Stronach scheitert

Tirol: Platter-ÖVP bleibt klare Nummer eins, SPÖ schwach

Österreich
29.04.2013 07:03
Die ÖVP bleibt nach der Landtagswahl am Sonntag die klare Nummer eins in Tirol. Landeshauptmann Günther Platter fuhr leichte Verluste ein, verteidigte die Spitzenposition mit 39,6 Prozent aber klar. Auf Platz zwei folgt die SPÖ, die mit 13,8 Prozent allerdings einen nie da gewesenen Tiefststand verzeichnete. Platz drei geht an die Grünen, die 12,1 Prozent erreichten. Die FPÖ kam auf 9,6, "vorwärts Tirol" auf 9,3 Prozent. Die Liste Fritz schaffte den Wiedereinzug in den Innsbrucker Landtag, Fritz Gurgisers "BürgerKlub Tirol" landete knapp unter der Fünf-Prozent-Hürde. Das erstmals angetretene Team Stronach scheiterte klar.

Die ÖVP landete laut vorläufigem Endergebnis (die Wahlkarten werden erst am Dienstag ausgezählt sein) mit 0,9 Prozentpunkten Verlust minimal unter ihrem Ergebnis von 2008. Die 39,6 Prozent sind der niedrigste Wert für die Volkspartei in der Geschichte der Zweiten Republik. Angesichts der wesentlich schlechteren Umfragewerte im Vorfeld kann das Abschneiden dennoch als Erfolg für Landeshauptmann Platter gewertet werden. Die ÖVP hält damit ihre 16 Mandate im 36 Sitze umfassenden Tiroler Landtag.

Sämtliche Ergebnisse aus allen Tiroler Bezirken und Gemeinden sowie eine Analyse der wichtigsten Wahlmotive finden Sie in der Infobox.

Die SPÖ unter Spitzenkandidat Gerhard Reheis verlor knapp zwei Prozentpunkte, stieß aber dennoch auf Platz zwei vor, zumal die Liste Fritz Federn lassen musste: Von deren Überraschungserfolg vor fünf Jahren mit 18,4 Prozent ist wenig übrig geblieben, die von Andrea Haselwanter-Schneider angeführte Wahlbewegung musste sich ohne ihren aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr angetretenen Gründer Fritz Dinkhauser mit 5,6 Prozent begnügen.

Rennen um Platz drei geht an die Grünen
Der dritte Platz geht an die Grünen unter Spitzenkandidatin Ingrid Felipe. Sie verbesserten sich mit 12,1 Prozent um eineinhalb Prozentpunkte, verfehlten ihr historisch bestes Ergebnis von 15,6 Prozent aus dem Jahr 2003 jedoch klar. Beachtlich ist das Abschneiden in der Landeshauptstadt Innsbruck, wo die Grünen mit 23,9 Prozent auf Platz eins landeten - noch vor der ÖVP mit 22,4 Prozent.

Die FPÖ verlor weiter an Boden und landete bei 9,6 Prozent. 2008 hatten die Freiheitlichen, die diesmal mit Spitzenkandidat Gerald Hauser ins Rennen gingen, noch 12,4 Prozent erreicht. "vorwärts Tirol" unter Ex-ÖVP-Landesrätin Anna Hosp trat zum ersten Mal an und kam auf 9,3 Prozent.

Stronach scheitert klar, Gurgiser hofft noch
Das Team Stronach scheiterte wohl auch aufgrund interner Grabenkämpfe im Vorfeld des Wahlgangs und verpasste den Einzug in den Landtag klar: Das vorläufige Endergebnis weist der Bewegung mit Spitzenkandidat Hans-Peter Mayr 3,4 Prozent der Stimmen aus.

Knapp wird es für den "BürgerKlub Tirol" unter Fritz Gurgiser, der derzeit bei 4,8 Prozent liegt. Gurgiser hoffte am Sonntag auf die Auszählung der Wahlkarten, die seine Bewegung noch in den Landtag hieven könnte (siehe Reaktionen unten). Deutlich gescheitert sind die Piraten, die Liste "für Tirol" und die KPÖ.

Wahlbeteiligung eingebrochen
Die Wahlbeteiligung brach ein - wohl nicht zuletzt aufgrund des prächtigen Sonntagswetters in Tirol. Nur 56,1 Prozent der Wahlberechtigten schritten zur Urne. Das sind beinahe zehn Prozentpunkte weniger als vor fünf Jahren.

Die ÖVP mit ihren weiterhin 16 Mandaten hat im Landtag nun verschiedene Koalitionsmöglichkeiten: Sowohl mit SPÖ und Grünen, die jeweils fünf Mandate erreichten, als auch mit der FPÖ, die auf vier Sitze kommt, ist eine absolute Mehrheit möglich. Auch "vorwärts Tirol" erreichte vier Mandate, die Liste Fritz kommt auf zwei.

