Nach skurrilem Sager

Kritik von allen Seiten an Team-Stronach-Mandatar

Österreich
04.11.2013 14:57
Für heftigen Wirbel haben die Äußerungen des Team-Stronach-Abgeordneten Marcus Franz (mittleres Bild) zu den Themen Armut, Kinderlosigkeit, Verhütung und Homosexualität gesorgt. Der Wiener Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres (Bild re.) übte am Montag scharfe Kritik an dem Politiker, der auch praktizierender Arzt ist, und forderte diesen auf, die "empörenden und inakzeptablen" Wortmeldungen zurückzuziehen und sich öffentlich zu entschuldigen. Auch innerhalb der eigenen Partei wurde Kritik laut.

"Als Wissenschafter, Mediziner und Repräsentant der Ärztekammer fordere ich Sie auf, dieses Statement öffentlich zurückzunehmen", so Szekeres. "Ihre Aussagen wiegen umso schwerer, als Sie nunmehr nicht nur als Arzt, sondern auch als Abgeordneter zum Nationalrat eine besondere Verantwortung tragen. Ich ersuche Sie, in Ruhe zu reflektieren, was Sie formuliert haben, und sich öffentlich zu entschuldigen. Solche Aussagen dürfen in demokratischen Kulturen nicht unwidersprochen bleiben."

Homosexualität laut Franz eine "genetische Anomalie"
In einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin "Profil" hatte Franz - er ist Primararzt am Wiener Hartmann-Spital, einem Ordenskrankenhaus der "Franziskanerinnen von der christlichen Liebe" - Homosexualität als amoralisch und als "genetische Anomalie" bezeichnet. Für Szekeres ist das "empörend und inakzeptabel", denn übersetzt bedeute das, dass Homosexualität für Franz eine angeborene Krankheit sei. Franz hatte zudem gemeint, es sei die Pflicht von allen, Kinder zu bekommen. Wer immer verhüte und gar keine Kinder wolle, sei "amoralisch".

"Bin gegen Diskriminierung, möchte aber wachrütteln"
Nach der heftigen Kritik betonte Franz am Montag, dass er zwar "klar gegen jegliche Diskriminierung von Bevölkerungsgruppen" sei und dass jeder Mensch in seiner Entscheidung über die Form des Zusammenlebens frei sein solle. Dennoch wolle er auf "bestehende Probleme hinweisen" und damit "wachrütteln". Tatsache sei nämlich, dass es aufgrund der demografischen Entwicklung zu einer Überalterung der Gesellschaft komme und dadurch unter anderem das Gesundheits- und Sozialsystem in der heutigen Form auf Dauer nicht mehr finanzierbar sei.

Kritik auch aus den eigenen Reihen: "Nicht unsere Werte"
Auch innerhalb des Team Stronach wurden kritische Stimmen laut. So ging die niederösterreichische Landesobfrau des Team Stronach, Renate Heiser-Fischer (Bild li.), per Aussendung auf Distanz und verwies auf die "liberalen Werte" der Partei.

"Das sind nicht unsere Werte! Wir bekennen uns zu einer offenen und toleranten Gesellschaft, deren Familienplanung auf Freiwilligkeit basiert und deren Umgang mit der sexuellen Ausrichtung anderer von Respekt getragen wird", betonte Heiser-Fischer Richtung Franz und bekannte sich "selbstverständlich auch zu den Grundwerten des Versammlungs- und Demonstrationsrechts".

Grüne: "Unglaubliche und gefährliche Aussagen"
Zuvor hatten die Grünen mit heftiger Ablehnung auf Franz' Aussagen reagiert. Diese seien unglaublich, gefährlich und hätten in der Politik nichts verloren, so Demokratie- und Familiensprecherin Daniela Musiol sowie Bundesrat Marco Schreuder, grüner Sprecher für Lesben, Schwulen und Transgenderpersonen, in einer Aussendung. Die heutige Klarstellung des Abgeordneten sei keine Entschuldigung, sondern "eine weitere abstruse Äußerung, getarnt als Rechtfertigung".

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