Frau verurteilt

Detektiv entlarvte “Simulantin”: Prozess

Tirol
07.09.2017 23:19

Die Folgen einer Handverletzung wollten bei einer Tirolerin (51) angeblich nicht heilen. Bei Ärzten gab sie massive Einschränkungen vor und kassierte von zwei Versicherungen rund 750.000 Euro (!) wegen Invalidität. Doch ein Detektiv sah sie schwere Einkaufstaschen mühelos tragen - Prozess wegen schweren Betruges.

Trotz geringen Einkommens hatte die Frau zwei Unfallversicherungen in Maximalhöhe abgeschlossen. Nicht lange darauf fiel ihr beim Putzen ein schwerer Gegenstand herab - komplizierter Mittelhandbruch, hohe Invalidität. Die Versicherungen mussten tief in die Tasche greifen. "Von uns bekam sie als Einmalzahlung 360.000 Euro, danach eine monatliche Rente", schilderte ein Versicherungsmitarbeiter.

Gutachter sah Heilung

Nach einigen Jahren, im Dezember 2014, stellte ein Gutachter allerdings fest, dass der linke Arm und die Hand wieder normal funktionieren müssten. "Ich kann aber nicht arbeiten wie vorher. Gegenstände fallen mir noch immer aus der Hand", wiederholte die Frau am Landesgericht ihre Schilderungen über andauernde Beschwerden.

Detektiv beobachtete die Frau im Alltag

Eine der beiden Versicherungen hatte schon zuvor gezweifelt  - und einen Detektiv engagiert, der die 51-Jährige im Alltag beobachtete. Ergebnis: Schwere Einkaufstaschen tragen, Fenster putzen oder Zigaretten rauchen (Feinmotorik der Finger) - alles offenbar kein Problem. "Die Angeklagte hat das Leiden ganz klar simuliert", plädierte die Staatsanwältin. Und der Anwalt einer der Versicherungen ortete sogar einen großen Betrugsplan dahinter.

Behauptung: "Geld im Casino verspielt"

Der Richter wollte wissen, wohin die Riesensumme gekommen sei. "Das habe ich im Casino verspielt", gab die 51-Jährige an. Da das Gegenteil kaum zu beweisen ist und die Frau von 370 € Sozialhilfe und 370 € ihrer Tochter lebt, ist für die Versicherungen wohl kaum Geld zurückzuholen. Gefordert wurden nur rund 12.000 € (weil ein Großteil der Ansprüche verjährt ist) und 15.800 € für die Detektivkosten. "Kein Wunder, dass die Versicherungsprämien so hoch sind", kommentierte der Richter.

Mildes Urteil

Das Urteil gegen die Unbescholtene fiel mild aus: 960 € Geldstrafe und acht Monate bedingte Haft. Die Frau nahm an, die Staatsanwältin gab keine Erklärung ab. Urteil damit noch nicht rechtskräftig.

Andreas Moser, Kronen Zeitung

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