Mit F-16-Kampfjets

IS-Stellungen in Syrien von Türkei bombardiert

Ausland
24.07.2015 17:12
Türkische Kampfjets haben am Freitag Stellungen der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat in Syrien angegriffen. Bei den Bombardements am frühen Morgen seien zwei Hauptquartiere und ein Sammelpunkt der Extremisten getroffen worden, erklärte Regierungschef Ahmet Davutoglu. Die drei Kampfflugzeuge seien dann in die Basis Diyarbakir im Südosten der Türkei zurückgekehrt. Parallel dazu nahm die Polizei bei landesweiten Razzien gegen mutmaßliche IS-Mitglieder und kurdische Extremisten mindestens 251 Menschen fest.

Wie aus türkischen Sicherheitskreisen verlautete, haben die Kampfjets bei den Luftschlägen den türkischen Luftraum nicht verlassen. Der Nachrichtenagentur Dogan zufolge lagen die IS-Ziele rund um das Dorf Hawar unweit der südlichen türkischen Provinz Kilis.

Die Türkei sei entschlossen, alle Vorkehrungen zu treffen, um die nationale Sicherheit zu verteidigen, hieß es in der Erklärung aus Ankara weiter. Demnach fiel die Entscheidung zu Luftangriffen bei einem Sicherheitstreffen am Donnerstagabend. Zuvor hatten türkische Panzer Stellungen der Dschihadisten im Nachbarland beschossen, weil ein türkischer Soldat durch Schüsse aus Syrien getötet worden war.

Damaskus: "Syrien kann türkische Aktion nicht akzeptieren"
Die syrische Regierung hat die Angriffe der Türkei in Syrien kritisiert. "Syrien kann auf seinem Boden keine türkische Aktion akzeptieren", sagte Vize-Außenminister Faisal al-Mekdad am Freitag nach Angaben der regierungstreuen Nachrichtenseite Al-Watan. Die Türkei müsse die Souveränität Syriens respektieren.

50.000 Polizisten gleichzeitig bei Razzien im Einsatz
Neben den Luftangriffen auf syrischem Territorium fanden gleichzeitig in 13 Provinzen Polizeirazzien gegen mutmaßliche Terrorzellen statt - mit etwa 50.000 Mann, wie das Büro von Davutoglu mitteilte. Allein in Istanbul waren Medienberichten zufolge 5.000 Polizisten an dem Einsatz beteiligt. Sie seien von Hubschraubern und Spezialeinsatzkräften unterstützt worden, meldeten die Sender CNN Türk und NTV. Unklar ist noch, wie viele der Festgenommenen dem IS und wie viele der PKK, der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans, angehören.

Bereits am Donnerstagabend gestattete die Türkei den USA, Luftangriffe vom Stützpunkt Incirlik im Süden des Landes zu starten. Damit werden die Einsätze der von den USA angeführten Koalition gegen den IS deutlich erleichtert, da diese bisher hauptsächlich von der Golfregion aus ins Kampfgebiet fliegen musste. Zuvor hatten die türkischen Behörden nur den Start unbemannter Drohnen für Einsätze über Syrien erlaubt.

Edogan: Langer Kampf gegen IS steht bevor
Präsident Recep Tayyip Erdogan stimmte am Freitag sein Volk auf einen längeren Kampf gegen die radikalislamische IS-Miliz ein. Die Luftangriffe auf Stellungen der Extremisten im Norden Syriens nahe der türkischen Grenze seien ein "erster Schritt" gewesen, sagte der Staatschef am Freitag in Istanbul. Weitere würden folgen. Das gelte auch für kurdische oder linke Extremisten. Alle militanten Gruppen müssten ihre Waffen niederlegen oder mit Konsequenzen rechnen.

Türkei baut 150 Kilometer lange Mauer an syrischer Grenze
Die Türkei teilt sich mit Syrien eine 900 Kilometer lange Grenze. Auf 150 Kilometern werde derzeit eine Mauer errichtet, sagte ein Regierungsvertreter. Sie bestehe aus Einzelteilen und könne nach Bedarf zerlegt und an anderer Stelle wieder aufgebaut werden. Auf 118 Kilometern würden Scheinwerfer aufgestellt. Die Streitkräfte heben zusätzlich einen 365 Kilometer langen Graben aus. Etwa 90 Prozent aller Aufklärungsflugzeuge und Drohnen wurden dem Militär zufolge an die Grenze verlegt. 20.000 Soldaten sind im Einsatz.

Obama bietet Unterstützung an
US-Präsident Barack Obama sicherte seinem türkischen Kollegen Erdogan in der Nacht auf Donnerstag telefonisch seine Unterstützung zu. Beide Länder wollten zusammenarbeiten, um den Strom ausländischer Kämpfer einzudämmen, erklärte das Präsidialamt in Washington. Die türkische Regierung sieht sich Kritik ausgesetzt, dass ihre Maßnahmen zum Grenzschutz zu spät kommen. Vermutlich Tausende Ausländer sind in den vergangenen Jahren über die Türkei nach Syrien eingesickert, um für den IS zu kämpfen.

In der Grenzregion zwischen der Türkei und Syrien kommt es immer wieder zu gewaltsamen Zwischenfällen. Am Donnerstag eröffneten in Diyarbakir Maskierte das Feuer und erschossen einen Polizisten.In einem Haus in Ceylanpinar wurden am Mittwoch zwei tote türkische Polizisten gefunden. Beide Männer wurden durch Kopfschüsse getötet.

Am Montag hatte es beim Anschlag eines IS-Selbstmordattentäters in Suruc 32 Tote gegeben. Der Anschlag in der etwa 100 Kilometer von Ceylanpinar entfernten Stadt galt einem Treffen von rund 300 linksgerichteten und pro-kurdischen Aktivisten, die über Maßnahmen zum Wiederaufbau der syrischen Grenzstadt Kobane berieten. Kobane war durch wiederholte IS-Attacken weitgehend zerstört worden.

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