Platter will mit allen reden
ÖVP-Landeshauptmann Günther Platter kündigte am Sonntagabend Gespräche mit allen Gruppierungen zur Bildung einer neuen Landesregierung an. Er schließe niemanden aus. Angesichts der vielen Listen sprach er von einem "sehr guten Ergebnis" für seine Partei. Es sei "ein klarer Auftrag, das Land Tirol weiter zu regieren", betonte der Landeshauptmann.

"Ich erlebe ein Wechselbad der Gefühle", kommentierte SPÖ-Spitzenkandidat Gerhard Reheis. Erfreut zeigte er sich über die Rückeroberung des zweiten Platzes. Dieser war bei der letzten Wahl an die Liste Fritz verloren gegangen. Enttäuschend sei aber das neuerliche Minus. "Wir haben im Wahlkampf eine tolle Stimmung miterlebt", betonte Reheis. Diese habe aber nicht in einen Wahlerfolg umgemünzt werden können.

Fritz Dinkhauser, Parteigründer und Obmann der Liste Fritz, sah das schlechte Abschneiden seiner Gruppierung der Vielfalt der antretenden Listen geschuldet. "Die neuen Listen haben auf unsere Kosten gewonnen", meinte Dinkhauser. Trotzdem habe die ÖVP an Glanz verloren. Man müsse darauf hinweisen, dass sie erneut ihr "schlechtestes Ergebnis" eingefahren habe.

Trotz der Verluste gab sich FPÖ-Spitzenkandidat Gerald Hauser nicht entmutigt. Er betonte, zu einer "bürgerlichen Regierung" mit der ÖVP bereit zu sein. Erwartet hätte sich Hauser mehr, trotzdem sei er "nicht ganz unzufrieden".

"Total happy" zeigte sich die Spitzenkandidatin der Grünen, Ingrid Felipe. Die Grünen hätten als einzige etablierte Partei dazugewinnen können, Felipe sprach von einem "guten Plus".

Die Landeshauptmann-Kandidatin der Liste "vorwärts Tirol", Anna Hosp, war nach der Wahl "sehr zufrieden". Dass es nicht gelungen sei, eine Mehrheit gegen die ÖVP zustande zu bekommen und Landeshauptmann Platter auszuhebeln, sei eine "demokratische Entscheidung", die man "zur Kenntnis" nehmen müsse.

Für Transit-Rebell Fritz Gurgiser bedeutet die Landtagswahl ein Zittern bis zur letzten Minute, ob ein Einzug in den Landtag möglich ist. Entschieden wird diese Frage erst, wenn auch die Wahlkarten ausgezählt sind. Jetzt heiße es "entweder oder", so Gurgiser. Die Entscheidung liege nicht mehr bei ihm und seinem Team.

Die Meinungsforscher vom SORA-Institut machten dem "BürgerKlub" am späten Sonntagabend allerdings wenig Hoffnung: Laut Briefwahlprognose dürfte sich am vorläufigen Endergebnis wenig ändern. Mandatsverschiebungen halten die Experten für unwahrscheinlich, die Veränderungen bei den Stimmanteilen dürften nur geringfügig ausfallen. Am ehesten profitieren könnten die Grünen.

Kanzler: "Zufrieden kann man nicht sein"
Der SPÖ-Bundesvorsitzende Werner Faymann sagte: "Zufrieden kann man nicht sein, wenn man ein Minus hat." Reheis, erst seit dem Herbst an der SPÖ-Spitze, habe zu wenig Zeit gehabt, die Tiroler zu überzeugen. "Ich halte ihn für einen guten Mann", so der Bundeskanzler. Bis zur Nationalratswahl werde er, Faymann, sich in Tirol "sehr anstrengen", es sei "ja noch Zeit, das Vertrauen der Tiroler zu gewinnen". "Bedauerlich" nannte der Kanzler die geringe Wahlbeteiligung.

ÖVP-Bundesobmann Michael Spindelegger zeigte sich zufrieden. "Die ÖVP Tirol hat die 16 Mandate gehalten und bleibt die stabile Kraft im Land. Landeshauptmann Günther Platter wurde bestätigt", hielt der Vizekanzler fest. Die "selbst ernannten Herausforderer" der Volkspartei hätten ihre Wahlziele deutlich verfehlt. Die ÖVP sei nun "fast dreimal so stark wie die nächstfolgende Gruppierung".

Grünen-Bundessprecherin Eva Glawischnig gab sich ebenfalls hoch zufrieden. "Das ist ein sehr schöner Aufwärtstrend", sie als Parteichefin hätte sich nichts anderes wünschen können.

FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache erklärte: "Wir haben unser Ziel nicht erreicht, das ist nicht erfreulich." Strache verwies auch auf die niedrige Wahlbeteiligung.

Team-Stronach-Klubobmann Robert Lugar meinte, er habe mit Frank Stronach gesprochen, dieser habe das Resultat "zur Kenntnis genommen". Stronach habe - wie auch Lugar selbst - das enttäuschende Ergebnis nach den parteiinternen Querelen erwartet.

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