Kontendaten geleakt

HSBC: Geschäfte mit Diktatoren, Stars, Kriminellen

Wirtschaft
09.02.2015 10:20
Weltweite Ermittlungen auf Grundlage gestohlener Kundendaten bringen die Großbank HSBC in arge Bedrängnis. Das Konsortium Investigativer Journalisten (ICIJ) hat in den vergangenen Jahren riesige Datenmengen durchforstet und ist dabei auf klingende Namen gestoßen, die ihr Vermögen steuerschonend in der Schweizer HSBC-Filiale geparkt haben: Potentaten wie Syriens Machthaber Bashar al-Assad, Sportlegenden wie Formel-1-Ass Fernando Alonso oder Promis vom Schlage eines Phil Collins.

Das ICIJ hat bereits mit mehreren Finanz-Leaks für Aufsehen gesorgt - unter anderem mit der Veröffentlichung von Unternehmen, die ihren Sitz in Steueroasen haben. Doch bei der jüngsten Veröffentlichung handelt es sich offenbar um die umfassendste Datenmenge, mit der sich das Journalistennetzwerk bisher beschäftigt hat. Es sind Konten von 100.000 Personen in 200 Ländern betroffen, die eines gemeinsam haben: Kunden in der Genfer Niederlassung von HSBC zu sein. Es geht um Einlagen in der Höhe von mehr als 75 Milliarden Euro.

Verbindungen zu Assad, Mubarak und Putin
Auf der Liste der Konteninhaber finden sich zahlreiche Prominente aus der Sportwelt und dem Fernsehen und Vertraute von Herrschern autoritärer Staaten, die von den Ermittlern als Geldboten geführt werden. Bei letztgenannten Personen handelt es sich unter anderem um Personen aus dem Dunstkreis des syrischen Präsidenten Bashar al-Assad, des ehemaligen ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarak und von Kremlchef Wladimir Putin. Zu den bekanntesten Prominenten zählen unter anderem Phil Collins, die Hollywood-Stars Christian Slater, Joan Collins und Topmodel Elle Macpherson. Aber auch die Formel-1-Fahrer Fernando Alonso und Heikki Kovalainen finden sich in den Daten.

Hunderte Personen und Firmen mit Österreich-Bezug
Auch 399 Personen bzw. Firmen "mit Österreich-Bezug" befinden sich auf der Liste, wie das Nachrichtenmagazin "News" am Montag vorab berichtete. Ihr auf HSBC-Konten liegendes Vermögen habe sich in den Jahren 2006/07 auf mehr als 1,2 Milliarden Dollar (rund 1,05 Milliarden Euro) belaufen. In den Daten gebe es Hinweise darauf, dass HSBC in der Vergangenheit österreichische Kunden dabei unterstützt haben dürfte, Vermögen vor der Finanz zu verstecken. Das treffe jedoch nicht auf alle Kunden zu.

Weitergegeben wurden diese vom ehemaligen HSBC-Mitarbeiter Herve Falciani, bei dem französische Ermittler 2009 die entwendeten Dokumente sichergestellt hatten. Gegen ihn wurde mittlerweile Anklage erhoben. Die Vorwürfe: "wirtschaftlicher Nachrichtendienst, unbefugte Datenbeschaffung und Bankgeheimnisverletzung".

Bisher eine Milliarde Euro Nachzahlungen und Strafgelder
Doch viele Steuerbehörden weltweit haben sich über die geleakten Daten und Steuer-CDs gefreut, die ihnen der Informant in den vergangenen Jahren zur Verfügung gestellt hatte. Laut "Süddeutscher Zeitung", NDR und WDR dürften die Informationen bisher weltweit insgesamt mehr als eine Milliarde Euro an Nachzahlungen und Strafgeldern eingebracht haben.

HSBC will sich von Problemkunden getrennt haben
HSBC hat das Fehlverhalten der Schweizer Filiale mittlerweile eingestanden. "Wir sind verantwortlich für das Kontrollversagen in der Vergangenheit", wird das Institut unter anderem von der "Süddeutschen Zeitung" zitiert. Die Tochtergesellschaft habe "zu viele Hochrisiko-Konten" behalten. Die Bank verwies demnach darauf, dass sie sich mittlerweile von allen steuerlich problematischen Kunden getrennt habe.

In ihrer vierseitigen Stellungnahme erklärt die Großbank weiter, die Schweizer Tochter sei nach der Übernahme 1999 nicht vollständig integriert gewesen. Sie habe deswegen deutlich niedrigere Standards erlaubt. Die HSBC-Privatbank - und besonders die Niederlassung in der Schweiz - sei in den vergangenen Jahren aber radikal umgebaut worden. Weil Schweizer Privatbanken früher anders gearbeitet hätten, sei es möglich, dass Kunden nicht im vollen Umfang ihren steuerlichen Verpflichtungen nachgekommen seien, hieß es.

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