Schwere Vorwürfe

Missbrauch in Heim: Ehemalige Zöglinge packen aus

Österreich
17.10.2011 09:22
In ehemaligen Kinderheim der Stadt Wien im Schloss Wilhelminenberg sollen in den 1970er-Jahren Mädchen systematisch missbraucht und vergewaltigt worden sein, zwei ehemalige Zöglinge erheben schwere Anschuldigungen gegen das Pflegepersonal (siehe Infobox). Andere Opfer berichten zwar von brutalen Misshandlungen, sexuelle Attacken oder gar Serienvergewaltigungen hätten sie aber nicht erlebt.

Ehemaligen Zöglingen bleibt heute noch die Luft weg, wenn sie mit ihrer grauenvollen Jugend in ehemaligen Kinderheimen der Stadt Wien konfrontiert werden. "Wir wurden windelweich geschlagen, bis wir so blau waren wie Zwetschken. Die sadistischen Erzieherinnen haben uns das eigene Erbrochene essen lassen und uns oft als Strafe, nackt und eingeseift, in der kalten Dusche stehen lassen", erinnert sich Monika R. nur mit Entsetzen an die Jahre im Heim des Horrors. "Die Tanten im Schloss haben mit uns gemacht, was sie wollten", so die 52-Jährige zur "Krone".

Wenn sie aus Pappschachteln vergilbte Erinnerungsbilder hervorkramt, dann versteinert sich ihr Gesicht. Auch Missbrauchsopfer Silvia J. denkt schaudernd zurück. "Die Misshandlungen durch manche Betreuerinnen waren qualvoll. Aber mit Serienvergewaltigungen waren wir in den 70er-Jahren nie konfrontiert. Das wäre nicht möglich gewesen, wir waren ja alle in den Schlafsälen weggesperrt", so die Pensionistin.

Zwei andere Zöglinge hingegen schilderten laut "Kurier" und ORF ihrem Anwalt Johannes Öhlböck, dass sie und andere kleine Mädchen im Heim fast täglich vergewaltigt worden seien. "Besucher schlichen mit Taschenlampen durch die Säle und suchten sich eigens herausgeputzte Pflegekinder aus", so die Erinnerungen der beiden. Bei einer Pressekonferenz am Dienstag im Medienzentrum des Parlaments wird ihr Anwalt weiteres brisantes Material präsentieren.

Fakt ist, dass ein von Wien eingesetztes Gremium bereits 278 Fälle von Missbrauch behandelt hat. 148 ehemalige Zöglinge in städtischen Heimen nehmen psychologische Betreuung oder Therapien in Anspruch. 173 Opfern wurden finanzielle Leistungen zugesprochen. "Wien hat dafür 5,8 Millionen Euro bereitgestellt", erklärt der zuständige Stadtrat Christian Oxonitsch.

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