Ans Bett gefesselt

Junger Soldat in Kaserne offenbar misshandelt

Österreich
12.09.2008 20:53
Zu einem schweren Misshandlungsfall soll es in der Nacht auf den 11. September in der Krobatinkaserne in St. Johann im Pongau gekommen sein: Neun Rekruten sollen einen 20-jährigen Kameraden aus Tirol ans Bett gefesselt und seinen Kopf mit einem Leintuch verhüllt haben. Danach wurde der Rekrut brutal verprügelt. Der Verletzte wurde im Heeresspital Innsbruck medizinisch und psychologisch betreut, konnte am Freitagabend aber wieder entlassen werden.

Zugetragen hat sich die mutmaßliche Misshandlung laut dem Bezirkspolizeikommando St. Johann am Donnerstag um 2.00 Uhr. Die verdächtigen Grundwehrdiener sollen ihren Kameraden im Mannschaftsquartier der Krobatinkaserne mit Kabelbindern an ein Bett gebunden haben, schilderte Chefinspektor Rudolf Wieser, stellvertretender Bezirkspolizeikommandant von St. Johann.

Bisher keine Bestätigung für die Schläge
Was dann weiter geschehen ist, darüber gehen die Aussagen auseinander. Angeblich wurde der Rekrut samt dem Bett aus dem Zimmer getragen und an eine Laterne gestellt, sagte Wieser. "Dass er geschlagen wurde, ist bisher nicht bestätigt worden." Die Ermittlungen hätten aber ergeben, dass das mutmaßliche Misshandlungsopfer von anderen Rekruten befreit wurde.

Während der Aktion hat das Opfer einem Täter in den Unterarm gebissen. Aufgrund der Bissverletzung konnten Polizisten des Bezirkspolizeikommandos St. Johann im Pongau einen 19-jährigen Rekruten aus Tirol ausforschen. Der Mann gab bei seiner Einvernahme an, dass die gesamte Kompanie unter den ständigen Verfehlungen des 20-Jährigen gelitten hätte und sie ihm deshalb eine Lektion erteilten. Der Verdächtige bestritt aber, dass der Rekrut geschlagen wurde. Er nannte noch acht weitere Mittäter. Weil viele davon bereits wegen ihres Wochenendurlaubs die Kaserne verlassen haben, werden die Einvernahme am kommenden Montag fortgesetzt.

Abreibung wegen interner Schwierigkeiten
Das Opfer hat laut Polizei Verletzungen an den Händen erlitten. Weiters bestehe ein Verdacht auf einen Nasenbeinbruch. Ob die Fraktur kausal mit dem Vorfall in Zusammenhang stehe, sei derzeit unklar. Die Kasernenwache habe von dem Vorfall nichts bemerkt, "auch der betroffene Rekrut hat selbst nichts gesagt", erklärte der Pressesprecher des Militärkommandos Salzburg, Hauptmann Gerald Gundl. Der 20-Jährige sei am nächsten Tag zum Arzt gegangen, der Mediziner habe dann Anzeige erstattet.

Bundesheer spricht von "krassem Einzelfall"
Das Militärkommando untersucht intern den Zwischenfall. Es stünde Aussage gegen Aussage, so der Presseoffizier. "Wir sind an einer raschen Aufklärung interessiert. Es handelt sich um einen krassen Einzelfall." Wann immer das Militär über Mobbing unter den Soldaten in Kenntnis gesetzt werde, "wird sofort dagegen vorgegangen, um solche Vorfälle zu vermeiden". Der verletzte Rekrut wird nun von einem Heerespsychologen betreut.

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