"Krone": Zuerst einmal Ihre Kurzanalyse eines Spiels, das zwei Gesichter hatte.
Marcel Koller: In der ersten Halbzeit waren wir einfach schlampig, unkonzentriert, haben viele Flüchtigkeitsfehler gemacht. Nach der Pause war es viel besser, da war ich mit der Leistung zufrieden.
"Krone": Im Detail gefragt: Kennen Sie die Gründe für die Leistung in Halbzeit eins?
Koller: Für mich war immer klar, dass nach der geschafften Qualifikation ein paar Prozent fehlen - es waren genau jene Prozent, die man braucht, um gierig zu sein. Daher war für mich auch die Herausforderung in der Woche vor dem Spiel gewesen, die Grenze zwischen Spaß und Ernst zu finden. Im Nachhinein muss ich sagen: Bei allen Warnungen ist es wirklich so, dass ein paar Prozent fehlen.
"Krone": Wie haben Sie in der Pause reagiert - sind Sie laut geworden, haben Sie an die Ehre appelliert, an Topf zwei der EM-Auslosung erinnert?
Koller: An Topf zwei habe ich bei der Abschlussbesprechung erinnert, das musste ich nicht mehr tun. Ich hatte mir kurz überlegt, laut zu werden, bin aber ruhig geblieben. Ich kenne die Spieler schon länger, weiß, was zu tun ist, habe nur Nuancen angesprochen, die besser werden müssen. Man kann auch sagen: Es wurde an der Feinabstimmung gearbeitet.
"Krone": Danach zeigte die Mannschaft ein anderes Gesicht.
Koller: Hälfte zwei war dann genau das, was wir zeigen müssen, um zu gewinnen.
"Krone": Jakob Jantscher stand bereits unmittelbar vor dem 1:1 zur Einwechslung bereit, setzte sich dann wieder, später gab es dann dafür einen Dreiertausch.
Koller: Wenn ein Tor fällt, ist der Fokus gleich wieder höher, will man nicht den Rhythmus unterbrechen. Der Dreiertausch war einerseits ein Signal, andererseits wollte ich nicht jede Minute einzeln wechseln - daher gleich drei auf einmal.
"Krone": Ende gut, alles gut - was nehmen Sie jetzt mit?
Koller: Natürlich viel. Der Sieg war für die Mannschaft ein Lernprozess, sie hat Erfahrungen gesammelt. Und eine Tugend gezeigt, die auch eine Eigenheit von mir ist: Nie aufgeben! Zu guter Letzt, und das ist die wichtigste Erkenntnis: Mit angezogener Handbremse spielen geht nicht, wir brauchen immer 100 Prozent, müssen immer 100 Prozent geben. Dass die Spieler das nach der Pause gemacht haben, freut mich!
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