Martialischer Appell

Volk soll Kim Jong Un “bis zum Tod” verteidigen

Ausland
01.01.2012 12:43
Nordkorea hat das neue Jahr mit einem Aufruf zur absoluten Gefolgschaft des Sohns und Nachfolgers des verstorbenen Diktators Kim Jong Il begonnen. Die Partei, die Armee und das gesamte Volk sollten von der Überzeugung geleitet sein, "menschliche Bollwerke und Schilde zur Verteidigung Kim Jong Uns bis zum Tod" zu werden.

Der Aufruf stand am Sonntag in einem Neujahrs-Leitartikel der offiziellen Zeitungen des stalinistisch geführten Landes. Zuvor war Kim Jong Un nach seiner Ernennung zum neuen Führer Nordkoreas auch offiziell zum Oberbefehlshaber der Streitkräfte erklärt worden.

2012 solle eine neue Ära des Wohlstands für Nordkorea bringen, hieß es in dem Leitartikel, der das Motto ausgab: "Preist 2012 als Jahr des stolzen Sieges, ein Jahr, in dem eine Ära des Wohlstands sich entfaltet." Allerdings räumte das Land erneut erhebliche Probleme bei der Ernährung der eigenen Bevölkerung ein. Die Lage sei "ein brennendes Problem beim Aufbau eines blühenden Landes".

Pjöngjang will alte Politik fortsetzen
Das Regime in Pjöngjang bekräftigte zudem, die Politik des verstorbenen langjährigen Machthabers Kim Jong Il fortsetzen zu wollen. Mit der Regierung des südkoreanischen Präsidenten Lee Myung Bak werde Pjöngjang niemals in Beziehung treten. Hoffnungen auf einen Kurswechsel erteilte es damit erneut eine Absage. Die Streitkräfte des Landes sollen gestärkt werden, hieß es weiter. Das Atomwaffenprogramm wurde dabei nicht erwähnt.

Kim Jong Un übernehme das Amt als Oberbefehlshaber der Streitkräfte entsprechend einer Anordnung seines Vaters vom 8. Oktober, teilte die staatliche Nachrichtenagentur KCNA am Samstag mit. Der Schritt war ein weiteres Zeichen für die Festigung der Macht durch Kim Jong Un. Nach dem Tod von Kim Jong Il hatten Medienberichte den Schluss zugelassen, dass sein jüngster Sohn Kim Jong Un bereits die Führung über die Streitkräfte des Landes übernommen hatte. Bei der Mitteilung vom Samstag handelte es sich jedoch um die erste offizielle Bestätigung für die Übernahme des Postens. Die Entscheidung sei am Freitag bei einem Treffen des Zentralkomitees der Regierungspartei bekanntgegeben worden, hieß es.

Verkündigung kam einen Tag nach Ende der Trauerzeit
Die Verkündung durch das Politbüro kam einen Tag nach Ende der offiziellen Trauerzeit für Kim Jong Il. Zum Abschluss der Staatstrauer hatte das Regime Kim Jong Un am Donnerstag bereits zum "obersten Führer" der Partei, des Militärs und des Volkes ausgerufen. Kim Jong Il selbst hatte den Oberbefehl über die Streitkräfte 1991 und damit drei Jahre vor dem Tod seines Vaters und "Ewigen Präsidenten" Kim Il Sung übernommen. Seinen eigenen Sohn hatte Kim Jong Il im vergangenen Jahr zum Vier-Sterne-General ernannt. Seit damals trat Kim Jong Un regelmäßig an der Seite seines Vaters auf.

Kim Jong Un, der 1983 oder 1984 geboren sein soll, übernimmt als Oberbefehlshaber die Führung über die 1,2 Millionen Mann starke Armee des abgeschotteten Landes. Die nordkoreanischen Streitkräfte zählen zu den fünf größten der Welt. Sie spielen im 24 Millionen Einwohner zählenden Nordkorea eine äußerst wichtige Rolle. Kim Jong Il hatte in den 90er-Jahren die sogenannte Songun-Doktrin entwickelt, was übersetzt "Die Armee zuerst" bedeutet. Der Armee kommt damit größere Bedeutung als der Zivilbevölkerung zu. Schätzungen zufolge wendet das Land ein Viertel seines Bruttoinlandsprodukts für die Armee auf, prozentual ist das mehr als in jedem anderer Land der Welt.

Ältester Sohn nahm nur heimlich Abschied
Kim Jong Il war am 17. Dezember gestorben. Er hatte das kommunistische Land mit harter Hand regiert. Sein ältester Sohn hat einem japanischen Medienbericht zufolge in Pjöngjang heimlich von seinem Vater Abschied genommen. Kim Jong Nam sei am 17. Dezember mit falschen Papieren vom chinesischen Macau aus nach Nordkorea gereist, berichtete die japanische Zeitung "Yomiuri Shimbun" am Sonntag. Die Abwesenheit des 40-jährigen Sohnes bei den offiziellen Trauerfeierlichkeiten hatte zu Spekulationen über einen möglichen Machtkampf um die Nachfolge Kim Jong Ils geführt.

Er habe offenbar deshalb nicht an dem Begräbnis teilgenommen, um möglichen Fragen zu entgehen, "warum der Dritte Nachfolger werden soll", sagte eine Nordkorea nahestehende Quelle dem Blatt mit Blick auf die Machtübernahme durch den jüngsten Sohn Kim Jong Un. Kim Jong Nam lebt in Macau und hatte in der Vergangenheit die dynastisch geprägte Nachfolge an der Spitze des abgeschotteten Nordkoreas kritisiert. Südkoreanische Medien hatten zuvor berichtet, Jong Nam sei "unter chinesischen Schutz" gestellt worden.

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