Fans unter Schock

Boney-M.-Star Bobby Farrell tot in Hotel aufgefunden

Adabei
30.12.2010 14:29
Der niederländische Popstar und Tänzer Bobby Farrell - die Galionsfigur der Band Boney M. - ist tot. Der 61-Jährige sei am Donnerstagmorgen überraschend in seinem Hotelzimmer in Sankt Petersburg gestorben, bestätigte sein Agent John Seine. Hinweise auf einen gewaltsamen Tod gibt es laut Polizei keine.

"Über die Ursache wissen wir noch nichts, aber Bobby hat sich am späten Mittwochabend nicht gut gefühlt", sagte Seine, für den es ein großer Schock sei. Er habe über Brustschmerzen und Atemschwierigkeiten geklagt. "Vorher hat er noch in Sankt Petersburg mit der Band ein erfolgreiches Konzert gegeben, bei dem alles normal lief." Der Tanzstar habe am Donnerstag mit seiner Band "Boney M featuring Bobby Farrell" weiter nach Italien reisen wollen.

Ein Vertreter der ermittelnden Staatsanwaltschaft von St. Petersburg gab an, Farrell sei von einem Angestellten des Ambassador-Hotels morgens tot in seinem Bett gefunden worden. Die Ermittlungen zu den Umständen seines Todes würden fortgesetzt, es soll eine Obduktion geben.

Retorten-Formation mit langer Haltbarkeit
Der auf der niederländischen Karibikinsel Aruba geborene Roberto Alfonso Farrell gehörte zu den schillerndsten Figuren der Popszene. Auch in Österreich war er zusammen mit Boney M. sehr populär. Farrell hatte seine Karriere in Holland als Discjockey und Tänzer begonnen. 1976 holte ihn Produzent Frank Farian als Sänger und Tänzer zu Boney M..

Nur wenigen Hits der Disco-Ära ist solch ein langes Leben beschieden wie denen der Retortenformation. Die vom deutschen Produzenten Frank Farian kreierte Castingtruppe lieferte vor allem in den 1970er-Jahren Erfolge am Fließband, die auch heute noch einen veritablen Teil der Radiospielzeit beanspruchen.

Ausgangspunkt für den Boney-M.-Erfolg war 1975 die Single "Baby, Do You Wanna Bump", gesungen von Produzent Farian selbst. Dank ersten Erfolgen stellte der Deutsche erst zu diesem Zeitpunkt die Gruppe zusammen, um dem existierenden Markennamen ein Gesicht zu geben. Neben Tänzer Bobby Farrell wurden damals die Sängerinnen Marcia Barrett, Liz Mitchell und Maizie Williams engagiert.

Den wirklichen Durchbruch feierten die vier Discoeinheizer 1976 mit "Daddy Cool", der in diesem Jahr meisterverkauften Single in Deutschland. Bis 1979 folgten sieben weitere Nummer-1-Hits, darunter "Sunny", "Rasputin", "Ma Baker" oder "Rivers of Babylon", das sich über Monate an der Spitze der deutschen und österreichischen Charts halten konnte. Im Gegensatz zur Babylon-Nummer, die auf Bibeltexten basiert, zielte "Hooray! Hooray! It's a Holi-Holiday" eher auf die Partygemeinde.

Farrell mit Rolle als "Tanzäffchen" unzufrieden
Neben der Musik machte die Gruppe mit freizügigen Plattencovern von sich reden. Dabei war es nie ein großes Geheimnis, dass sich zu den Aufnahmen im Studio nur Leadsängerin Liz Mitchell und Marcia Barrett einfanden. Farrell bewegte lediglich mehr oder minder synchron seine Lippen zu Farians Stimme - was allerdings im Gegensatz zur späteren Retortengruppe Milli Vanilli, für die ebenfalls Farian verantwortlich zeichnete, nie besonders verheimlicht wurde.

Farrell zeigte sich allerdings bald mit seiner Rolle als "Tanzäffchen" unzufrieden und schied 1982 im Streit aus der Band aus. Er wurde durch Reggie Tsiboe ersetzt, wobei die große Zeit der Formation mit dem Ende der Disco-Ära ohnedies vorbei war. Für "Happy Song" kehrte Farrell 1984 jedoch wieder zur Gruppe zurück, weshalb "Eye Dance" 1985 als letztes Album sogar im Quintett veröffentlicht wurde.

Bald jedoch kam es wieder zum Dissens und zu Rechtsstreitigkeiten um den Bandnamen. In Folge tourten in den vergangenen Jahren gleich mehrere Gruppen unter dem Namen "Boney M." durch die Lande und Bierzelte. Darunter fand sich als einzige von Farian autorisierte Gruppe "Boney M. feat. Liz Mitchell", die 2005 ein Album der alten Hits samt tschechischem Orchester veröffentlichte.

Die von Farrell getragene Boney-M.-Variante sorgte hingegen eher mit Skandalen für Aufsehen, als etwa 1999 in Saragossa die Stadtverwaltung Konzertbesuchern das Eintrittsgeld zurückzahlte. Zuvor hatte der Sänger das Auditorium mit "beleidigenden und vulgären Äußerungen" beschimpft.

Erfolgsproduzent Farian hingegen veröffentlichte 2006 in London das um die alten Hits gestrickte Musical "Daddy Cool", das allerdings auch Lieder anderer Farian-Produkte wie No Mercy, Milli Vanilli oder La Bouche enthielt. Farrell war bei der Premiere im Gegensatz zu anderen Mitgliedern der Originalbesetzung wegen der Streitigkeiten nicht eingeladen.

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(Bild: kmm)



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