Veraltete Technik

Nordkorea-Drohne “hätte auch Student bauen können”

Ausland
03.04.2014 16:09
Simple Bauart, einfache Materialien - und nicht einmal Daten können sie senden: Südkorea hat Anfang der Woche Drohnen der Marke Modellbau im Grenzgebiet gefunden, die mit ziemlicher Sicherheit vom Nachbarn im Norden stammen. Aufnahmen der unbemannten Flugobjekte bestätigen das Urteil von Experten: Das hätte wohl auch ein Student bauen können.

Südkoreas Militär verdächtigt Nordkorea, die zwei Drohnen zu Spionagezwecken in den Süden gesendet zu haben. Die unbemannten Flugobjekte waren Ende März in Grenznähe abgestürzt. "Wir gehen davon aus, dass sie aus Nordkorea sind", sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Seoul am Mittwoch. Auch wenn offiziell noch nicht zur Gänze geklärt ist, wer den Flugkörper auf Reisen geschickt hat, gilt für Südkorea schon jetzt der Nachbar im Norden so gut wie fix als "Absender" der Drohnen. So seien etwa an der Batterie Buchstaben in nordkoreanischer Standardschrift zu sehen.

Die jüngsten Funde bereiteten den Südkoreanern jedenfalls Sorgen. Denn einer der beiden sichergestellten Drohne war es immerhin gelungen, unbemerkt den südkoreanischen Luftraum zu infiltrieren und dabei Fotos vom Präsidentenpalast in Seoul und militärischen Anlagen zu schießen. Beruhigt haben dürften sich die Militärs im Süden allerdings wieder, als sie dann die Analyse der technischen Spezifikationen in Händen hielten.

Experte: "Schlechte Qualität und geringe Flugleistung"
Denn die Drohnen entpuppten sich bei näherer Betrachtung bald als bessere Modellbauten. Die von den Südkoreanern als "simpel" bezeichnete Bauart zeuge von "schlechter Qualität und einer geringen Flugleistung", urteilte Andreas Scholtz, wissenschaftlicher Mitarbeiter vom Institut für Luft- und Raumfahrtsysteme an der TU Braunschweig, gegenüber dem deutschen Nachrichtenmagazin "Focus". Sein Fazit: "Das hätte auch ein Student bauen können."

Motor wie in Mopeds und Kettensägen
Die etwa 1,80 Meter langen Flugkörper seien laut Scholtz höchstwahrscheinlich aus einfachen Materialien hergestellt, die Bauweise leicht zu kopieren. Die Pläne dazu könne sich jeder im Internet besorgen, so der Wissenschaftler. Das gelte ebenso für Steuerung und Antrieb. Im Bild sei ein Verbrennungsmotor zu erkennen. "Das sieht nach einem herkömmlichen Zweitaktmotor aus, die finden sich auch in Mopeds und Kettensägen", erklärt Scholtz. Auch die Reichweite sei gering, da in den Tank der Maschine vermutlich keine große Menge Treibstoff passe.

Nicht genügend Nutzlast für Bewaffnung
Die Bedrohung durch die sichergestellten Drohnen hält der Experte deswegen für überschaubar. "Die Drohne sei seinen Worten zufolge so gefährlich wie ein Modellflugzeug. Das kann beim Absturz natürlich auch Menschen auf den Kopf fallen", hält Schultz zudem eine potentielle Gefahr durch eine Bewaffnung der Fluggerät für eher unwahrscheinlich. "Ich bezweifele stark, dass die beiden Flugkörper über genügend Nutzlast verfügen, um daran Sprengkörper festzuschnallen", so Scholtz.

Doch nicht nur antriebstechnisch sondern auch spionagetechnisch versagt das Modell auf voller Länge. Das südkoreanische Verteidigungsministerium bestätigte mittlerweile, dass die veraltete Drohne lediglich Signale empfangen könne. Zum Senden, etwa von Bildmaterial, sei der Flugkörper hingegen nicht fähig gewesen.

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