Steinbruch am Lindau: “Wir wollen ihn nicht!”

Salzburg
24.09.2017 18:57

Es sind zwei Welten, die in Faistenau aufeinander prallen: Die persönliche Seite der Bewohner und die wirtschaftliche der Schotterfamilie Eder, die am Lidaun einen Steinbruch errichten will. Seit acht Jahren geht es hin und her, mit massiven behördlichen Pannen. Morgen, Dienstag, geht es mit der mündlichen Verhandlung in die nächste Runde. Die "Krone" sprach im Vorfeld mit Betroffenen.

Genau geht es am Dienstag um die Bewilligen nach dem Mineralrohstoffgesetz. Die wasserrechtliche Verhandlung findet separat im Oktober statt. Dass so eine im Vorfeld des ersten, positiven Bescheides gar nicht stattgefunden hat, führte unter anderem zur Aufhebung der Bewilligung - einer von mehreren, massiven Formalfehlern im ersten Anlauf.

Jedenfalls sind morgen 170 Faistenauer eingeladen. Man wird wahrscheinlich vom Gemeindeamt in die Turnhalle ausweichen müssen, denn das Interesse, wie es weiter geht, ist groß. Die Gemeindepolitik, inklusive Bürgermeister Josef Wörndl und Vize Andreas Teuf, wollen bis zum Schluss gegen den Schotterabbau kämpfen. Teufl zeigt "Flagge", trägt den Button "I love Faistenau" am Revers.

Auf der anderen Seite verteidigt die Unternehmerfamilie Eder - zuletzt wieder in der "Krone" - wie dringend der Rohstoff vom Lidaun für den Straßenbau in Salzburg gebraucht wird. Aber wie sich die direkt Betroffenen fühlen, das haben Andrea und Anton Langfellner im Interview klar gemacht:

Sie sind direkte Anrainer des geplanten Steinbruchs?
Genau. Im Ortsteil Wald an der Landesstraße. Wir befürchten vor allem unerträglichen Lastwagen-Verkehr.

Sie würden unmittelbar darunter leiden?
Schon. Es geht ja nicht nur um den Schotterabbau. Es kommt ja auch eine Verladestation, die ganze Infrastruktur. Und nicht nur wir wären betroffen.

Wie meinen Sie das?
Zum Beispiel wenn man in den Ort rein kommt, wäre das der erste Eindruck von Faistenau. Auch ein Wohngebiet ist in der Nähe - Lärm, Staub, eine schmale Landesstraße, alles kommt zusammen.

Wann haben Sie eigentlich zum ersten Mal von den Plänen gehört?
Das ist fast zehn Jahre her, an einem Faschingsdienstag, Wir glaubten zuerst wirklich an einen Scherz.

Es war gleich klar: Das wollen wir nicht?
Ja, das kann doch wohl nicht sein. Die hören nicht zu graben auf, bis der Berg weg ist, auch wenn die Abbaugenehmigung befristet wäre. Was da ist, verschwindet nicht so schnell. Schauen Sie nach Thalgau!

Der Betreiber argumentiert, dass der Rohstoff dringend benötigt wird...
Wir glauben, Sepp Eder hat genug Steinbrüche. Es ist klar, dass man das Material braucht, nur muss man abwägen, wo man es abbaut.

Und es geht den Faistenauern auch um ihr Wasser, oder?
Ein wichtiger Punkt. Es ist bei weitem nicht geklärt, wie sich das alles auf die vielen Quellen auswirkt. Da geht es um unsere Versorgung. In Wahrheit kann kein Mensch sagen, was wirklich passiert, wenn die da oben zu graben anfangen. Niemand kann in den Berg rein schauen.

Dass Anwälte und Experten der Gemeinde viel kosten, steht Ihrer Meinung nach dafür?
Die machen ihre Sache gut. Bezeichnend, dass man sich steirische Anwälte suchen musste, denn Einheimische fürchten, sich mit Eder anzulegen.

Glauben Sie, dass Sie den Steinbruch verhindern können?
Wir wollen uns zumindest nicht den Vorwurf machen, dass wir nicht alles versucht haben. Faistenau kämpft nicht mit Abwanderung, zu uns ziehen Familien. Es ist traurig genug, dass wenn eine ganze Gemeinde geschlossen dagegen ist, noch darüber diskutiert wird. Und die Bundesforste als Eigentümer lassen das alles zu. Die Bundesforste, das sind ja eigentlich auch wir alle. Aber es wird aus wirtschaftlichen Interessen einfach über uns drüber gefahren.

Melanie Hutter, Kronen Zeitung

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