Libro-Pleite

Ex-Libro-Chef muss für acht Monate hinter Gitter

Österreich
15.09.2008 16:48
Der ehemalige Generaldirektor der insolvent gewordenen Buch- und Papierwarenkette Libro, Andre Rettberg (50), muss für acht Monate ins Gefängnis. Das Oberlandesgericht (OLG) Wien hat am Montag die Strafe von drei Jahren Haft, davon acht Monate unbedingt, wegen versuchter betrügerischer Krida bestätigt. Der ehemalige "Sanierer" von Libro und "Manager des Jahres" wurde verurteilt, weil er versucht hatte, im Zuge der Insolvenz sein privates Vermögen vor seinen Gläubigern zu verheimlichen. Wie bei Rettberg wurde auch das Urteil gegen seinen juristischen "Berater" bestätigt.

Der eigentliche Schuldspruch war vom Obersten Gerichtshof bereits vor längerer Zeit bestätigt worden und damit rechtskräftig. Die Strafe von drei Jahren Haft, davon acht Monate unbedingt, war von Rettberg jedoch angefochten worden. "Ich hatte nicht vor, irgendjemanden zu benachteiligen oder zu schädigen", rechtfertigte sich Rettberg vor Richter Herbert Körber. Er habe sich bei einem Wirtschaftsanwalt, der ihm empfohlen war, Rat gesucht und sei dessen Rat gefolgt.

"Auf einen Wirtschaftsanwalt verlassen"
"Das Verfahren hat ihn ruiniert", ortete Rettbergs Anwalt den "tiefen Fall eines Menschen". Rettberg habe sich immer auf den Rat eines der bedeutendsten Wirtschaftsanwälte Österreichs verlassen, führte Rechtsanwalt Kresbach die "schlechte Rechtsberatung" - erfolglos - als Milderungsgrund für seinen Mandanten an. Jener Wirtschaftsanwalt, wurde wegen der Beratung für Rettberg übrigens nicht verurteilt. Sein Verfahren ist - aus Gesundheitsgründen - in erster Instanz noch anhängig.

Richter sieht "adäquates Urteil"
Richter Körber führte zur Begründung der Entscheidung aus, die Höhe der Strafe sei angemessen für die versuchte betrügerische Krida. Rettberg habe versucht, umgerechnet 50 Mio. Schilling (3,63 Mio. Euro) vor seinen Gläubigern zu verheimlichen. Dafür sei die teilbedingte Haftstrafe von drei Jahren, davon acht Monate unbedingt, adäquat. Rettberg selber gab im Verhandlungssaal keinen Kommentar ab, beim Hinausgehen drückte er jedoch seinen Unmut mit der Entscheidung aus: "Ich kann dazu nichts sagen, das Ganze geht am Sachverhalt vorbei".

Auch Urteil gegen "Berater" bestätigt 
Auch bei jenem jungen Juristen, der Ex-Libro-Chef Andre Rettberg bei der Konstruktion zur Verheimlichung seines Millionen-Vermögens vor seinen Gläubigern beraten hatte, wurde das ursprüngliche Urteil bestätigt. Der damalige Konzipient seines Anwalts wurde wegen Beitragstäterschaft zur versuchten betrügerischen Krida Rettbergs bereits rechtskräftig zu drei Jahren Haft, davon ein Jahr unbedingt, verurteilt.

Verfahren behandelt nicht die Libro-Pleite
Rettberg war als Sanierer der Buch- und Papierwarenkette Libro geholt worden und hatte sie wegen zu ehrgeiziger Expansionspläne 2002 in den Konkurs geführt. Bei der am Montag verhandelten Causa ging es aber eigentlich um eine "Nebenfront" der Insolvenz. 

Ob Rettberg wegen der Libro-Pleite überhaupt vor Gericht gestellt wird, ist auch sechs Jahre danach noch unklar. Das Verfahren befinde sich im Ermittlungsstadium, hieß es von der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt. Wann die Entscheidung über eine eventuelle Anklage falle, stehe derzeit noch nicht fest.

Wie Rettberg am Montag vor Journalisten erklärte, rechnet er mit einer Anklage gegen ihn. Ein allfälliger Libro-Pleite-Prozess könnte zu einem neuen Mega-Wirtschaftsverfahren werden: Etwa zehn bis zwölf Personen könnten letztlich als Angeklagte vor dem Richter stehen, meinen Beobachter.

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