Mauthausen-Arzt

NS-Verbrecher Heim soll 1982 getötet worden sein

Österreich
14.10.2007 18:15
Einer der meistgesuchten NS-Verbrecher - der aus Österreich stammende Aribert Heim – könnte schon seit 1982 tot sein. Der frühere SS-Arzt im KZ Mauthausen sei von einer Geheimorganisation vor fast 25 Jahren aufgespürt und getötet worden, schreibt der israelische Oberst Danny Baz in seiner Autobiografie, die am Dienstag in Frankreich erscheint.

Baz schildert in seinem Buch mit dem Titel „Ni oubli, ni pardon: Au coeur de la traque du dernier nazi“ (Weder Vergessen noch Verzeihen: Im Zentrum der Treibjagd nach dem letzten Nazi), er habe in den Achtzigern der geheimen amerikanischen Organisation „(Schleier)Eule“ angehört. Diese habe es sich zur Aufgaben gemacht, die letzten Nazis, die sich nach Amerika geflüchtet hatten, zu fassen.

In Kanada sei Heim vor 25 Jahren von Leuten der „Eule“ geschnappt worden, so der Oberst der Luftwaffe und Spezialist für Kommandooperationen weiter. Danach sei er „abgeurteilt“ und auf der Insel Santa Catalina vor der kalifornischen Küste exekutiert worden. Greifbare Beweise dafür legt Danny Baz in seinen Schilderungen allerdings nicht vor. „Aribert Heim ist tot. Ich war an der Operation beteiligt, die zu seiner Hinrichtung 1982 geführt hat“, schreibt der Offizier im Vorwort zu seinem Buch.

Geheimorganisation von Mauthausen-Überlebendem finanziert
Laut Danny Baz operierte „Die Eule“ unter größter Geheimhaltung und in der Illegalität. Die Organisation habe allerdings die Unterstützung hochrangiger Leute beim US-Auslandsgeheimdienst CIA, bei der Bundespolizei FBI und bei den israelischen Geheimdiensten erhalten. „Dieses Buch ist der Bericht von streng wahrheitsgemäßen Fakten. Allerdings wurden bestimmte Episoden absichtlich aus Gründen der Vertraulichkeit verschwiegen“, schreibt Baz in seinem Vorwort. Das Buch ist im Stil eines Romans verfasst.

Dem Oberst zufolge wurde „Die Eule“ von einem Mauthausen-Überlebenden, der mit Öl in Alaska zu Vermögen kam, gegründet. Im Buch wird er „Barney“ genannt. Der Geschäftsmann finanzierte die Aktionen der Organisation in Tranchen zu je sechs Millionen Dollar - in symbolhafter Verbindung auf die rund sechs Millionen Juden, die dem Holocausts zum Opfer fielen.

Französischer Nazi-Jäger hält Buch für „große Fantasie“
Für Serge Klarsfeld, den Gründer der Vereinigung der Söhne und Töchter jüdischer Deportierter Frankreichs, ist das Werk Baz' „eine große Fantasie“. Er habe nie von „Die Eule“ gehört. „Wenn diese Organisation existieren würde, dürften sie annehmen, dass ich davon gehört hätte“, sagte er. Aribert Heim sei sicherlich genauso wie der Eichmann-Gehilfe Alois Brunner, ein Eichmann-Gehilfe eines natürlichen Todes gestorben, so der Nazi-Jäger.

Jahrelange Jagd nach Heim quer durch die Welt
Der 1914 in Bad Radkersburg geborene Aribert Heim wäre heute 93 Jahre alt. 1941 hat er als SS-Arzt im Konzentrationslager Mauthausen zahlreiche Häftlinge durch Herzinjektionen ermordet. Nach dem Krieg praktizierte er im deutschen Baden-Baden als Frauenarzt und ist seit 1962 auf der Flucht.

Der „Doktor Tod“ genannte Mediziner wurde bis jetzt in Südamerika vermutet. Auf der Liste der „Meistgesuchten Nazi-Kriegsverbrecher“ des Simon Wiesenthal Zentrum steht Heim an zweiter Stelle hinter dem früheren SS-Hauptsturmführer Alois Brunner, dem als Mitarbeiter Adolf Eichmanns vorgeworfen wird, unter anderem in Griechenland und Ungarn an der Deportation von Juden mitgewirkt zu haben.

Heim soll Menschen als Versuchskaninchen für grausame Experimente benutzt haben. Auf seine Ergreifung haben Behörden und Private Belohnungen von insgesamt etwa 230.000 Euro ausgesetzt, darunter 130.000 Euro vonseiten der Polizei im deutschen Bundesland Baden-Württemberg. Vor zwei Jahren glaubten die Fahnder, Heim in Spanien dicht auf der Spur zu sein. Dann hieß es jedoch, ihm sei die Flucht nach Lateinamerika gelungen, Zeugen hätten ihn in Venezuela gesehen.

Auch Dänemark und Uruguay waren als zeitweilige Verstecke Heims genannt worden. Zuletzt wurde dann vermutet, Heim habe sich nach Chile abgesetzt. Eine uneheliche Tochter von Heim soll in den 70er Jahren in Chile studiert haben und dort bis heute leben, hieß es. Heims Familie hatte angegeben, der Gesuchte sei 1993 in Argentinien gestorben, jedoch keine Sterbeurkunde vorgelegt und auch das Erbe nicht angetreten.

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