Arsen-Prozess in NÖ

Männer vergiftet: Bogumila W. (52) bestreitet Vorwürfe

Österreich
08.04.2013 14:33
Für die Staatsanwältin im Prozess gegen Bogumila W. ist bereits zum Auftakt am Montag alles klar: Die heute 52-jährige Frau auf der Anklagebank ist eine heimtückische Mörderin. Sie hat zwei Männer mit Arsen vergiftet, hat ihnen über viele Monate hinweg "beim Sterben" zugesehen und sich in einem Fall auch des Vermögens bemächtigt. Hier soll die Beute an die 100.000 Euro betragen haben. Die Beschuldigte streitet alles ab, verwickelt sich jedoch während der mehrstündigen Einvernahme immer wieder in unerklärbare Widersprüche.

Mit einem Aktendeckel vor dem Gesicht betritt Bogumila W. den Verhandlungssaal in Krems. So versucht sie, dem Blitzlichtgewitter zu entgehen. Die Plädoyers von Staatsanwältin Susanne Waidecker und Verteidiger Timo Gerersdorfer verfolgt sie aufmerksam. Dann beginnt Richterin Isabella Daniel mit der Befragung - und die gestaltet sich mühsam. Obwohl seit vielen Jahren in Österreich aufhältig, will sich Bogumila W. lieber von einem Dolmetscher übersetzen lassen. Dieser sagt dann: verheiratet seit 29 Jahren, Sohn 27 Jahre alt.

Angeklagte verstrickt sich in Widersprüche
Die Angeklagte erzählt, sie sei seit zwölf Jahren immer wieder nach Österreich gekommen und habe hier vor allem als Putzfrau gearbeitet. Schnell kommt man auf das mutmaßliche erste Opfer, Herbert A., zu sprechen. Doch bereits bei der einfachen Frage, wie Bogumila W. den 68-jährigen Mann kennengelernt hat, beginnen die Widersprüche.

Laut Anklage hat der Wiener Pensionist, der 20 Jahre lang mit einer Polin verheiratet war, ein Inserat in einer polnischen Zeitung aufgegeben. Darin suchte er eine Lebensgefährtin ("Heirat nicht ausgeschlossen"). Und bald danach schwärmte er angeblich Freunden gegenüber vom "guten Sex mit einer Polin".

"Sex hat es nie gegeben"
Bogumila W. erzählt eine ganz andere Geschichte: "Ich habe Herrn A. vor der polnischen Kirche in Wien getroffen. Er sagte, er hat nach dem Tod seiner Frau zu trinken begonnen und sucht jetzt jemanden, der ihm hilft, mit dem Alkohol aufzuhören." Deshalb sei sie zu ihm gezogen. Eines ist der Angeklagten wichtig: "Ich war nie seine Lebensgefährtin. Er hat mich manchmal wie eine Tochter behandelt, meistens wie eine Putzfrau. Sex hat es nie gegeben." Den Umstand, dass der Mann sich in jener Zeit ein Potenzmittel besorgte, kann sich Bogumila W. nicht erklären.

In früheren Einvernahmen hatte die Frau auch behauptet, sie sei mit A.'s Frau 20 Jahre lang befreundet gewesen. "Das stimmt nicht", gibt die Angeklagte am Montag zu.

Schenkung nach kurzer Bekanntschaft
Die Richterin kommt auf die Wohnung des Pensionisten zu sprechen. Schon wenige Wochen nachdem der Mann die Polin kennengelernt hatte, unterzeichnete er einen Schenkungsvertrag, der Bogumila W. zur Besitzerin machte. "Das wollte ich gar nicht. Das kam für mich überraschend", gibt sich die Frau bescheiden. Kurz nach dem Tod des Pensionisten im Oktober 2010 verkaufte sie die kleine Bleibe für 65.000 Euro. Noch zu Lebzeiten des 68-Jährigen fanden sich auch schnell Käufer für dessen Auto und Mobilheim, und zwar in Person des Ehemannes und Sohnes der Beschuldigten, die einmal 6.000 und einmal 8.000 Euro auf den Tisch blätterten.

"Er war in dieser Zeit immer wieder mehrere Tage weg"
Zum Gesundheitszustand des Pensionisten bleibt die Angeklagte sehr allgemein: Warum sich sein Zustand in kurzer Zeit verschlechterte, kann sie nicht sagen, beteuert sie treuherzig. "Er war in dieser Zeit immer wieder mehrere Tage weg", sagt Bogumila W. und deutet damit an, dass auch andere ihm Arsen verabreicht haben könnten.

Das Ende des 68-Jährigen muss jedenfalls schrecklich gewesen sein: Schon Monate vor seinem Tod versagten seine Beine. Gutachter Christian Reiter macht dafür Arsen verantwortlich. Später konnte der Pensionist auch nicht mehr sprechen - wohl ebenfalls eine Folge der Vergiftung.

Drei Wochen nach A.'s Tod kam Bogumila W. in Kontakt mit dem 61-Jährigen Alois F. Er verstarb im Februar 2011. Auch ihn will sie nicht getötet haben.

Am Mittwoch wird der Prozess mit Zeugeneinvernahmen fortgesetzt.

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