"Krone"-Interview

Arnie: “Die Politik hat mich 200 Millionen gekostet”

Ausland
14.01.2011 16:53
Arnold Schwarzenegger, Ex-Bodybuilding-Gigant, Hollywoodstar und seit neuestem Ex-Gouverneur von Kalifornien hat dem "Steirerkrone"-Team Werner Kopacka und Christian Jauschowetz in seinem Büro in Santa Monica das weltweit erste Interview nach dem Ende seiner Gouverneurszeit gegeben. Die "Krone" und krone.at bringen das Gespräch in einer dreiteiligen Serie. In Teil eins spricht Arnold, der Privatmann, über teure Politik, Probleme mit der Familie und erste Zukunftspläne.

"Ich war süchtig nach dem Gouverneursamt", sagt Schwarzenegger, "natürlich hat es mich hart getroffen, dass man da nach sieben Jahren plötzlich hinausgeworfen wird, ohne seinen Job wirklich beenden zu können. Der Schock wird sicher noch kommen. Aber seit dem Ende in Sacramento ist noch nicht viel Zeit vergangen - jetzt fühle ich mich noch so, als wäre ich auf Urlaub."

"Stürze mich in neue Arbeit"
Was macht ein "Arbeitstier" wie er nun? "Ich stürze mich in neue Arbeit. Ein Freund von mir hat gesagt: 'Arnold, wenn du aus Sacramento ausziehst, dann trachte unbedingt danach, dass du ein Büro hast, in das du jeden Tag gehen und in dem du weiterarbeiten kannst.'" Und Schwarzenegger hat ja ein Büro: nämlich sein altes, in der Main Street von Santa Monica.

"Oak Productions" heißt seine Firma, die hauptsächlich da ist, sein Vermögen zu verwalten. Der mächtige Schreibtisch, der imposante Trophäenschrank, das berühmte lebensechte Krokodil unter dem Billardtisch, die "Monster" der Filmkarriere im Vorraum: "Terminator", "Predator" - und das Gouverneurs-Siegel an der Tür. "Ich rauch jetzt viel weniger als vorher", schmunzelt er - und zündet sich eine Zigarre an. "Na dann, schießt's endlich los mit euren Fragen..."

"Krone": Sieben Jahre Governor - was erfüllt dich mit Stolz?
Arnold Schwarzenegger: Dass ich sieben Jahre lang den Menschen in diesem Land dienen konnte. Es war die größte Herausforderung in meinem Leben und auch die größte Ehre, die mir zuteil wurde. Wenn man, wie ich, als Immigrant in ein Land kommt und dort so erfolgreich sein kann, muss man was zurückgeben. Nicht passiv, als Steuerzahler, sondern mit allem, was einem zur Verfügung steht. Ich hab ja schon früher, als Präsidentenberater in Sachen Fitness, auf die Gesundheit der Leute geschaut, dann hab ich mich durch meine 'After-School-Programs' um die Weiterbildung der Jungen gekümmert. Das Gouverneursamt war dann die Krönung.

"Krone": Hast du dir die sieben Jahre so vorgestellt? Würdest du heute etwas anders machen?
Schwarzenegger: Nachher ist man ja immer gescheiter. Wenn ich gewusst hätte, wie hart uns die zweite Rezession treffen würde, hätte ich natürlich schon viel früher mit dem Sparprogramm begonnen. Mein Plan war es, die Staatsschulden im ersten Jahr von 16 auf 12 Milliarden, im zweiten auf acht, im dritten auf vier und im vierten auf null zu drücken - auf sanfte Art. Im Juli 2007 waren wir dann auf null, aber im August haben wir bereits um 300 Millionen weniger an Steuern eingenommen. Das hat sich bis Dezember auf eine Milliarde gesteigert, und während der letzten drei Jahre waren es 20 Milliarden pro Jahr, die weniger reinkamen, da mussten wir dann beinhart sparen.

"Krone": Das hat arg an deinem Image gekratzt - die Popularitätsraten sind gesunken.
Schwarzenegger: Klar, ich hab ja meine Wahlversprechen nicht mehr einhalten können. In der Politik ist es wie im Showbusiness. Wenn ein Film richtig erfolgreich ist, sagt man: Wow, der Schwarzenegger hat wieder einmal den richtigen Riecher gehabt! Dabei war ich nur der Schauspieler. Dass das Genre genau den Nerv der Zeit und jenen des Publikums getroffen hat, hatte nichts mit mir zu tun. Die Komplimente dafür nimmt man trotzdem an. Genauso ist es in der Politik. Du lässt dir gratulieren, wenn alles gut läuft, musst aber auch die Schuld auf dich nehmen, wenn's nicht so klappt. Obwohl es höhere Gewalt war und du es nicht beeinflussen konntest. Das Volk hat dir den Auftrag gegeben, seine Probleme zu lösen. Basta. Alles in allem war meine Politiker-Karriere aber trotzdem sehr erfolgreich. Wir haben 90 Prozent von dem umsetzen können, was wir uns vorgenommen hatten.

"Krone": Du hast ja auf dein Gouverneursgehalt verzichtet und alles selbst finanziert. Was haben dich die Jahre in Sacramento gekostet?
Schwarzenegger: Ganz sicher 35 Millionen Dollar meines Privatkapitals. Eigentlich sind das 70 verdiente Millionen, weil ich ja 50 Prozent Steuern zahle. Dann hätte ich ganz sicher jedes Jahr einen Film machen können. Dadurch habe ich - jetzt sind die Gagen in Hollywood ja nicht mehr so hoch - an die 140 Millionen Dollar verloren. Insgesamt sind das wohl mehr als 200 Millionen Dollar. Aber es tut mir nicht leid, die Sache war es mehr als wert. Viel schlimmer ist der Schaden, den meine Gouverneurszeit innerhalb der Familie angerichtet hat. Da gilt es jetzt sehr viel zu reparieren.

"Krone": Sind deine Frau Maria und die Kinder nicht voll hinter deiner Politiker-Karriere gestanden? Man hatte zumindest diesen Eindruck.
Schwarzenegger: So hat's nach außen hin ausgesehen. Aber ich erinnere mich an die ersten Jahre in Sacramento. Da bin ich Montag früh weggeflogen und erst am Freitag wieder zurückgekommen. Es hat viele Sonntagabende gegeben, an denen alle Kinder und auch Maria beim Abendessen in Tränen ausgebrochen sind. 'Wir hassen deinen Job', haben sie gesagt, 'ist er dir wirklich lieber als wir es für dich sind?' Das war jedesmal herzzereißend. In meiner zweiten Amtsperiode habe ich's dann besser gemacht. Ich habe versucht, jeden Abend heimzufliegen. Ich hab es zwar geschafft, bei allen Basket- oder Baseballspielen der Kinder dabei zu sein, ich war auch bei allen Elternabenden, aber der Schaden war trotzdem enorm...

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