Fataler Fehler

Barcelona: Abschiebung des Terrorpaten gestoppt

Ausland
23.08.2017 22:32

Täglich werden mehr Details zum mutmaßlichen Kopf jener Terrorzelle bekannt, die für die Anschläge in Barcelona und Cambrils verantwortlich ist. Am Mittwoch musste die spanische Justiz einen fatalen Fehler im Umgang mit dem Imam Abdelbaki Es Satty zugeben. Ein Richter habe die Abschiebung des Mannes im März 2015 gestoppt, teilten die Behörden mit. Der zuständige Richter habe damals befunden, der Prediger stelle keine "ausreichend schwere Gefahr für die öffentliche Ordnung" dar.

Der aus Marokko stammende Es Satty habe zum Zeitpunkt seiner geplanten Abschiebung eine vierjährige Haftstrafe wegen Drogenhandels verbüßt, hieß es. Der zuständige Richter habe jedoch geurteilt, der Imam sei "um eine Integration in die spanische Gesellschaft" bemüht.

Imam wollte offenbar auch Selbstmordattentäter werden
Es Satty gilt als Drahtzieher hinter den Anschlägen in Katalonien mit 15 Toten und mehr als 120 Verletzten. Am Dienstag hatten nach Justizangaben zwei der festgenommenen Terrorverdächtigen in einer Gerichtsanhörung ausgesagt, der Imam habe hinter den Anschlagsplänen gesteckt und habe sich als Selbstmordattentäter in die Luft sprengen wollen.

Nach dem Imam wurde in der Folge der Anschläge tagelang gefahndet. Nach letzten Erkenntnissen der Ermittler war er allerdings kurz vor den Attentaten bei einer Sprengstoff-Explosion in einem Haus in Alcanar ums Leben gekommen.

Ermittler gehen Spuren ins Ausland nach
Bei einer ersten Anhörung der vier überlebenden Verdächtigen waren am Dienstag wichtige Details der Anschlagsplanung bekannt geworden. Nach dem Geständnis eines der Terrorverdächtigen von Barcelona fahndete die Polizei am Mittwoch weiter nach Mitwissern. Beamte starteten laut Polizeiangaben in der Nacht mehrere Razzien, um ein mögliches Unterstützer-Netzwerk der Terrorzelle ausfindig zu machen. Die Ermittler gingen auch Spuren ins Ausland nach - zumal in den Trümmern des explodierten Hauses auch Flugtickets nach Brüssel gefunden wurden.

Aus Unterlagen des Madrider Gerichts wurde ersichtlich, dass die Terrorzelle zunächst einen Bombenanschlag geplant hatte. Im Unterschlupf der Gruppe in Alcanar wurden demnach mindestens 500 Liter Aceton, große Mengen Nägel und Zünder und etliche Gasflaschen gefunden. Aus diesen Materialien lässt sich der Sprengstoff TATP herstellen, der häufig von der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat eingesetzt wird.

Angriff mit Auto war nur Plan B
Nach der versehentlichen Explosion habe die Gruppe laut Aussage vom Dienstag einen Plan B in Kraft gesetzt - ein Autoanschlag anstelle eines Bombenattentats. Sie habe einen Kleintransporter gemietet, den geplanten Anschlag aber zunächst nicht ausführen können, weil sie umgehend in einen Verkehrsunfall verwickelt worden sei. Erst mit dem zweiten gemieteten Fahrzeug sei dann der tödliche Anschlag auf Barcelonas Flaniermeile Las Ramblas verübt worden.

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