Die Anwälte (Traxler, Bischof, Stuefer, Dohr und Karl) hatten alle Hände voll zu tun, Richterin Sonja Arleth daran zu erinnern, dass Balluch als Angeklagter zu den Vorwürfen, ohne unterbrochen zu werden, Stellung nehmen darf. Aber sie bewies dafür starke Nerven, als eine der Angeklagten in auffallend kurzen Abständen trotzig aufsprang, auf die Toilette ging, und damit die Verhandlung unterbrach.
"An den Haaren herbeigezogen"
Balluch zum Vorwurf, Mitglied einer kriminellen Vereinigung zu sein: "An den Haaren herbeigezogen. Sechs der Angeklagten kenne ich gar nicht. Wir sind Angehörige mehrerer Tierschutzorganisationen, die untereinander nie kooperieren, und Einzelaktivisten." Die Richterin will klare Aussagen zu seinen Ideologien: "Fordern Sie eine vegane Gesellschaft, in der Tiere nie getötet werden?" - Balluch: "Ich unterscheide zwischen eigenem Wunschdenken und praktikablen Kompromissen."
"Nie an illegalen Aktionen teilgenommen"
Balluch, befragt zu seinen Kontakten zu internationalen Aktivisten wie zum Beispiel Barry Horne, der 2001 im Gefängnis während eines Hungerstreiks starb: "Ich habe in England gelebt, in Cambridge unterrichtet und viele Tierschützer gekannt, aber nie an illegalen Aktionen teilgenommen."
Der Prozess geht weiter. In "Stille", denn die Sympathisanten vor dem Gericht haben ihre lauten Proteste fast eingestellt. Vor der Verhandlung hatten sich auch einige Aktivisten vor dem Gebäude versammelt, zu Prozessbeginn begaben sich aber auch diese in den Saal. Das Medieninteresse war aber weiterhin groß.
Prozess schlägt hohe Wellen
Der für Wiener Neustadt bisher umfangreichste Prozess hatte am Dienstag unter großem Medien- und Publikumsinteresse begonnen. Vor dem Gerichtsgebäude hatten zahlreiche Aktivisten demonstriert, die Parolen waren während des ganzen ersten Tages bis in den Schwurgerichtssaal zu hören gewesen (siehe Infobox).
Richterin Sonja Arleth hatte eingangs klargestellt, dass es bei der Verhandlung lediglich um den Prozessstoff gehe, nicht um polemisierende Aussagen oder politische Statements. Staatsanwalt Wolfgang Handler erläuterte zum angeklagten Paragrafen 278a die österreichischen Kontakte zu internationalen Netzwerken des Tierrechtspektrums, ausgehend von der britischen ALF (Animal Liberation Front) in den 70er-Jahren.
von Susi Hauenstein (Kronen Zeitung) und krone.at
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