Kurzer Prozess

Welser Säure-Attentäter trotz Schuldspruchs frei

Österreich
31.10.2008 14:51
Der Angeklagte im Prozess um das Säure-Attentat auf den oberösterreichischen Politiker Rudolf Prinz hat am Mittwoch im Landesgericht Wels überraschend ein Geständnis abgelegt. Der 49-Jährige bekannte sich bis auf einen in allen Punkten schuldig und fasste 30 Monate Haft, davon zehn Monate unbedingt, aus. Unmittelbar nach dem Prozess wurde er vorzeitig entlassen. Prinz zeigte sich enttäuscht: "Bei diesem Urteil kann es zu Nachahmungstätern kommen!"

Bereits am Mittwochnachmittag öffneten sich für Johann V. die Gefängnistore. Obwohl er am Vormittag bei seinem Prozess gestanden hatte, auf mehrere Politiker Buttersäure-Attentate verübt zu haben. Auch zu den Vorwürfen wegen Brandstiftung und Betrug bekannte er sich schuldig. Das nach Meinung vieler sehr milde und rechtskräftige Urteil: zehn Monate unbedingte Haft.

"Weil's um mei Freiheit geht!"
Die Überraschung in Wels in Oberösterreich war perfekt: Obwohl er seine Schuld bisher geleugnet hatte, bekannte sich der 49-Jährige in neun von zehn Anklagepunkten schuldig. Selbst Anwalt Nikolaus Rast hatte erst am Morgen von dem Sinneswandel erfahren, den der Immobilienmakler und Landwirt so begründet: "Weil‘s um mei Freiheit geht!" Entsetzen bei seiner Familie im Saal: "Hans, gib‘s nicht zu!"

Nach einem Motiv wurde nicht extra gefragt, die Zeugen wurden wieder heimgeschickt. Bleibt noch die schriftliche Anklage von Staatsanwalt Franz Haas: Darin wird Johann V. vorgeworfen, ein Buttersäure-Attentat auf Rudolf Prinz, SP-Landtagsabgeordneter aus Weißkirchen, verübt zu haben. Er soll einen Mittäter angestiftet haben, die stinkende, in einer Zigarrenhülse verpackte Säure an Prinz zu schicken. Ein Gutachten, erst am Mittwoch eingeholt, bescheinigte dem Politiker aber nur unwesentliche Verletzungen.

Fast vollständig geständig
Auch an Gemeinderäte und einen Beamten gingen solche Stinkbomben. Johann V. lag mit ihnen wegen geplatzter Grundstücksspekulationen im Clinch. Gestanden hat der Angeklagte unter anderem auch eine Brandstiftung, mit der er Versicherungen um über 192.000 geprellt hatte, Nötigungen und Betrug an einer Geliebten, der er mit Eheversprechen 327.027 Euro herausgelockt hatte. Der 49-Jährige stritt einzig ab, sein eigenes Haus angezündet zu haben.

Von Claudia Tröster, Kronen Zeitung, und krone.at

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