Fußball-Simulation

“Fifa 16”: Emanzipation auf dem virtuellen Rasen

Spiele
02.10.2015 12:03
Vorbei sind die Zeiten, als österreichische Fußballer noch belächelt wurden. Zu Recht! Österreich ist mit dabei bei der EM nächstes Jahr. Das Aushängeschild des Nationalteams schlechthin ist weiterhin Bayernstar David Alaba, der auch bei "Fifa 16" wieder das Cover ziert. So wie die Nationalmannschaft, hat sich auch die EA-Serie mit den Jahren gewaltig gewandelt.

Lange Zeit war "Fifa" ein schnelles, aber arcadelastiges Spiel. Der Reiz lag vor allem in der guten Präsentation sowie den reichlich vorhandenen Lizenzen. Mit "Fifa 16" scheint nun die Transformation zu einer vollwertigen Fußballsimulation fast erreicht. Den besten Spieler zu nehmen und unbehelligt durch die gegnerischen Reihen zu tanzen, war schon in der letzten Version nicht mehr möglich. Jetzt ist allerdings noch mehr Geschick, Geduld und auch Taktieren gefragt. Wie in der Realität müssen Angriffe abgebrochen und neu aufgebaut werden.

Schwachstellen, wie die Möglichkeit, mit hohen, langen Bällen die Abwehr immer problemlos auszuhebeln oder Flanken, die viel zu oft nicht zu verteidigen waren, wurden merklich ausgemerzt. Das gesamte Defensivverhalten erscheint nun besser und stimmiger. Doch die KI leistet sich noch immer ihre Aussetzer. Neben hie und da scheinbar teilnahmslos herumstehenden Teamkollegen ist der Torhüter wieder einmal für Aussetzer gut.

Exemplarisch dafür sei eine Szene genannt, bei der der Keeper zuerst einen Ball bravourös von der Linie kratzt, um sich dann gebückt aufzurichten. Das muss wohl ein Hexenschuss sein, denn er nähert sich dem daneben liegenden Ball nur in Zeitlupe. Nur logisch, dass daraus ein billiges Abstaubertor wird. Zugutegehalten dürfen jedoch die alles in allem doch weiter verbesserten Torhüterleistungen werden.

Körpertäuschungen
Die Passintensität und die technischen Fähigkeiten der Spieler haben merkbaren Einfluss, wie rasch ein Ball unter Kontrolle gebracht wird. Dazu kommt noch das neue "No Touch Dribbling". Damit sind Körpertäuschungen gemeint, die, ohne Ballberührung gemacht, den Gegner austricksen können. Die vielen spielerischen Möglichkeiten bedingen allerdings auch eine leichte Reduktion der Spielgeschwindigkeit. Andernfalls würde wohl die Spielbarkeit darunter leiden.

Erweiterte Steuerungsoptionen
All jene, die sich jetzt bestürzt fragen, ob denn die vier Tasten, die früher einmal ausreichten, um Fifa zu spielen, nun endgültig zu wenig sind, dürfen zumindest etwas Aufatmen. Die wichtigsten Funktionen lassen sich nach wie vor so abrufen. Auch für Spiele zwischendurch reichen sie aus. Will man aber insbesondere gegen menschliche Gegner oder in höheren Schwierigkeitsstufen etwas gewinnen, hilft nur, sich mit den erweiterten Steuerungsoptionen vertraut zu machen. Neulinge erhalten dabei wie schon in "Madden NFL" Hilfestellung in Form von Einblendungen, also etwa welche Taste für einen Pass gedrückt werden muss.

Frauen feiern vereinzelt Einzug
Einen neuen Spielmodus gibt es mit dem "Länderpokal". Dies ist auch der einzige Bewerb, bei dem die neu enthaltenen Frauenteams antreten dürfen. Die restlichen wie "Ultimate Team" bleiben den Herren vorbehalten - warum, bleibt fraglich. Dankenswerterweise hat EA Sports bei den Frauenmannschaften immerhin nicht nur die Grafiken ausgetauscht. Das Spielerische mit weniger Zweikampfhärte und etwas geringerem Tempo steht im Vordergrund.

Die bekannten Spielmodi haben indes einige Detailverbesserungen erhalten. Erwähnenswert ist hier der "Ultimate Team Draft"-Modus - eine im Vergleich zum herkömmlichen "Ultimate Team"-Modus Art Express-Variante. Zu spielen sind vier Partien, wobei bei der Spielerzuteilung jeweils meist bekannte Stars auf jeder Position zur Wahl stehen.

Zweiklassen-Präsentation
Bei der Präsentation herrscht leider nach wie vor eine Zweiklassengesellschaft. Während bei der Premier League geklotzt wird, sehen andere Teams dagegen fast schon ein wenig armselig aus. Besonders deutlich wird das bei den Spielergesichtern. Immerhin fanden weitere Stadien und Fangesänge Eingang ins Spiel. Nette Details, wie das Freistoßspray oder Wetterbedingungen wie Nebel, sorgen mit der an TV-Übertragungen angelehnten Präsentation für eine dichte Stadionatmosphäre.

Fazit: "Fifa 16" ist noch etwas umfangreicher und noch realistischer - kurzum: noch besser als sein Vorgänger. Längst handelt es sich allerdings um eine waschechte Simulation, die, will man wenigstens einen Teil der Möglichkeiten nutzen, Übung und Zeit erfordert. Typische Arcade-Spieler werden damit nur bedingt glücklich, da wenig erfolgreich sein. Ansonsten standen bei der diesjährigen Fassung vor allem Detailverbesserungen im Fokus, die "Fifa 16" zu einer erstklassigen Fußballsimulation machen. Einzig die eklatante grafische Zweiklassengesellschaft verhindert eine höhere Punktzahl.

Plattform: PS4 (getestet), Xbox One, PS3, Xbox 360, PC
Publisher: EA Sports
krone.at-Wertung: 8/10

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