Rettung gefordert

Pago-Schließung: "Eine Welt bricht zusammen"

Wirtschaft
19.02.2013 08:07
Die Nachricht traf die Kärntner Pago-Belegschaft wie ein Hammer: "Wir werden das Werk mit Ende des Jahres schließen. 110 Mitarbeiter sind betroffen", so Thomas Hinderer, Vorstandschef der Eckes-Granini-Gruppe, des deutschen Fruchtsaftriesen, am Montag in Klagenfurt. Die Produktion wird nach Spanien und Frankreich verlegt, die Zentrale nach Oberösterreich. Für die Mitarbeiter bricht eine Welt zusammen, Politik und Internetgemeinde fordern die Rettung des Traditionsbetriebes.

Es ist Montag früh, als die Eckes-Granini-Bosse mit schlechten Nachrichten im Gepäck ins Klagenfurter Pago-Werk kommen. Die Unterschrift auf dem Kaufvertrag von Ex-Eigentümer Brau Union ist kaum getrocknet, da werden plötzlich all die Befürchtungen der Mitarbeiter wahr. "Wir werden den Standort bis Ende des Jahres schließen", erklärt Vorstandschef Hinderer: "Wir werden aber alles tun, um die Mitarbeiter zu betreuen, und es wird ein Sozialplan erarbeitet."

Die Gründe für das für viele überraschende Aus: Das Unternehmen habe eine zu hohe Kostenstruktur, sei nicht ausgelastet; der Umsatz sei stets zurückgegangen, 2012 wurden sogar vier Millionen Euro Verlust geschrieben.

Gehälter für die nächsten 10,5 Monate sind fix
Die Marke "Pago" solle aber weiter österreichisch bleiben – die Geschicke werden von der Eckes-Granini-Zentrale in St. Florian in Oberösterreich geleitet. Die Produktion wird nach Spanien und Frankreich ausgelagert. Gekauft zu haben, um zu schließen – davon will Hinderer nichts wissen: "Wir haben geprüft, ob wir die Volumina in Klagenfurt steigern können – das ist leider nicht gegangen."

Fassungslosigkeit und Entsetzen herrschen bei der Belegschaft in Klagenfurt. "Für mich und viele meiner Kollegen ist eine Welt zusammengebrochen", sagt Arbeiterbetriebsratschef Walter Sereinig. Er will jetzt an einem Sozialplan mitarbeiten. Die Gehälter für die nächsten 10,5 Monate seien noch fix. Wie es dann in der krisengebeutelten Branche für die Arbeiter und Angestellten weitergeht, ist offen.

Die Hiobsbotschaft kam zum 125-Jahr-Jubiläum
1888 hatte Jakob Pagitz senior die Idee, in Klagenfurt Sodawasser herzustellen und es mit Früchten zu mischen. Aus der kleinen Manufaktur wurde 1949 Pago (PAGitz Obst), das später ins Visier großer Konzerne rückte und als Weltmarke in 30 Ländern zu finden ist. Die Brau Union hat den Fruchtsaftspezialisten erst im Dezember an den deutschen Konzern Eckes-Granini, zu dem auch "Yo", "Hohes C", "Obi" gehören, verkauft. Die Übernahme wurde am Freitag abgeschlossen – Montag gab die Gruppe die Schließung des Standortes in Klagenfurt bekannt.

Politik und Internetgemeinde fordern Rettung
Die Nachricht vom Ende des Traditionsbetriebes zog eine Welle der Entrüstung nach sich. Auf Facebook setzten sich binnen weniger Stunden mehr als 1.000 Leute für den Erhalt des Betriebes ein. Arbeiterkammer-Präsident Günther Goach kritisiert die Zerschlagung des Betriebes aus "Profitgründen". BZÖ-Chef Josef Bucher verlangt einen "parteiübergreifenden Schulterschluss zur Rettung des Klagenfurter Fruchtsaftherstellers".

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