Aufreger im Video

Eklat vor Türkei-Spiel: Pfiffe bei Schweigeminute

Sport
14.10.2015 11:20
Vor Anpfiff des EM-Qualifikationsspiels zwischen der Türkei und Island ist es zu einem lautstarken Skandal gekommen. Bei einer Schweigeminute für die Opfer des Terroranschlags in Ankara vom Sonntag hallten Pfiffe und Buhrufe von den Rängen (siehe Video oben). Anhänger des türkischen Präsidenten Racip Erdogan werden hinter der Geschmacklosigkeit vermutet.

128 Menschen waren zuletzt in Ankara bei einem Terroranschlag gegen eine Friedensdemo ums Leben gekommen. Vor dem Länderspiel Türkei gegen Island sollte an sie gedacht werden - doch stattdessen kam es zum Eklat. Während die Spieler auf dem Platz schwiegen, schallten von der Tribüne Pfiffe und Buhrufe. Zudem sollen einige Fans "Allahu-akbar" ("Gott ist groß") gerufen haben. Eine Formel, die islamistische Terroristen als Schlachtruf verwenden.

Konya als AKP-Hochburg
In der Stadt Konya, wo das Spiel ausgetragen wurde, gibt es viele Anhänger der islamistischen "Milli Görüs"-Bewegung, aus der auch die AKP-Partei von Staatspräsident Erdogan stammt. Sie ist aufgrund ihrer islamistischen Tendenzen umstritten. Bei der Parlamentswahl im Juni erzielte die AKP in Konya mit 65 Prozent ihr landesweit zweitbestes Ergebnis. Für einige AKP-Anhänger und Nationalisten gelten die Teilnehmer der Friedensdemonstration in Ankara als Feindbild.

Fatih Terim (Bild: AP)
Fatih Terim

"Möge Konya Saudi Arabien beitreten"
Die Störung der Schweigeminute sorgte in sozialen Netzwerken für Empörung. Unter dem Hashtag #UtanKonya (Schande für Konya) wurden die Fans des hiesigen Klubs für den Skandal verantwortlich gemacht. "Möge Konya Saudi Arabien beitreten", schrieb ein Twitter-Nutzer in Anspielung auf die mutmaßlich islamistische Gesinnung mancher Zwischenrufer. "Mevlana dreht sich in seinem Grab um", kommentierte ein anderer. Mevlana wird der persische Dichter Jalal ad-Din Muhammad Rumi genannt, der im 13. Jahrhundert lebte und in Konya begraben liegt.

Die Türkei gewann übrigens das Spiel durch einen Last-Minute-Treffer mit 1:0 und qualifizierte sich damit für die Europameisterschaft 2016. Der türkische Nationaltrainer Fatih Terim sagte nach dem Spiel: "Ich wünschte, wir hätten die Qualifikation verpasst und keines unserer Kinder wäre gestorben."

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(Bild: KMM)



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