1. Mai weltweit

Brutale Proteste und Ehrung der “Helden der Arbeit”

Ausland
01.05.2013 21:11
Auch international wird der Tag der Arbeit am 1. Mai gefeiert. Doch im Unterschied zu Österreich, wo lediglich verbale Attacken geritten werden, kommt es in zahlreichen Ländern immer wieder zu gewaltsamen Protesten mit Verletzten. So geschehen auch am Mittwoch unter anderem in Indonesien, auf den Philippinen und der Türkei, wo es am Rande von Kundgebungen und Protesten zu Straßenschlachten mit Dutzenden Verletzten kam.

In Istanbul wurden mindestens 16 Menschen verletzt. Die Polizei habe 20 Protestierende in Gewahrsam genommen, berichteten türkische Medien unter Berufung auf die Behörden. Demnach habe es in mehreren Stadtvierteln Straßenschlachten rund um den abgeriegelten zentralen Taksim-Platz gegeben (Bilder links oben und unten). Die Polizei ging bei den Kundgebungen zum Tag der Arbeit mit Wasserwerfern und Tränengas gegen Demonstranten vor. Diese wiederum warfen Steine auf die Polizei. Der öffentliche Nahverkehr war bereits am frühen Morgen weitgehend eingestellt worden.

Nach mehreren Jahren überwiegend friedlicher Mai-Kundgebungen hatten die Behörden eine von Gewerkschaften und Oppositionsgruppen geforderte Großveranstaltung auf dem Taksim-Platz untersagt. Dies wurde mit Sicherheitsbedenken begründet, weil der Platz seit Monaten eine Großbaustelle ist.

Indonesier protestieren gegen höhere Treibstoffpreise
In Indonesien gingen Tausende Menschen wegen der geplanten Erhöhung der Treibstoffpreise auf die Straße und legten den Verkehr in der Millionenmetropole Jakarta lahm. "Wir lehnen die geplante Kürzung der Treibstoffsubventionen ab, weil das die Armen belastet und die Preise für Grundnahrungsmittel in die Höhe treibt", sagte der Vorsitzende des Gewerkschaftsverbandes, Said Iqbal, am Rande einer Kundgebung.

Auch in anderen Städten demonstrierten Menschen. Präsident Susilo Bambang Yudhoyono will Treibstoff verteuern, rund 100 Billionen Rupien (8 Milliarden Euro) Subventionen einsparen und damit Infrastrukturprojekte finanzieren.

In der philippinischen Hauptstadt Manila forderten Tausende Demonstranten die Regierung auf, die Arbeitsrechte zu schützen und die Lebenskosten nicht weiter in die Höhe zu treiben. Dabei wurden Puppen des philippinischen Präsidenten Benigno Aquino und auch des US-Präsidenten Barack Obama verbrannt (Bild rechts unten).

24-stündiger Streik in Griechenland
In Griechenland wurde der 1. Mai für einen 24-stündigen Streik genützt, um gegen das Sparprogramm der Regierung zu protestieren. In Athen blieben Busse und Bahnen in ihren Depots, Fährverbindungen wurden gestrichen. Im internationalen Fährverkehr zwischen Griechenland und Italien gab es aber keine Einschränkungen, wie die Küstenwache mitteilte.

Auch Mitarbeiter von Banken und Krankenhäusern schlossen sich dem Ausstand an, der von den beiden größten Gewerkschaften des Landes ausgerufen worden war. "Unsere Botschaft ist klar", sagte der Generalsekretär der Gewerkschaft für den öffentlichen Dienst, Ilias Iliopoulos, der Nachrichtenagentur Reuters: "Wir haben genug von dieser Politik, die nur die Menschen trifft und sie ärmer macht."

In der Hauptstadt Athen und in Thessaloniki gingen nach Polizeiangaben insgesamt rund 13.000 Menschen auf die Straße, darunter überwiegend Kommunisten. Da es in der Vergangenheit immer wieder zu gewaltsamen Auseinandersetzungen gekommen war, waren rund 1.000 Polizisten im Einsatz. Die Demonstrationen verliefen größtenteils friedlich.

Über 400.000 Demonstranten in Deutschland
In Deutschland gingen nach Gewerkschaftsangaben bundesweit rund 425.000 Menschen für soziale Gerechtigkeit auf die Straße. Bei der zentralen Kundgebung in München forderte der DGB-Vorsitzende Michael Sommer, Reiche und Wohlhabende stärker in die Pflicht zu nehmen. Sommer appellierte an die deutsche Bundesregierung, zur Euro-Rettung nicht nur auf Ausgabenkürzungen in den betroffenen Staaten zu setzen. "Dieser Kontinent darf nicht kaputtgespart werden."

Auch in Frankreich und Spanien folgten Tausende Menschen den Demonstrationsaufrufen ihrer Gewerkschaften. "6.200.000 Arbeitslose, nein zur Sparpolitik" und "Mehr Demokratie, weniger Sparpolitik" hieß es auf Spruchbändern in Madrid.

Papst: "Arbeit grundlegend für Würde des Menschen"
Papst Franziskus betonte am Tag der Arbeit die Bedeutung eines Berufs und einer Aufgabe für die Menschen. "Die Arbeit ist grundlegend für die Würde einer Person", sagte bei seiner wöchentlichen Generalaudienz auf dem Petersplatz in Rom (Bild oben Mitte).

Er rief die Verantwortlichen dazu auf, sich mehr um die Schaffung von Arbeitsplätzen zu bemühen. "Wenn die Gesellschaft so organisiert ist, dass nicht alle die Möglichkeit haben zu arbeiten, ist sie nicht richtig", hatte er zuvor bei einer Messe gesagt.

Die Arbeit sei ein Teil des Plans der Liebe Gottes und habe daher eine große Bedeutung. Gleichzeitig sprach sich Franziskus gegen schlecht bezahlte Arbeit aus und kritisierte die Bedingungen in der eingestürzten Textilfabrik in Bangladesch. "Ich rufe alle Brüder und Schwestern dazu auf, sich gegen den Menschenhandel zu wenden, zu dem diese Sklavenarbeit gehört", sagte er.

Putin ehrt "Helden der Arbeit"
Erstmals seit mehr als 20 Jahren wurden in Russland - wie zu Sowjetzeiten - die "Helden der Arbeit" geehrt. Präsident Wladimir Putin höchstpersönlich verlieh den auch in der DDR bekannt gewesenen Ehrentitel einem Arzt, drei Arbeitern aus dem Bergbau, der Landwirtschaft und der Metallverarbeitung sowie dem Stardirigenten Waleri Gergijew (zweites Bild unten).

Diese fünf Personen durften sich über eine sternförmige Medaille aus Gold mit einem Gewicht von 15,25 Gramm samt russischer Flagge aus Seide freuen. Dazu gibt es für die Geehrten eine Urkunde und Anspruch auf eine Bronzebüste in ihrer Heimatstadt. Laut Putins Erlass vom 29. März werden mit dem Titel "besondere Arbeitsleistungen vor dem Staat und dem Volk" gewürdigt.

Kritiker wiederum werfen Putin seit Langem vor, er wolle einen Staat nach dem Vorbild der Sowjetunion wiedererrichten. Die Auszeichnung stammt aus der Zeit des Sowjetdiktators Josef Stalin, der so besonders staatstreue Genossen belohnen ließ. Gergijew, der das Mariinsky-Theater in St. Petersburg leitet und 2015 Chef der Münchner Philharmoniker wird, ist ein enger Freund von Putin.

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