Schüler ermordet

Israel plant “Operation zur Ausrottung der Hamas”

Ausland
01.07.2014 06:19
Vor mehr als zwei Wochen sind drei israelische Jugendliche im Westjordanland verschwunden. Am Montagabend stieß man auf die Leichen der Talmudschüler im Alter von 16 und 19 Jahren. Sie seien von Schülern einer nahe gelegenen Feldschule unter einem Steinhaufen auf einem Feld in der Nähe der Stadt Hebron gefunden worden, berichtete das israelische Fernsehen. Israels Regierung macht die radikalislamische Hamas für die Morde verantwortlich und droht der Gruppierung mit der "Ausrottung".

"Die Hamas ist verantwortlich und die Hamas wird bezahlen", sagte Ministerpräsident Benjamin Netanyahu (Bild) am Montagabend bei einer Dringlichkeitssitzung seines Sicherheitskabinetts. Bereits zuvor hatten sich zahlreiche Politiker für einen "tödlichen Schlag" gegen die Palästinenserorganisation, die die Tat bestreitet, ausgesprochen. "Dieses tragische Ende muss auch das Ende der Hamas sein", sagte etwa Danny Danon von der Regierungspartei Likud. Der stellvertretende Verteidigungsminister warf der Hamas vor, die Talmudschüler ermordet zu haben, und kündigte eine "lange Operation zur Ausrottung der Hamas" an.

Minister droht Hamas: "Es gibt keine Gnade für Kindermörder"
Wirtschaftsminister Naftali Bennett erklärte: "Es gibt keine Gnade für Kindermörder. Unsere Herzen sind jetzt mit den Familien. Dies ist eine Zeit für Taten, nicht für Worte." Die israelische Zeitung "Haaretz" berichtete unter Berufung auf einen hohen Beamten, das Sicherheitskabinett habe noch keine unmittelbare Entscheidung über harte Maßnahmen getroffen. Das Gremium werde demnach am Dienstag nach der Beerdigung der drei Jugendlichen erneut zusammentreten.

Schüler wurden bereits kurz nach ihrer Entführung ermordet
Die Jugendlichen seien offenbar schon kurz nach der Entführung am 12. Juni erschossen worden, hieß es im israelischen Fernsehen. Nun jage die Armee die Entführer. Der Geheimdienst nannte zwei Hamas-Mitglieder als Tatverdächtige. Nach Medienberichten drang die Armee am Montagabend in die Häuser der Männer in Hebron ein. Laut palästinensischen Angaben, die "Haaretz" zitierte, sprengten die Soldaten die Gebäude, nachdem die Familien die Häuser verlassen mussten. Nördlich von Hebron seien starke israelische Truppenverbände im Einsatz, es sei bereits zu Schusswechseln mit Palästinensern gekommen.

Hamas: "Ein Krieg würde die Pforten der Hölle öffnen"
Seit dem Verschwinden der Jugendlichen hat die israelische Armee bei Razzien nach eigenen Angaben etwa 420 Palästinenser festgenommen, die meisten davon Hamas-Mitglieder. Es soll auch mehrere Todesopfer gegeben haben. Doch die Führung der Organisation ließ sich bisher keineswegs einschüchtern. "Wir weisen alle israelische Unterstellungen und Drohungen gegen uns zurück", hieß es in einer Erklärung. Keine palästinensische Gruppe - auch nicht die Hamas - habe sich zu der Aktion bekannt. Zudem meinte ein Hamas-Sprecher: "Die Besatzungsmacht wird für jegliche Eskalation die Verantwortung tragen." Netanyahu müsse verstehen, "dass, wenn er Gaza den Krieg erklärt, sich für ihn die Pforten der Hölle öffnen".

Obama: "Sinnloser Terrorakt gegen unschuldige Jugendliche"
US-Präsident Barack Obama verurteilte die Ermordung der drei Jugendlichen am Montagabend auf das Schärfste. Er bezeichnete die Tat als "sinnlosen Terrorakt gegen unschuldige Jugendliche". Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel reagierte "geschockt": "Es handelt sich um eine verabscheuenswürdige Tat, für die es keinerlei Entschuldigung geben kann." Auch der französische Präsident Francois Hollande und der britische Premier David Cameron verurteilten die Ermordung der drei Jugendlichen. Während Hollande von einem "feigen Mord" sprach, verurteilte Cameron den "entsetzlichen und unentschuldbaren Terrorakt".

Kurz empört: "Die Täter müssen vor Gericht gestellt werden"
Außenminister Sebastian Kurz reagierte ebenfalls empört: "Ich verurteile die Ermordung der drei entführten israelischen Schüler auf das Schärfste. Unser Mitgefühl gilt ihren Familien und Freunden in dieser schweren Stunde. Die Täter müssen vor Gericht gestellt werden." UN-Generalsekretär Ban Ki Moon forderte eine Kooperation der Ermittler. Er hoffe, israelische und palästinensische Behörden würden zusammenarbeiten, um die Täter so rasch wie möglich zu fassen. Der Mord sei ein heimtückischer Akt der Feinde des Friedens und solle den Konflikt vertiefen und Misstrauen verstärken. "Das darf keinen Erfolg haben."

Nach Raketenbeschuss: Israel attackiert Ziele im Gazastreifen
Nicht unmittelbar wegen der Ermordung der Jugendlichen, sondern vielmehr wegen des ständigen Beschusses israelischen Gebietes mit palästinensischen Raketen flog die israelische Luftwaffe laut Armeeangaben in der Nacht auf Dienstag Angriffe gegen 34 Ziele im Gazastreifen. Augenzeugen berichteten, überall seien Explosionen zu hören gewesen. Ziele seien Militäreinrichtungen der Hamas und des Islamischen Dschihad gewesen. Die Einrichtungen seien jedoch in Erwartung israelischer Luftangriffe bereits vorher evakuiert worden. Auch vom Meer aus habe die israelische Marine demnach den nördlichen Gazastreifen beschossen.

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