Brisanter Prozess

Spielsüchtiger aus Wien verklagt Automatenfirma

Wien
02.07.2011 16:58
Er war süchtig, so sagt er. Spielsüchtig. Bis zu zehn Stunden täglich suchte ein 43-jähriger Wiener in Automatensalons sein Glück – und verlor alles. Gläubiger fordern 823.000 Euro, und für ein Jahr ins Gefängnis soll er auch. Jetzt hat er die Firma Novomatic geklagt. Die bestreitet alles und lehnt jede Entschädigung ab.

Es begann im Jahr 2003 oder 2004, erzählt Klaus N. "An einem Sonntag", wie seine Frau hinzufügt. Da ging der Mann erstmals in einen Automatensalon und gewann mit 20 Euro Einsatz 1.400 Euro.

Die Besuche wurden schnell häufiger. Zwei Umstände ermöglichten das: Zum einen hatte er als Vertreter für Baumaschinen viel Zeit. Die Verkäufe beanspruchten ihn nicht den ganzen Tag, und sie warfen schöne Gewinne ab. Zuerst finanzierte Klaus N. das Glücksspiel mit eigenem Geld, später mit fremdem. 2008 wurde er erstmals wegen Untreue verurteilt.

400.000 Euro Schaden durch illegale Verkäufe
Bis zu zehn Stunden täglich verbrachte Klaus N. in Automatensalons, so sagt er, und besorgte sich Geld, wo es nur ging. Das alles in der Hoffnung, die großen Schulden doch einmal zurückzahlen zu können. Im September 2010 war dann alles vorbei. Im zweiten Strafverfahren setzte es eine Verurteilung zu einem Jahr Haft. Beim illegalen Verkauf von Baumaschinen entstand ein Schaden von fast 400.000 Euro. Klaus N. will die Haftstrafe im Hausarrest mit einer Fußfessel verbüßen.

Was bleibt, sind Gläubigerforderungen von 823.000 Euro. Mit seinem Anwalt Johannes Bruck aus Groß-Enzersdorf klagt er jetzt die Firma Novomatic als "Betreiber" der Automatensalons. Sollte er den Prozess, der am 7. Juli beginnt, gewinnen, will er mit dem Geld nur die Gläubiger auszahlen: "Ich will gar nix", sagt er. Selbst entschädigen kann er die Leute nicht mehr. Sein letzter Besitz, eine Eigentumswohnung, ist verkauft.

"Es liegt kein einziges Urteil gegen uns vor"
Anwalt Bruck führt jetzt aus, sein Mandant sei wegen seiner Spielsucht nicht "geschäftsfähig" gewesen. Da er sich nahezu täglich und für längere Zeiträume in den Betrieben aufgehalten habe, hätten die Mitarbeiter dort geeignete Maßnahmen treffen müssen, heißt es in der Klage.

Von Novomatic werden die Forderungen zurückgewiesen. Klaus N. sei sehr wohl "geschäftsfähig" gewesen, bestritten werden auch die eingeklagten Beträge. Von der Firma heißt es: "Unsere Unternehmensgruppe wurde in den vergangenen Jahren vereinzelt mit Spieleransprüchen konfrontiert. Es liegt kein einziges Urteil gegen uns vor, da derartigen Ansprüchen jegliche Rechtsgrundlage fehlt. Wir verweisen darauf, dass unsere Unternehmensgruppe alle gesetzlichen Vorgaben erfüllt." Außerdem sei man nur Holding und nicht Betreiber der Salons…

In den vergangenen Jahren gab es auch immer wieder Prozesse gegen die Casinos Austria, in denen Spielsüchtigen teilweise Entschädigungen zugesprochen worden sind. In den Casinos gibt es strenge Kontrollen, durch die die Frequenz von Besuchen überprüft werden. Kürzlich wurde ein neues Glücksspielgesetz erlassen, das auch verstärkte Überprüfungen in Automatensalons verlangt. Aber die Gesetzeslage in den einzelnen Bundesländern ist sehr unterschiedlich.

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