"Blaue Mauritius"

Teuerster Brief der Welt kam im Sakko nach Wien

Österreich
18.09.2008 13:31
Andächtiges Schweigen herrschte am Wiener Flughafen, staunende Menschen standen ehrfürchtig Spalier, als sie erschien. Sie hielten die Luft an, als die Schlösser des gepanzerten Metallkoffers klickten, in dem sie scheinbar aus Hannover in die Donaumetropole gereist war. Doch dann griff "Herr Assert" plötzlich in die Innentasche seines Sakkos, zog ein ledernes Täschchen hervor. Ein Kuvert, dann noch ein Kuvert - und plötzlich hielt er ihn in den Händen: den teuersten Brief der Welt, den sogenannten "Bordeaux-Brief", auf dem eine Blaue und eine Rote Mauritius kleben. Im Rahmen der Briefmarken-Weltausstellung WIPA 2008 (siehe Video oben) wird das kostbare Stück von 18. bis 21. September im Wiener Austria Center zu bestaunen sein.

Wie ein Filmstar stellte sich die "Blaue Mauritius", das wohl berühmteste Postwertzeichen der Welt, dem Blitzlichtgewitter der Fotografen. Herr Assert, der im Auftrag des geheimnisumwitterten Besitzers des "Bordeaux-Briefes", auf dem die Blaue Mauritius neben einer Roten klebt, unterwegs ist, hatte ihn den ganzen Flug über in seiner Brusttasche verwahrt. Im schweren Panzerkoffer befand sich nur eine Attrappe und das Plexiglasgestell, in das der "Briefmarken-Bodyguard" dann vor den Augen der Reporter das echte Millionen-Schriftstück bettete. So wird man es im Austria Center bald bestaunen können. Die Rarität aus dem Jahr 1847 wird übrigens auf mehr als vier Millionen Euro geschätzt.

Inhalt des Briefes: "Von 65 Fässern wurden 21 verkauft"
"Meine Damen und Herren, es kommt sehr selten vor, dass man die Blaue Mauritius zu sehen bekommt, ohne dass sie hinter Panzerglas steckt", verkündete Herr Assert, als er den Brief kurz empor hob. Im allgemeinen philatelistischen Freudentaumel ging der Überbringer sogar noch einen Schritt weiter und öffnete den Brief, dessen Inhalt geradezu provokant belanglos erscheint im Vergleich zum Wert des frankierten Umschlags: "Es ist eine Abrechnung einer Weinbestellung. Von 65 Fässern wurden 21 verkauft", wurde dem Händler in Bordeaux lapidar mitgeteilt.

Champagnerkorken knallten, Organisatorenaugen leuchteten - das WIPA-Komitee war angerückt, um den Stargast würdig zu empfangen. "Danke für das Mitbringsel", prostete man Herrn Assert locker zu. Einzig die Sicherheitsbeamten behielten ihre strengen Blicke - immerhin beläuft sich der Versicherungswert des unscheinbaren Kuverts auf eine zweistellige Euro-Millionensumme. Als die Gläser schließlich geleert waren, ging es mit Polizeieskorte zum Austria Center. Dort kann sich der "Bordeaux-Brief" bis zum Beginn der Austellung (Website siehe Infobox) in einem dunklen Raum vom Blitzlichtgewitter und den Reisestrapazen erholen.

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