Novelle droht

Tarif purzelt: Für Bauer ist Biogasanlage wertlos

Tirol
28.03.2017 16:10

Versetzt der Nationalrat den heimischen Biogasanlagen den Todesstoß? Auch Tiroler Betreiber zittern etwa Johann Hechenblaikner aus Buch. Im Jahr 2005 errichtete er in mühsamer Tüftelei eine 250.000-Euro-Anlage auf seinem Hof und erhielt seither einen geförderten Ökostrom-Tarif von rund 16 Cent. Jetzt droht durch eine Novelle der Sturz auf 3 Cent das endgültie Aus!

Wie rund 300 andere Betreiber in Österreich ließ sich auch Landwirt Hechenblaikner (45 Stück Vieh, drei Hektar Grund, drei Hektar zugepachtet) von der angeblich zukunftsweisenden Stromproduktion durch Biogas überzeugen. 250.000 Euro investierte er in seine aufwändige Anlage mit zwei Motoren: "Der kleinere ist neu und kostete allein schon 60.000 Euro, zudem musste ich zwei Gruben zu je 300 m3 bauen und viele Auflagen erfüllen."

16 Cent pro Kilowatt

Immerhin: Seither liefern drei Bauern ihren Mist ab, zudem kann Hechenblaikner Silage und den ganzen Rasenschnitt der Gemeinde verwerten. Laut Ökostromtarif (für 13 Jahre fixiert) durfte er den produzierten Strom um rund 16 Cent ins Tiwag-Netz einspeisen. Mit der Abwärme trocknet er Heu und heizt sein eigenes plus drei Nachbarhäuser. Der erste Schock kam aber bereits kurz nach Fertigstellung: 40 Prozent Investitionsförderung war ihm in Aussicht gestellt worden bis der Bescheid kam: abgelehnt! Dabei blieb es trotz verzweifelter Nachfragen und schlaflosen Nächten.

Moderne weiter fördern, den Rest "abwracken"

Noch bevor die Anlage abbezahlt ist, droht der noch schlimmere Schlag: Heute wollte der Nationalrat die Ökostromgesetzesnovelle fixieren, doch man ist uneinig, vertagte sich auf April. Im Raum steht, dass nur mehr modernste Anlagen für weitere sieben Jahre den Fördertarif erhalten. Der Rest soll per "Abwrackprämie" zum Schließen gedrängt werden. "Meine Anlage hat wegen dieser Bedingungen nur mehr Schrottwert", klagt der Familienvater. Für ihn klingen einstige Biogas-Schlagworte wie lokale Wertschöpfung oder Nachhaltigkeit nun wie Hohn. Ohne Förderung ist ein Ende mit Schrecken fix.

Andreas Moser, Kronen Zeitung

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