Nach Entführung

Gazastreifen: Israel intensiviert seine Angriffe

Ausland
02.08.2014 15:52
Nach dem Scheitern einer Waffenruhe haben die israelischen Streitkräfte ihre Angriffe im Gazastreifen intensiviert. Die Militäreinsätze konzentrierten sich in der Nacht auf Samstag auf die südliche Stadt Rafah. Dort suchten Soldaten weiter nach einem ihrer Kameraden, der nach israelischen Angaben von einem Kommando der radikal-islamischen Hamas entführt wurde. Die Hamas bestreitet das jedoch.

Der 23-jährige Leutnant Hadar Goldin fiel nach Angaben des israelischen Militärs einem Hamas-Kommando in die Hände, als seine Einheit an der Zerstörung eines Tunnels im Gazastreifen arbeitete. Der Armee zufolge ereignete sich die Entführung Freitag früh eineinhalb Stunden nach Beginn einer dreitägigen humanitären Waffenruhe, die die Vereinten Nationen und die USA zuvor zwischen Israel und radikalen Palästinensern vermittelt hatten. Als Reaktion darauf erklärte Israel die Feuerpause für gescheitert.

Hamas will nun nichts mehr über Entführung wissen
Der bewaffnete Arm der Hamas, die Al-Kassam-Brigaden, bestritt in der Nacht auf Samstag, den Soldaten entführt zu haben. "Wir wissen nichts über einen vermissten Soldaten, seinen Verbleib oder die Umstände seines Verschwindens", hieß es in einer Mitteilung, die an Journalisten versandt wurde. Nach einer Meldung der palästinensischen Nachrichtenagentur Ma'an hatten die Al-Kassam-Brigaden zuvor noch bestätigt, Goldin gefangen genommen zu haben.

Die jüngsten Angaben widersprachen auch Medienberichten, in denen es unter Berufung auf eine Mitteilung der Al-Kassam-Brigaden hieß, die Gruppe vermute, der seit einem Überfall vermisste Soldat und seine mutmaßlichen Entführer seien bei israelischen Angriffen ums Leben gekommen. "Wir haben den Kontakt zu den an dem Überfall beteiligten Kämpfern verloren, und wir vermuten, dass sie alle bei dem Bombardement getötet wurden", zitierte etwa die israelische Zeitung "Haaretz" aus der Mitteilung. Dabei sei wohl auch der Soldat ums Leben gekommen.

Hamas-Sprecher: "Soldat von anderer Organisation entführt"
Osama Hamdan, ein Hamas-Sprecher in Katar, sagte dem US-Sender CNN, der Überfall habe sich vor Beginn der Waffenruhe ereignet. Ihm lagen nach eigenen Angaben bisher keine Informationen über den verschwundenen Soldaten vor. Er wies darauf hin, dass Goldin möglicherweise von "irgendeiner anderen Organisation" gefangen genommen worden sei.

Zuletzt war 2006 der Soldat Gilad Shalit von einem Kommando unter Leitung der Hamas durch einen Tunnel in den Gazastreifen verschleppt worden. Er kam erst mehr als fünf Jahre später frei - im Tausch gegen mehr als 1.000 palästinensische Häftlinge.

Mehr als 100 Tote nach erneuter Offensive
Der neue Vorfall droht den aktuellen Konflikt weiter anzuheizen. Während der jüngsten Angriffe starben nach Angaben des Sprechers des palästinensischen Gesundheitsministeriums, Ashraf al-Kidra, bis in die frühen Morgenstunden mindestens 104 Palästinenser. Zwei tote israelische Soldaten waren ebenfalls zu beklagen.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu hatte am Freitag eine harte Reaktion angekündigt. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon zeigte sich nach dem Scheitern der Waffenruhe "schockiert und zutiefst enttäuscht über die Entwicklung". Er befürchtet "ernste Folgen für die Menschen in Gaza, in Israel und darüber hinaus". Die USA forderten die bedingungslose Freilassung des Soldaten.

Israel nimmt nicht an Verhandlungen in Kairo teil
Die für Samstag geplanten Friedensgespräche in Kairo sind nach der jüngsten Eskalation geplatzt. Zwar wurden Vertreter der Palästinenser nach wie vor erwartet. Der palästinensische Präsident Mahmoud Abbas hatte tags zuvor versichert, eine Delegation aus Vertretern seiner Fatah-Bewegung, der Hamas und des Islamischen Dschihad werde "auf jeden Fall" nach Kairo reisen. Die israelische Regierung erklärte jedoch, niemanden in die ägyptische Hauptstadt zu entsenden.

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