"Putinistisch"

US-Moderatorin kündigt live im TV bei Russia Today

Ausland
06.03.2014 06:39
Eine US-Moderatorin des kremlnahen TV-Senders Russia Today hat wegen Russlands Haltung im Ukraine-Konflikt vor laufenden Kameras ihren Job gekündigt. "Ich kann nicht für einen von der russischen Regierung finanzierten Sender arbeiten, der die Taten Putins beschönigt", sagte Liz Wahl am Mittwoch mit Blick auf den Kurs des russischen Präsidenten Wladimir Putin in der Krim-Krise. Der Sender sprach in einer Reaktion von einem "Publicitystunt" der Journalistin in eigener Sache.

Sie sei "stolz, eine Amerikanerin zu sein und glaube daran, die Wahrheit zu verbreiten". Daher werde sie ihren Job nach der Sendung aufgeben, erklärte Wahl, deren Großeltern in der Sowjetzeit von Ungarn in die USA ausgewandert waren, vor laufenden Kameras in der englischsprachigen Ausgabe des russischen Senders. Die Journalistin hat eigenen Angaben zufolge ungarisch-philippinische Wurzeln und ist die Tochter eines US-Armeeveterans.

Sender: "Aktion nichts weiter als Eigenwerbung"
"Wenn ein Journalist nicht mit der redaktionellen Position seiner Organisation einverstanden ist, ist die übliche Vorgehensweise ein klärendes Gespräch zu suchen - und wenn das Problem nicht behoben werden kann, wie ein Profi zu kündigen", erklärte Russia Today in einem Statement zu der öffentlichen Kündigung der Moderatorin. "Aber wenn jemand eine große öffentliche Show aus einer persönlichen Entscheidung macht, ist es nichts weiter als ein Stunt zur Eigenwerbung", kritisierte der Sender Wahls Vorgehensweise.

Wahl: "RT fördert putinistische Agenda"
Wahl selbst bestritt allerdings in einem TV-Interview mit dem Nachrichtensender CNN nach ihrer Live-Kündigung jeglichen Eigennutzen hinter ihrer Entscheidung. Sie hätte lange gezögert, ihre Sorgen offen auszusprechen - "aus Angst vor der Auswirkungen". Aber letztlich habe sie sich dazu entschieden, jetzt zu handeln, basierend auf ihrem Glauben, "die propagandistische Natur von RT" sei im Zuge der Ukraine-Berichterstattung zu voller Blüte gekommen. "RT geht es nicht um die Wahrheit, es geht um die Förderung einer putinistischen Agenda", so Wahl. "Und ich kann Ihnen aus erster Hand sagen, es geht um das Bashing von Amerika."

Kollegin kritisierte Russland live auf Sendung
Einen Tag zuvor hatte bereits eine andere US-Moderatorin des Senders mit ihrer scharfen Kritik an Moskaus Politik in der Ukraine-Krise hohe Wellen geschlagen. "Was Russland gemacht hat, ist falsch", sagte Abby Martin in ihrer Sendung in der englischsprachigen Ausgabe des Senders (siehe Story in der Infobox). "Militärinterventionen sind nie eine Lösung." Sie werde nicht herumsitzen und eine "militärische Aggression verteidigen".

Sie könne gar nicht oft genug sagen, wie sehr sie die Einmischung eines Staates in die Angelegenheiten einer "souveränen Nation" ablehne, sagte Martin zum Ende ihrer Sendung "Breaking the Set", die aber zugleich einräumte, nicht genug über die Geschichte der Ukraine und die kulturelle Dynamik der Region zu wissen.

RT will Moderatorin auf die Krim schicken
Martins Arbeitgeber Russia Today zeiget sich nach dem Ausbruch der Moderatorin überraschend offen. Es werde keinen Tadel für die Moderatorin geben, man respektiere ihre Ansichten. Doch um ihr ungenügendes Wissen über die Ukraine zu vervollständigen, werde man Martin auf die Krim schicken.

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