"Lassen sie nicht!"

Akademikerball: 2800 Gegner zogen durch City

Österreich
03.02.2017 22:33

Rund 2800 Demonstranten gegen den Wiener Akademikerball sind am späten Freitagnachmittag etwa 2700 Polizisten gegenübergestanden. Die Teilnehmer des von der "Offensive gegen Rechts" veranstalteten Demozuges marschierten vom Schottentor bis zum Stephansplatz. Bengalische Feuer und Feuerwerksköper wurden gezündet, zu gröberen Zwischenfällen kam es aber nicht. Eine Überraschung gab es am Abend dann aber doch noch: FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache blieb dem Akademikerball heuer fern: "Wir sind krank", postete er auf Facebook.

Die Teilnehmer des von der "Offensive gegen Rechts" angemeldeten Demonstrationszugs versammelten sich ab 17 Uhr vor der Wiener Hauptuniversität beim Schottentor. Während die Veranstalter im Laufe der Demo von über 4000 Teilnehmern sprachen, zählte die Polizei an die 2800 Personen.

Kritik an Van der Bellen geäußert
Bevor sich der Demonstrationszug kurz nach 18 Uhr Richtung Stephansplatz in Bewegung setzte, meldete sich eine Rednerin der "Offensive gegen Rechts" zu Wort. "Wir haben es geschafft Hofer als Bundespräsidenten zu verhindern. Wir akzeptieren aber nicht die lapidare Aussage des Bundespräsidenten, sie (Anm. Besucher des Akademikerballs) einfach tanzen zu lassen. Nein, wir lassen sie nicht."

Sobotka "versucht, uns einzuschüchtern"
Als Grund für die Demo nannten die Veranstalter: "Wir sind hier, um ein klares Zeichen gegen die rechte Hetze zu setzen." Der Widerstand "gegen dieses braune Pack ist notwendiger denn je". Die Kritik der Demo-Redner richtete sich allerdings nicht nur gegen den Akademikerball sondern auch gegen die Regierung und insbesondere Innenminister Wolfgang Sobotka. Dieser stand vor allem mit seiner Forderung nach einer Einschränkung des Demonstrationsrechtes unter Beschuss. Der Innenminister "versucht, uns einzuschüchtern", sagte eine Rednerin. Bundeskanzler Christian Kern wiederum forderte sie auf: "Hören Sie endlich auf, Rassismus zu schüren!"

Anschließend wurde den Teilnehmern der Demo eine Rechtshilfenummer gegeben. Diese sollen die Demonstranten wählen, falls sie von "Polizisten belästigt werden".

Bengalisches Feuer gezündet
Am Weg durch die Wiener City waren die Demonstranten mit Schildern mit der Aufschrift "Kein Nazi in der Hofburg" gerüstet. Außerdem wurden diverse Parolen, wie "Strache macht Hetze, Rot-Schwarz die Gesetze" gerufen. Die Veranstaltung verlief relativ ruhig, bengalische Feuer wurden jedoch gezündet.

Beim Eintreffen am Schlusspunkt der Demonstration am Stephansplatz gegen 19 Uhr wurden die Demonstranten noch einmal lauter: "Alerta, Alerta, Antifascista"-Rufe waren zu hören. Feuerwerkskörper wurden gezündet.

Um 19.30 Uhr wurde die Veranstaltung offiziell von der "Offensive gegen Rechts" beendet. Laut Polizei kam es zu keinen Festnahmen. Allerdings kam es zu 97 Identitätsfeststellungen von Demonstranten, unter anderem wegen Teilnahme an unangemeldeten Versammlungen. Außerdem kam es 34 Verwaltungsanzeigen. Strafrechtliche Delikte gab es aber laut derzeitigem Kenntnisstand keine, sagte Polizei-Pressesprecher Johann Golob. Die Ringstraße war nach 22 Uhr wieder frei befahrbar. Insgesamt ist die Demonstration gegen den Ball laut Exekutive sehr ruhig und friedlich verlaufen.

Polizei filmte mit
Erstmals filmte die Exekutive auch mit und wird die Videos am Samstag auf dem neuen YouTube-Kanal "Polizei-TV" ins Netz stellen. Diese Maßnahme rief bereits im Zuge einer Diskussionsrunde Kritik hervor.

Kundgebung am Ballhausplatz
Noch vor der Veranstaltung der "Offensive gegen Rechts" fand am Ballhausplatz eine aktionistische Kundgebung namens "Buntgebung" der Aktion "Jetzt Zeichen setzen" statt. Laut Veranstalterangaben nahmen rund 60 Personen teil. Alexander Pollak, Sprecher von SOS Mitmensch, kritisierte, dass rechtsextreme Männerbünde Vernetzungstreffen in den Räumen der Republik abhalten. Zur Aussage des neuen Bundespräsidenten Alexander Van der Bellen ("Was geht es mich an? Lasst sie doch.") sagte Pollak gegenüber der APA, der Normalisierung des Rechtsextremismus könne man mit Gelassenheit begegnen, "oder wie von unserer Seite mit Unverständnis".

Von FPÖ veranstaltet
Der Akademikerball wird seit 2013 von der FPÖ veranstaltet. Er ist Nachfolger des von deutschnationalen Burschenschaften getragenen Balles des Wiener Korporationsringes (WKR-Ball). Besucht wird der umstrittene Ball alljährlich auch von prominenten Vertreter der Freiheitlichen.

FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache nahm entgegen jahrelanger Tradition heuer nicht am Akademikerball teil. Wie er auf Facebook bekannt gab, sei er krank geworden.

Demo gegen Kopftuchverbot am Samstag
Aufatmen kann die Wiener Exekutive nach dem friedlichen Verlauf des Freitagabends jedoch nur kurz: Denn bereits ab Samstagmittag steht der nächste Demonstrationszug in den Startlöchern. Unter dem Motto "Gegen die autoritäre Bevormundung" versammeln sich ab etwa 13.30 Uhr Muslime in der Innenstadt, um ihrem Ärger über das im Rahmen des Integrationspakts beschlossene partielle Kopftuchverbot Luft zu machen.

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