter und Uiguren beklagen am Donnerstag die kulturelle und politische Unterdrückung ihrer Volksgruppen. Eine Koalition von chinesischen, tibetischen und uigurischen Aktivisten in Großbritannien verurteilte die "tyrannische Herrschaft der Kommunistischen Partei". Vor den Feiern waren nach Angaben von Menschenrechtsgruppen mehr als zwei Dutzend Aktivisten in China unter Hausarrest gestellt, in Gästehäusern untergebracht worden oder verschwunden.
Die Sperren im Internet und die Kontrolle von Informationen seien verschärft worden. Exil-Uiguren verurteilten die "brutale Diktatur" in China, die die Existenz des turkstämmigen Volkes in Nordwestchina bedrohe. Die ethnischen Spannungen zwischen Uiguren und Chinesen in der Region Xinjiang hatten während der Olympischen Spiele und auch im heurigen Sommer zu blutigen Unruhen geführt, bei denen rund 200 Menschen ums Leben gekommen waren.
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