Trump im Visier

Größte Demo gegen Präsident in Geschichte der USA

Ausland
22.01.2017 08:49

Einen Tag nach seiner Vereidigung sind in den USA und anderen Ländern Millionen Menschen gegen US-Präsident Donald Trump auf die Straße gegangen. Nach Schätzungen von Medien versammelten sich alleine in Washington am Samstag mindestens 500.000 Menschen zu einem "Marsch der Frauen". Es war die größte Demonstration gegen einen Präsidenten in der Geschichte der USA.

Der sonst so twitterfreudige Trump äußerte sich zumindest zunächst nicht zu den Demonstrationen. Stattdessen feuerte er erneut Breitseiten gegen die "unehrlichen" Medien und warf ihnen unter anderem vor, absichtlich falsche Angaben über die Besuchermenge bei seiner Vereidigung am Freitag verbreitet zu haben.

Manipulation? Trump will Medien "zur Rechenschaft ziehen"
Er bezog sich dabei unter anderem auf Tweets, in denen ein Bild vom Publikumsandrang bei seiner Amtseinführung neben eine Aufnahme von den Zuschauern bei der Vereidigung seines Vorgängers Barack Obama gestellt worden war. Das Foto von der Trump-Vereidigung zeigte eine leere Fläche, die auf dem vergleichenden Bild voll bevölkert war.

Trump war offenbar so erzürnt, dass er seinen Sprecher Sean Spicer in den Presseraum des Weißen Hauses schickte, um die Medien anzugreifen. Das Foto von Trumps Vereidigung sei absichtlich so ausgeschnitten, dass es die Wahrheit verzerre, sagte Spicer und sprach von einem "schändlichen" Vorgang. "Wir werden die Medien ebenfalls zur Rechenschaft ziehen. Das amerikanische Volk hat Besseres verdient", sagte er.

Unterdessen marschierten Hunderttausened Frauen mit pinkparbenen Strickmützen mit Katzenohren in Washington und anderen US-Metropolen gegen Trump auf. Die Katzenohren sind das Symbol des "Women's March on Washington", zu dem Aktivistinnen für Samstag aufgerufen hatten. Die Demonstrationen waren schon seit Längerem geplant gewesen, aber Trumps unversöhnliche, düster-aggressive Antrittsrede im Stil seines Wahlkampfes mobilisierte anscheinend die Menschen zusätzlich.

Demonstrantin: "Ich will unsere Rechte schützen"
Schon am frühen Morgen waren Washingtons U-Bahnen völlig überfüllt mit überwiegend weiblichen Demonstranten. Auch Busse und Züge aus dem ganzen Land brachten Protestteilnehmer in die Hauptstadt. "Ich will unsere Rechte schützen", sagte die 72-jährige Trisha Norman, die aus North Carolina angereist war. Sie wolle zeigen, "dass die Menschen zusammen stark sein" können. Die 45-jährige Michele Philipps aus New York sagte, Trump habe eine "Plattform für Hass und Bigotterie" geschaffen. "Ich weiß, dass wir es besser können, wir müssen für den Wandel kämpfen, den wir haben wollen."

Die 37-jährige Jessica Vroman aus Sacramento in Kalifornien reiste nach eigenen Angaben in einem Flugzeug voller Demonstrantinnen an, wie sie im Internet schrieb: "Es war VOLL mit Frauen - aller Altersgruppen, aller Rassen -, die zu dem Marsch wollten", schrieb sie. Protestschilder trugen Aufschriften wie "Nimm deine Finger von mir" oder "Steh auf, liebe, leiste Widerstand". Die pinkfarbenen "Pussyhats" waren eine Anspielung auf sexistische Äußerungen Trumps.

Unterstützung gab es von Prominenten: Hollywood-Star Scarlett Johansson und Regisseur Michael Moore traten als Redner auf. Trumps Wahlkampf-Rivalin Hillary Clinton bekundete den Demonstranten im Kurzmitteilungsdienst Twitter ihre Unterstützung: "Danke, dass Ihr für unsere Werte aufsteht, sprecht und marschiert", schrieb sie.

Proteste in zahlreichen Städten auf der Welt
Der Marsch in Washington war das Zentrum der weltweiten Protestaktion mit mehr als 600 "Schwestermärschen" im In- und Ausland. Den Auftakt hatten Australien und Neuseeland gemacht. In London nahmen den Organisatoren zufolge rund 100.000 Menschen teil. In Wien versammelten sich am Samstag laut Polizei rund 2500 Menschen vor der Karlskirche und zogen zum Platz der Menschenrechte vor dem Museumsquartier.

In Berlin kamen einige Hundert Demonstranten vor der US-Botschaft zusammen. Auch in Paris, Prag, Amsterdam und vielen anderen europäischen Städten gingen Trump-Gegner auf die Straße. Demonstriert wurde zudem in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires und im südafrikanischen Durban.

Seit Jahrzehnten hat kein US-Präsident derart polarisiert wie der rechtspopulistische Immobilienmilliardär Trump. Am Rande der Amtseinführung hatte es in Washington am Freitag gewaltsame Proteste und mehr als 200 Festnahmen gegeben.

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