6900 Stellen gekürzt

Abbau bei Siemens: Massiver Widerstand angedroht

Wirtschaft
17.11.2017 11:12

Siemens stehen unruhige Wochen ins Haus: Beschäftigte, Betriebsräte und Gewerkschaft haben entschiedenen Widerstand gegen den angekündigten Abbau Tausender Arbeitsplätze angekündigt. Schon zur Verkündung der umstrittenen Pläne am Donnerstag gab es erste Protestaktionen, weitere sind geplant. Auch Österreich ist vom Stellenabbau betroffen, das Ausmaß ist noch nicht bekannt.

Die deutsche IG Metall hat am Freitag zu einer Demonstration gegen die drohende Schließung des Siemens-Standorts im hessischen Offenbach aufgerufen. Im Berliner Dynamowerk fand in den Morgenstunden eine Kundgebung mit rund 1300 Mitarbeitern statt.

Am Vortag hatte Siemens die Streichung von weltweit 6900 Stellen angekündigt, davon etwa die Hälfte in Deutschland. Die Werke in Görlitz und Leipzig in Sachsen mit zusammen 920 Arbeitsplätzen sollen komplett geschlossen werden. In Berlin stehen insgesamt 870 Stellen auf der Streichliste, am Standort Mülheim an der Ruhr sollen 640 Stellen wegfallen. Auch Offenbach gilt als gefährdet, weil die Kraftwerksplanung im gut 200 Kilometer entfernten Erlangen konzentriert werden soll.

"Entschlossen Widerstand leisten"
Als Grund für die Einschnitte nannte Siemens schlechte wirtschaftliche Perspektiven für die Sparten Kraftwerksbau und Antriebstechnik. Die IG Metall sieht mit der Ankündigung möglicher betriebsbedingter Kündigungen und den drohenden Standortschließungen gültige Vereinbarungen mit Siemens verletzt. "Für uns ist klar, dass Offenbach dichtgemacht werden soll", so die für Offenbach zuständige Marita Weber. Dagegen werde man entschlossen Widerstand leisten und Alternativen entwickeln.

Die Schließungspläne für Görlitz und Leipzig haben auch in Sachsen Empörung ausgelöst. Die IG Metall kündigte an, die Pläne nicht hinzunehmen. Man werde "alles dafür tun", dass der Standort Görlitz erhalten bleibe, sagte der Erste Bevollmächtigte der IG Metall Ostsachsen, Jan Otto.

Demos in Berlin, Leipzig und Görlitz
Für den 23. November sei eine Demonstration in Berlin mit 300 Mitarbeitern des Turbinenwerks geplant. In Leipzig hatten am Donnerstag schon vor Bekanntwerden der Kürzungspläne 300 Mitarbeiter für den Erhalt ihres Arbeitsplatzes demonstriert, wie die Gewerkschaft mitteilte. Am Abend versammelten sich mehrere Dutzend Angestellte vor dem Görlitzer Werk zu einer Art Mahnwache.

In Berlin sollen im Dynamowerk 570 Arbeitsplätze wegfallen, im Gasturbinenwerk in Berlin-Moabit ist der Abbau von etwa 300 Stellen geplant. Die IG Metall kündigte an, um jeden Arbeitsplatz zu kämpfen. Siemens-Chef Joe Kaeser habe "erst letzte Woche Rekordgewinne verkündet. Die seit zehn Jahren geltende Vereinbarung zur Standort- und Beschäftigungssicherung, die Kündigungen und Standortschließungen ausschließt, wird von Siemens mit Füßen getreten", sagte der IG-Metall-Bezirksleiter für Berlin-Brandenburg-Sachsen, Olivier Höbel. "Wir fordern Herrn Kaeser auf, die Pläne für Schließungen und Stellenabbau zurückzunehmen."

Der massive Stellenabbau hinterlässt auch Spuren in Österreich. Die Kürzungen im Bereich Kraftwerksplanung und Großturbinen werden auch den Standort Wien betreffen, wurde bei einer deutschen Telefonkonferenz des Konzerns am Donnerstagnachmittag klar. In Wien sowie in Offenbach und Erlangen gebe es die gleichen Kompetenzen bzw. Beschäftigte, die das Gleiche machten. Der Schwerpunkt dieser Aktivitäten liege derzeit in Erlangen. Nun wolle das Management diese Kapazitäten dort bündeln, teilte Siemens mit.

Mehr als 10.000 Beschäftigte in Österreich
Alleine durch die Zusammenlegung des Lösungsgeschäft (Solutions) der deutschen Standorte Offenbach und Erlangen sollen 680 Arbeitsplätze wegfallen. Dazu werde es noch Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern geben. Bei Siemens in Österreich arbeiten derzeit 10.800 Mitarbeiter, 5800 von ihnen in Wien.

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