Olympia-Ausschuss

Heinz Schaden durfte von Erwin Roth nichts wissen

Salzburg
25.05.2010 16:45
Bei der Bewerbung Salzburgs für die Olympischen Winterspiele 2014 ist Aufsichtsratschef und Bürgermeister Heinz Schaden von der Bewerbungsgesellschaft offenbar hinters Licht geführt worden. Das zeigte sich am Dienstag im Olympia-Untersuchungsausschuss des Landtages. Schaden durfte nicht wissen, dass der Berater Erwin Roth für 90.000 Euro im Monat für die Kandidatur arbeitete, dieser wurde daher als "Journalist" bezeichnet.

Er soll einer der zentralen Strategen der Kandidatur gewesen sein, war auf der ganzen Welt für Salzburg unterwegs und ging in der Bewerbungsgesellschaft fast täglich ein und aus. Er kassierte monatlich 90.000 Euro für diese Dienste, aber weder Schaden noch Landeshauptfrau Gabi Burgstaller durften davon wissen. So schilderte es am Dienstag jene Mitarbeiterin, die für die internationalen Beziehungen und das Lobbying im IOC zuständig war.

Roth musste Zimmer verlassen
Bei zahlreichen Präsentationen auf der ganzen Welt, wo alle zentralen Akteure auftraten, "musste Roth das Zimmer verlassen, wenn Schaden da war". Wurde man über Roth gefragt, so musste man ihn als Journalist bezeichnen. "Ich glaube nicht, dass er gewusst hat, dass Roth überhaupt mitgearbeitet hat", so die Olympia-Expertin. Den genauen Grund für die Geheimhaltung konnte sie nicht nennen. Sie vermutete, dass es mit der Bewerbung um die Spiele 2010 zusammenhing.

Expertin mit geteilter Anstellung
Auch das Beschäftigungsverhältnis der Mitarbeiterin war nicht gerade alltäglich. Sie wurde nämlich zum Teil beim Olympia-Förderverein - sie meinte, es sei das Österreichische Olympische Komitee (ÖOC) - und zum Teil bei der Bewerbungsgesellschaft angestellt. Als aber vom Verein nach einem halben Jahr immer noch kein Cent Gehalt überwiesen worden sei, habe sie ÖOC-Generalsekretär Heinz Jungwirth bei einem Frühstück in einem Hotel darauf angesprochen. Wenige Tage später habe er sie dann per E-Mail (ohne einmonatige Kündigungsfrist) gekündigt. Das Geld habe sie später erhalten. Der Förderverein stellte den Betrag von 66.513 Euro aber der Gesellschaft in Rechnung.

Brandstätter erstaunt und verärgert
Betroffen zeigte sich Ernst Brandstätter, der als Geschäftsführer der Flachauer Bergbahnen eine der Triebfedern der Bewerbung und Aufsichtsratsmitglied war, was er im Nachhinein alles über die Kandidatur erfahren habe. "Ich bin ganz erstaunt und verärgert, wenn ich jetzt höre, dass die Prüfer der begleitenden Kontrolle kaum Zeit hatten." Er habe sich darauf verlassen, dass die operative Geschäftsführung, das Controlling sowie die Rechnungsprüfung in Ordnung seien.

Die Dauer der Aufsichtsratssitzungen sei oft ein Problem gewesen, "weil keine Zeit war, etwas zu hinterfragen, sagte Brandstätter. "Alle sind unter Termindruck dagesessen, es wurde alles schnell abgehandelt." Seiner Meinung nach sei es ein Kapitalfehler der Politik gewesen, die Größe von Olympischen Spielen zu unterschätzen: "Das ist keine Landesmeisterschaft der Eisschützen."

Rätsel um Aktenvernichtung geklärt
Ein Verdacht, der in einer der früheren Sitzungen aufgetaucht war, konnte am Dienstag erklärt beziehungsweise entkräftet werden. Die Grünen hatten die Rechnung einer Firma für Aktenvernichtung vorgelegt, wonach die Bewerbungsgesellschaft am 31. August 2007, also vier Monate vor der Liquidation, 696 Kilo Akten bei einer dafür spezialisierten Firma vernichten ließ. Richter Anton Meinhart las am Dienstag einen Brief dieses Unternehmens vor. Daraus geht hervor, dass damals keine Akten entsorgt worden seien, sondern Sperrmüll abgeholt worden sei.
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