Kofferbomber-Urteil

Lebenslange Haft für Kölner “Kofferbomber”

Ausland
09.12.2008 19:08
Wegen der versuchten Kofferbombenanschläge auf deutsche Regionalzüge hat das Düsseldorfer Oberlandesgericht am Dienstag den 24-jährigen Angeklagten Youssef Mohamad E.H. zu lebenslanger Haft verurteilt. Der selbsternannte Gotteskrieger war am Tattag mit einem Trikot des deutschen Fußballstars Michael Ballack von einer Videokamera im Kölner Hauptbahnhof gefilmt worden.

Mit den fehlgeschlagenen Attentaten vom Sommer 2006 habe sich der Libanese des vielfachen Mordversuchs schuldig gemacht, urteilte der Terrorismussenat. Mit der Verhängung der Höchststrafe folgten die Richter der Forderung der Bundesanwaltschaft.

Der Angeklagte Youssef Mohamad E.H. nahm das Urteil äußerlich unbewegt auf. Seine Verteidigung hatte bereits vor dem Urteilsspruch angekündigt, Revision vor dem Bundesgerichtshof einlegen zu wollen.

Die deutsche Bundesanwaltschaft hatte in dem vor einem Jahr begonnenen Prozess eine lebenslange Freiheitsstrafe für den Angeklagten gefordert. Dieser habe aus aus "terroristischen Motiven" Zugreisende heimtückisch töten wollen. Die Verteidigung hatte auf Freispruch plädiert, da die Sprengsätze bewusst als Attrappen gebaut worden seien.

Der Anklage zufolge hatte der Angeklagte am 31. Juli 2006 in Köln zusammen mit seinem Komplizen Jihad H. in Koffer verpackte Gasbehälter mit Zeitzündern in Regionalzügen nach Koblenz und Dortmund/Hamm deponiert. H. wurde bereits im Libanon zu zwölf Jahren Haft verurteilt.

Terrorist im Ballack-Trikot
Der "Kofferbomber von Köln", Youssef El H., kam zum Studium nach Deutschland. Mehrere Bewerbungen um einen Studienplatz scheiterten aber an seinen mangelhaften Deutschkenntnissen.

Der 24-jährige Libanese ist das jüngste von 13 Kindern seiner Familie. Er wuchs nach eigener Aussage als verwöhntes "Nesthäkchen" auf. Zwei seiner Brüder starben bei Kampfhandlungen im Nahen Osten, zwei weitere sitzen unter Terrorverdacht im Libanon in Haft.

Nach Ansicht der psychiatrischen und psychologischen Gutachter ist der junge Mann in die Rolle des Gotteskriegers geschlüpft, weil er dem Erwartungsdruck seiner Eltern nicht gerecht werden konnte. Sie hatten ihn als Diplom-Ingenieur aus Deutschland zurückerwartet. Der selbst ernannte Gotteskrieger war am Tattag in einem Trikot des deutschen Fußballstars Michael Ballack von einer Videokamera im Kölner Hauptbahnhof aufgenommen worden. Er sei ein Studienversager mit Psycho-Krise und Selbstwertproblemen, argumentierten die Gutachter.

In Köln Kofferbomben gebastelt
Youssef El H. sei durchschnittlich intelligent, aber nicht gerade fleißig und diszipliniert. Nach seinem Fehlstart in Deutschland habe er "Halt in der Religion gefunden", hatte er vor Gericht ausgesagt. Dieser Halt trieb ihn in Kiel auf die Straße, um lauthals eifernd gegen die Mohammed-Karikaturen zu protestieren. Schließlich bastelte er in Köln die Kofferbomben.

Mit seinem islamistischen Weltbild rechtfertigte er die wahllose Tötung unschuldiger Menschen. Kurz vor dem Anschlagversuch in Köln kam einer seiner Brüder bei einem israelischen Luftangriff im Libanon ums Leben. Außerdem starb sein großes Idol, der Terroristenführer Abu Mussab al-Zarqawi, im Irak.

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