Gewaltiger Blutzoll

2016 mehr als 11.400 zivile Opfer in Afghanistan

Ausland
06.02.2017 13:16

Mit über 11.400 Toten und Verletzten hat die Zahl der zivilen Opfer in Afghanistan im vergangenen Jahr einen neuen Höchststand erreicht. 3.498 Zivilisten seien getötet und 7.920 verletzt worden, was einem Anstieg um drei Prozent im Vergleich zu 2015 entspreche, teilte die UNO am Montag in ihrem Jahresbericht mit. Demnach befinden sich immer mehr Kinder unter den Opfern.

Insgesamt gingen laut den Vereinten Nationen 61 Prozent der zivilen Opfer auf regierungsfeindliche Gruppen wie die radikalislamischen Taliban und die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat zurück. Die Opferzahl durch IS-Angriffe habe sich im Vergleich zu 2015 sogar verzehnfacht. 22 Prozent der Opfer gingen auf das Konto afghanischer Sicherheitskräfte, zwei Prozent auf das internationaler Sicherheitskräfte. Der Rest sei oft nicht eindeutig zuzuordnen.

Zahlreiche Selbstmordattentate in Kabul
Am stärksten vom Krieg betroffen seien die Zivilisten im Süden des Landes gewesen. Den größten Anstieg von Opfern (plus 34 Prozent) verzeichnete aber Zentralafghanistan, vor allem wegen vieler Selbstmordanschläge in der Hauptstadt Kabul. Laut UNO steigt die Zahl der Selbstmordattentate stetig an, außerdem seien seit 2009 noch nie so viele Menschen in Afghanistan durch Luftangriffe getötet oder verletzt worden. Auch würden Schulen und Krankenhäuser zunehmend für militärische Zwecke eingesetzt.

Immer mehr Kinder unter den Opfern
Die Zahl der getöteten und verletzten Kinder stieg dramatisch an: 3.512 Kinder seien 2016 dem neu aufgeflammten Krieg zwischen Taliban und afghanischer Regierung zum Opfer gefallen, hieß es. Das seien 24 Prozent mehr als 2015. Die Vereinten Nationen machen dafür vor allem die Zunahme von Gefechten in dicht besiedelten Gebieten mit vielen Familien verantwortlich. Erheblich mehr Kinder seien deshalb auch durch nicht detonierte Munition zu Schaden gekommen. Zudem hätten internationale und afghanische Luftschläge mehr als doppelt so viele Kinder getötet oder verletzt wie im Jahr davor.

Zahl der "gezielten Morde" an Frauen steigt
Unter den Frauen ist die Zahl der Opfer hingegen leicht gesunken (minus zwei Prozent). Allerdings weisen die Vereinten Nationen "besorgt" daraufhin, dass die Taliban Frauen weiterhin in Selbstjustiz für vermeintlich unmoralisches Verhalten bestraften - ein Trend, der sich seit etwa zwei Jahren stetig verschärfe. Außerdem habe es sehr viel mehr "gezielte Morde" an Frauen gegeben (plus 25 Prozent). Zahlreiche weibliche Opfer seien Menschenrechtsaktivistinnen, Polizistinnen oder generell "im öffentlichen Leben" aktiv gewesen.

Seit Beginn der UNO-Zählung 2009 sind in Afghanistan über 70.200 Zivilisten getötet oder verletzt worden. Allerdings weisen die Vereinten Nationen angesichts ihres immer eingeschränkteren Zugangs zu Provinzen darauf hin, dass die Dunkelziffer noch weit höher liegen könne.

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