Premier nach OP stabil
Fico-Attentäter „träumte“ von Tod und Revolution
Nur wenig ist bisher über den Attentäter Robert Ficos bekannt. Laut Augenzeugenberichten soll er sich unter die Anhänger des slowakischen Premiers gemischt und auf diesen gewartet haben. Das Tatmotiv ist völlig unklar, allerdings soll der 71-jährige Schriftsteller in den sozialen Medien mehrfach seine Verachtung gegenüber dem linkspopulistischen Regierungschef geäußert haben. Der Regierungschef wurde bis in den späten Abend operiert, sein Zustand soll danach „stabil“ gewesen sein.
Wie das Wochenmagazin „Plus 7 Dni“ berichtete, gehört der 71-jährige Juraj C. zu den Gründungsmitgliedern des Literaturklubs DÚHA. In einem seiner zahlreichen Gedichte schrieb C. selbst über den Tod und Revolution. An einer Stelle heißt es auf sinngemäß übersetzt: „In meinen Träumen schmerzten meine Hände wegen der Handschellen. (...) In meinen Träumen suchte mich die Polizei. (...) In meinen Träumen saß ich sieben Jahre lang im Gefängnis.“
Fizo wurde nach dem Attentat stundenlang operiert, am Abend dann eine erste Entwarnung durch seinen Stellvertreter Tomas Taraba: „Soweit ich weiß, ist die Operation gut verlaufen – und ich denke, dass er am Ende überleben wird.“ Offizielles Statement des Krankenhauses gab es zunächst keines, dem Vernehmen nach wurde eine Nachrichtensperre verhängt.
Laut Medium in Video Anschlag angekündigt
Laut der Nachrichtenplattform „Aktuality“ hatte der Attentäter C. im Vorfeld sogar ein Video veröffentlicht, in dem er einen Anschlag ankündige, weil er mit der Politik Ficos nicht einverstanden sei. Die Tatwaffe soll der 71-Jährige legal besessen haben. Im Jahr 2016 sei er als Angestellter eines privaten Sicherheitsunternehmens in einem Einkaufszentrum selbst Opfer eines Attentatsversuchs gewesen sein. Daraufhin sei ihm der Waffenbesitz gestattet worden, hieß es Mittwochabend.
„Klima der Feindschaft“: Fico warnte vor Gewalt
Innenminister Matúš Šutaj Eštok erklärte, die Behörden würden von einem politischen Motiv ausgehen. Fico hatte erst vor wenigen Tagen der liberalen Opposition vorgeworfen, ein „Klima der Feindschaft“ gegen die Regierung zu schaffen. Es sei nicht auszuschließen, dass es in einem solchen Klima irgendwann zu einer Gewalttat komme.
Der Gründer und Chef der zuletzt immer nationalistischer gewordenen Linkspartei Smer-SSD ist seit fast 30 Jahren einer der beliebtesten Politiker der Slowakei. Er polarisiert aber zugleich die slowakische Gesellschaft wie kaum ein anderer. Gegner nennen ihn „prorussisch“ und werfen ihm vor, die Slowakei auf einen ähnlichen Kurs wie Viktor Orbáns Ungarn führen zu wollen.
Unter dem Eindruck des Angriffs hatten einzelne Politiker der Regierungsparteien der Opposition eine Mitverantwortung für die Gewalttat angelastet, was auf Proteste stieß. „Es ist für mich persönlich eine schreckliche Enttäuschung, dass unsere gemeinsamen Bemühungen, zur zivilisierten Welt der am weitesten entwickelten Ländern zu gehören, fruchtlos gewesen sind“, führte der Innenminister aus. Es sei nun die gemeinsame Aufgabe aller in der Slowakei, die Verbreitung von politischem Hass sofort zu beenden.
Parlamentssitzung verschoben, sogar Demonstration abgesagt
Der liberale Oppositionsführer Michal Šimečka sagte am Mittwochabend alle geplanten politischen Aktionen für unbestimmte Zeit ab. Das betreffe auch eine für Mittwochabend geplante Demonstration gegen die Regierung in Bratislava, sagte er vor Journalisten im Parlament. Eine am Mittwoch laufende Parlamentssitzung wurde schon davor für unbestimmte Zeit unterbrochen.














Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.