Trauer um E. Trost

Tochter Franziska zum Tod ihres Vaters

Österreich
25.07.2015 17:01
An dieser Stelle sollte eigentlich die Kolumne von Ernst Trost, meinem Vater, stehen. Das tat sie fast täglich mehr als 50 Jahre lang. Sie hat mich schon als Kind begleitet. In der Früh umgab meinen Vater das monotone Brummen aus dem Weltempfänger und das Klappern der Schreibmaschine. Computer und Internet zogen ein, aber sie sollten nie wieder diese Symphonie einer längst vergangenen Ära des Journalismus erschaffen können.

Mein Vater hielt diese Ära, dieses Ethos jedoch hoch bis zum Schluss. Er war eine unendliche Quelle des Wissens. Umgeben von Zeitungsbergen und Wänden voller Bücher, wusste er sofort, wo er für jedes Weltgeschehen das passende Zitat finden konnte. Für mich war er "Google", lange vor Internet und Smartphone.

Über Jahrzehnte hinweg war mein Vater für seine Arbeit rund um den Globus unterwegs, war Zeuge von Weltereignissen und stand an der Seite gewichtiger Staatsmänner. Doch dieses große Leben war eigentlich nicht seins. Glück bedeutete für ihn, im Musikverein den Philharmonikern zu lauschen. Beim Heurigen mit Freunden ein Glaserl Wein zu trinken. Zeitungen und Bücher zu inhalieren. Mit seiner Familie, die ihm alles war, Zeit zu verbringen - er hat meine Mutter, Schwester und mich so unendlich geliebt. Und in seinem Sommerhaus in Kritzendorf stundenlang auf die Donau zu schauen, auf seinen geliebten Strom, dem er Filme und Bücher widmete - und der nun zu seinem Schicksal wurde.

In seinem Buch "Die Donau" schwärmte er: "Man liegt schwimmend im Wasser, lässt sich treiben und lauscht dem Singen der von der Strömung aneinandergeriebenen Kieselsteine, ein Klang, als ob der Wind auf Telegraphendrähten Harfe spielte ... geschichtslos und zeitlos überantwortet man sich der Donau, rastet auf einer weißen Sandbank und vergisst gestern, heute und morgen." Papi, lass dich auf deinen Donauwellen in die Ewigkeit tragen.

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