Es war ein entsetzliches Drama, das sich am 19. Oktober auf der Hohen Wand abgespielt hatte. Der Vater des Buben, ein 36 Jahre alter Kinderarzt, war mit seiner gleichaltrigen Ehefrau und den Söhnen im Alter von drei und fünf Jahren auf einem Klettersteig unterwegs. Plötzlich fiel der fünfjährige Til durch die Absperrung des sogenannten Springles-Klettersteigs.
Der 36-Jährige, der Tils dreijährigen Bruder zu diesem Zeitpunkt auf dem Rücken trug, wollte seinen älteren Sohn noch zurückziehen und verlor dabei das Gleichgewicht - alle drei stürzten 150 Meter in die Tiefe. Die Ehefrau und Mutter stand unmittelbar daneben und musste den furchtbaren Vorfall mit ansehen.
Mit schwersten Verletzungen eingeliefert
Für den 36-Jährigen sowie den drei Jahre alten Tarwat kam jede Hilfe zu spät. Til überlebte den Absturz in das steile, felszerklüftete Gelände mit lebensgefährlichen Verletzungen und wurde ins Spital geflogen.
"Der Bub hatte eine schwere Schädelverletzung, ein schweres Schädel-Hirn-Trauma. Er hatte eine Fraktur der Schädelbasis, eine Kieferhöhlenfraktur, Quetschungen der Lunge, beidseitige Oberschenkelbrüche und war wegen des Blutverlustes Kreislauf-instabil", schilderte Alexander Rokitansky, Chef der Kinderchirurgie, am Dienstag im Rahmen eines Pressegesprächs. Die Rettungskette von der Bergrettung bis zum Hubschraubertransport ins SMZ-Ost habe jedoch sehr gut funktioniert.
"Das Kind war 39 Tage auf der Intensivstation. Es befand sich 20 Tage im künstlichen Tiefschlaf. Am 26. November konnte es auf die Normalstation verlegt werden. Wir haben jetzt mit der Akutrehabilitation begonnen. Der Bub ist orientiert, er antwortet sachbezogen auf gestellte Fragen", berichtete der Kinderchirurg weiter.
Til wird "wieder ganz gesund"
Dennoch habe man aus Vorsichtsgründen mit der Veröffentlichung von Informationen über das nunmehrige "Weihnachtswunder" gewartet: "Der Zustand des Fünfjährigen hat sich nun so weit entwickelt, dass man mit Sicherheit sagen kann, dass er nicht nur überleben, sondern wieder ganz gesund sein wird", sagte der Ärztliche Leiter des Donauspitals, Lothar Mayerhofer.
Der Fünfjährige wird noch einige Wochen im Donauspital bleiben müssen. Die komplette Rehabilitation bzw. die Genesung wird wohl noch gut ein Jahr dauern. "Dieser gewaltige Absturz des Fünfjährigen ist eine Situation, die wir noch nicht gehabt haben", so Rokitansky. Zwar habe man gerade im vergangenen Jahr am Donauspital mehrere Kinder nach Abstürzen aus Fenstern etc. retten können, eine derartig positive Entwicklung sei aber eine "Rarität".
Mutter "trägt die Situation heldenhaft"
Til gehe es psychisch offenbar gut, fügte der Kinderchirurg hinzu. Mit der Unterstützung durch Psychologen habe man ihn vom Tod des Vaters und des Bruders "in Kenntnis" gesetzt. "Das Kind hat das realisiert", sagte der Kinderchirurg. Die Frage sei, wann der Bub die Familientragödie auch so weit wirklich bewältigen könne.
Die Mutter des Fünfjährigen "trägt die Situation heldenhaft, wirkt gefasst. Sie schöpft sicherlich Kraft aus der Situation, dass es dem Buben immer besser geht", meinte Rokitansky.
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