Afghanistan-Wahl

Karzai vorerst mit absoluter Mehrheit

Ausland
08.09.2009 15:30
Drei Wochen nach der umstrittenen Präsidentschaftswahl in Afghanistan steuert Amtsinhaber Hamid Karzai auf einen klaren Sieg zu. Nach Auszählung von 92 Prozent aller Stimmen lag der Politiker der paschtunischen Mehrheit mit 54 Prozent in Front, wie die Wahlkommission am Dienstag mitteilte. Damit würde er eine Stichwahl gegen seinen Kontrahenten Abdullah Abdullah vermeiden, auf den 28,3 Prozent der Stimmen entfielen. Auf den dritten Platz kam der unabhängige Kandidat Ramazan Bashardost mit rund 9,2 Prozent der Stimmen, gefolgt von dem ehemaligen Finanzminister Ashraf Ghani mit der 2,7 Prozent der Stimmen. Indes hat die von der UNO unterstützte Wahlbeschwerdekommission erklärt, es gebe "klare und überzeugende Hinweise auf Betrug".

Die Betrugsvorwürfe richten sich in erster Linie gegen das Karzai-Lager. Auch Abdullah hat dem Präsidenten schwere Manipulationen vorgeworfen. Die Beschwerdekommission richtete am Dienstag der afghanische Wahlkommission (IEC) aus, bevor die Vorwürfe nicht geklärt seien, dürfe kein amtliches Endergebnis verkündet werden. Damit steht bis dahin auch kein Gewinner fest.

"Es gab Wahlbetrug im großen Stil"
"Es gab Wahlbetrug im großen Stil", sagte auch Dimitra Ioannou, stellvertretende Leiterin der EU-Wahlbeobachtermission in Afghanistan. "Wir haben herausgefunden, dass in das bisherige Ergebnis mehr als 400 Wahllokale mit verdächtigen Zahlen einbezogen wurden", sagte Ioannou.

Zweifelhafte Ergebnisse im Süden 
Diese Ergebnisse hätten von Anfang an annulliert werden müssen. Als Beispiel nannte sie ein Wahllokal, in dem "600 Stimmen für einen Kandidaten, keine für einen anderen und kein ungültiger Wahlzettel" gemeldet worden seien. Die meisten dieser höchst zweifelhaften Ergebnisse kämen aus dem südlichen Teil des Landes.

200.000 Stimmen für ungültig erklärt
Indes haben die Behörden in der Hauptstadt Kabul auf die Kritik reagiert und etwa 200.000 Stimmen wegen Betrugs für ungültig erklärt. Eine zweifache Prüfung habe ergeben, dass diese Stimmen nicht gewertet werden könnten, sagte der Leiter der Wahlkommission, Daoud Ali Najafi, am Dienstag. 

"In einigen Regionen war die Beteiligung höher als die Zahl der Stimmzettel, die wir an die Wahllokale geschickt haben." In 447 Wahllokalen sei es zu Unregelmäßigkeiten gekommen. Laut einem Bericht der "New York Times" gab es gar mehr als 800 " fiktive Wahllokale", die nur auf dem Papier existierten, aber aus denen Hunderttausende Stimmen für Karzai gemeldet wurden (siehe Story in der Infobox).

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