Samstag ist Schluss:

Pro Tag macht Air Berlin 1,5 Mio. € mehr Schulden

Wirtschaft
24.10.2017 08:49

Die insolvente Fluggesellschaft Air Berlin ist im ersten Halbjahr noch tiefer in die roten Zahlen gerutscht. Das geht aus dem veröffentlichten Finanzbericht hervor. Demnach sind die Verluste in den ersten sechs Monaten auf fast 447,6 Millionen Euro gestiegen - gut 163 Millionen mehr als im Vorjahreszeitraum. Pro Tag mache die Fluglinie 1,5 Millionen Euro mehr Schulden. Die Airline ist ab Samstag Geschichte, nachdem sie im August Insolvenz angemeldet hatte.

Der Umsatz fiel laut Finanzbericht zugleich von 1,7 auf rund 1,5 Milliarden Euro. Im gleichen Atemzug relativierte Air Berlin die Aussagekraft des Zahlenwerks. "Mit den nachfolgenden Zahlen können wir nicht vorgeben, einen offenen und ehrlichen Blick auf die finanzielle Situation der Air-Berlin-Gruppe zu geben", heißt es. Der Bericht sei zu einem Zeitpunkt entstanden, als noch vom Fortbestand der Airline ausgegangen worden sei. Nach dem Insolvenzantrag im August habe sich aber eine völlig neue Ausgangslage ergeben. "Air Berlin PLC warnt jeden Leser dieses finanziellen Statements, sich auf irgendeine der finanziellen Informationen zu verlassen, die darin enthalten sind", so die Airline.

Ex-Air-Berlin-Chef kritisiert Politik: "Berlin wie ein Dorf behandelt"
Aus Sicht von Ex-Air-Berlin-Chef Hartmut Mehdorn haben die Verkehrspolitik des Bundes und des Berliner Senats zum Aus der Fluggesellschaft beigetragen. Die Anfang 2011 vom Bund eingeführte Luftverkehrssteuer habe das Unternehmen jährlich 100 Millionen Euro gekostet. Diese Summe habe Air Berlin in diesem Markt nicht verdienen können. "Wir haben wie die Löwen gegen die unsägliche Luftverkehrssteuer gekämpft", sagte Mehdorn im Interview mit dem "Tagesspiegel" am Dienstag. "Man hätte der notleidenden Air Berlin diese Steuer nicht aufdrücken dürfen. Es war klar, dass die schwarze Null damit nicht zu erreichen war."

Die Berliner Verkehrspolitik bezeichnete Mehdorn, der von 2013 bis 2015 auch die Flughafengesellschaft Berlin-Brandenburg leitete, als "schwach und taub". "Die dreht sich nur um Radfahrer und Beschränkung des individuellen Autoverkehrs, aber nicht darum, wie man Berlin per Fernbahn, Fernstraßen, Flughafen und Wasserstraßen adäquat anbindet", kritisierte er. "Berlin wird wie ein Dorf behandelt."

Lufthansa soll große Teile von Air Berlin übernehmen
Die Fluglinie hat im August Insolvenz angemeldet. Großaktionär Etihad wollte den Fortbestand des schon lange defizitären Unternehmens nicht weiter finanzieren. Lufthansa will nun große Teile der Fluggesellschaft übernehmen. Die Gespräche mit der Billigfluglinie Easyjet hatten bisher keinen Erfolg. Der Gläubigerausschuss berät am Dienstag über die Verkaufsverhandlungen.

Gewerkschaft sorgt sich um Beschäftigte von Air Berlin
Die Gewerkschaft Verdi pocht unterdessen auf eine Auffanggesellschaft für die Mitarbeiter von Air Berlin. "Wir haben große Sorge um die Beschäftigten", sagte eine Verdi-Sprecherin am Montag anlässlich eines Treffens mehrerer Bundesländer. Die Mitarbeiter müssten in gute, neue Arbeitsplätze vermittelt werden. Eine Transfergesellschaft soll Beschäftigten, die von Arbeitslosigkeit bedroht sind, den Übergang in neue Jobs ermöglichen. Mehr als 1000 Mitarbeiter von Air Berlin wissen derzeit nicht, wie es für sie weitergehen wird.

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