"Moorhuhn"-Klon

“Rambo: The Videogame” besudelt Rambos Andenken

Spiele
10.03.2014 14:31
Gott kennt Gnade, die Entwickler dieses Lizenzschrotts nicht. Mit diesem leicht modifizierten Zitat aus dem namensgebenden Actionstreifen ist im Grunde schon alles zu "Rambo: The Videogame" gesagt, handelt es sich bei diesem Titel doch um Leichenfledderei der übelsten Sorte. Reef Entertainment hat den Helden unserer Kindheit unsanft aus dem wohlverdienten Ruhestand geholt, in eine Pixelkarikatur seiner selbst verwandelt und in einen faden Rail-Shooter mit dem spielerischen Tiefgang von "Moorhuhn" eingebaut. Bei uns erfahren Sie, was von diesem B-Movie zum Selberspielen zu halten ist.

Die Filme der "Rambo"-Reihe waren nie für besondere Substanz, geistreiche Dialoge oder herzergreifende Geschichten bekannt, eines waren jedoch alle vier - inklusive des jüngsten Werks "John Rambo": feinste Action-Unterhaltung, getragen von einem wortkargen Helden, der sich im Alleingang ganzen Armeen entgegenstellt. Fiese Polizisten, Vietcong, Russen und burmesische Militärs mussten sich dem Kriegshelden im Film geschlagen geben, gegen die Besudelung seines Namens in Form des bisher schlechtesten Spiels 2014 konnte Rambo allerdings nichts tun.

Entwickler trägt Rambo zu Grabe
Da ist es bezeichnend, dass Entwickler Reef Entertainment "Rambo: The Videogame" mit dem Begräbnis des namensgebenden Helden eröffnet. Als wolle man ihn mit diesem Spiel endgültig zu Grabe tragen, wird Rambo in der Eingangssequenz mit militärischen Ehren beerdigt – und wüsste er, was in den Stunden nach dem Intro kommt, er würde in seinem Pixelgrab rotieren. Es folgt nämlich ein Rückblick auf das todbringende Leben des Actionhelden. Geballer in den Wäldern der USA und Vietnams und sogar an der Seite afghanischer Taliban im Kampf gegen die Sowjets. Kurzum: die ersten drei Filme zum Selberspielen. Warum man auf den vierten Teil verzichtet hat, wissen wir nicht.

Wer jetzt auf einen geradlinigen Shooter im "Rambo"-Universum hofft, wird sofort nach Spielstart enttäuscht. "Rambo: The Videogame" ist nämlich eigentlich kein Shooter, sondern eine Schießbude. Wie auf Schienen jagt das Spiel Rambo durch die einzelnen Levels, auf seine Route und seine Bewegungen hat man als Spieler keinerlei Einfluss. Nur ballern darf man – ähnlich wie bei "Moorhuhn" bewegt man das Fadenkreuz über den Bildschirm und erschießt alles, was Rambo ans Leder will. Auch die Polizisten aus dem ersten Teil, die Rambo in der Filmvorlage eigentlich am Leben ließ.

"Moorhuhn" mit bewegtem Hintergrund und Minigames
Für "Abwechslung" zwischen dem dümmlichen Geballer sorgen exzessiv genutzte Quicktime-Events, bei denen im rechten Moment eine bestimmte Taste gedrückt werden muss und ein - schon nach wenigen Minuten ziemlich lästiges - Minigame beim Nachladen. Dessen Funktionsweise: Drückt der Spieler beim Nachladen nicht zum rechten Zeitpunkt die geforderte Taste, erhält er weniger Munition und darf das Nachlade-Spiel umso früher wiederholen. Stimmt das Timing, gibt's ein paar Schuss extra und das nächste Nachlade-Minispiel lässt etwas länger auf sich warten. Spielt sich genauso spannend, wie es klingt.

Immerhin: Wenn Rambo aus der Deckung auf die immer gleich aussehenden Kommunisten schießt, darf der Spieler bestimmen, wann sich der Actionhüne hervorbeugt, um Leid über seine Feinde zu bringen. Sehr viel spannender macht "Rambo: The Videogame" aber auch diese Finesse nicht mehr. Nur zu gern würden wir auf die Frage, was dieses Spiel denn nun eigentlich ist, antworten: "Blaues Licht." Das ist es aber nicht. Es leuchtet nicht mal blau. Letztlich ist es nichts weiter als "Moorhuhn" mit sich verändernden Hintergründen, "Rambo"-Lizenz, Quicktime-Events, einem Nachlade-Minispiel und Zweibeinern statt Federvieh. Kostenpunkt: 30 Euro für den PC, 40 Euro als Konsolenversion. Fünf Euro wären okay gewesen.

Altbackene Optik, brauchbarer Sound
Zum Budgetpreis ließe sich auch die teils fürchterliche Grafik bis zu einem gewissen Grad verschmerzen. Dass Rambos Pixelabbild auf den ersten Blick nach Rambo aussieht, ist zwar löblich, seine Mimik ist jedoch auf dem Stand von vor vielen Jahren. Auch andere Protagonisten aus den Filmen sehen zwar auf den ersten Blick wie das reale Vorbild aus, offenbaren bei genauerer Betrachtung jedoch massive Schwächen in der Mimik.

Dass die Texturen oft verwaschen oder – im Falle von Rambos gestähltem und geöltem Körper – schlicht unrealistisch aussehen, macht es nicht besser. Und auch bei den Feinden bietet das Game nicht sonderlich viel Abwechslung: Nur zu oft stößt man beim Ballern auf Gegner, die stets gleich aussehen. Alles in allem spielt "Rambo: The Videogame" auf einem optischen Niveau, das 2014 einfach nicht mehr zeitgemäß ist.

Dank Filmlizenz erwartungsgemäß besser als die Optik ist der Sound. Der erfreut das Ohr des Rambo-Fans mit Klängen aus der Filmvorlage, und auch die Umgebungsgeräusche hat man solide getroffen. Die Sprecher – allzu viel haben sie inmitten der Baller-Orgie ohnedies nicht zu tun – machen ihre Sache vernünftig, bleiben aber nicht großartig in Erinnerung.

Simple, aber oft träge Steuerung
Die Steuerung von "Rambo: The Videogame" ist zweckmäßig und am PC am einfachsten mit Maus und Tastatur zu bewerkstelligen. Wer schon einmal einen echten Shooter gespielt hat, wird in diesem "Moorhuhn"-Verschnitt vor keine unlösbaren Herausforderungen gestellt. Als nervig erwies sich im Test, dass das Fadenkreuz mitunter etwas "nachzieht", die Steuerung also nicht völlig präzise ist. Angesichts des Gesamtbilds, welches das "Rambo"-Spiel hinterlässt, macht das aber auch schon nichts mehr.

Fazit: Letztlich lebt "Rambo: The Videogame" ausschließlich von seiner Filmlizenz, dürfte ob seiner Machart aber selbst hartgesottene Fans des muskelbepackten Actionhelden vor den Kopf stoßen. Wenn kurz so etwas wie Spaß aufkommt, dann bestenfalls wegen des gelegentlich unterhaltsamen B-Movie-Feelings, für das das Spiel sorgt. Wer auf so etwas steht, könnte – vorausgesetzt, das Game erfährt noch die eine oder andere Preissenkung – zumindest für einige wenige Stunden Spaß damit haben. Allen anderen sei hiermit geraten, das Geld lieber in die vier Filme zu investieren. Die unterhalten auch im fünften Durchlauf noch besser.

Plattform: PC (getestet), PS3, Xbox 360
Publisher: Koch Media
krone.at-Wertung: 3/10

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